
© Stephan Rape
52 Bauplätze: 349 Familien träumen vom eigenen Grundstück am Deventer Weg
Erschließung fast fertig
349 Interessenten stehen auf den Vormerklisten für ein Grundstück im Baugebiet Deventer Weg. Dort gibt es aber nur 52 Bauplätze. Zumindest die Erschließung ist fast fertig. Ein Rundgang.
Noch gleicht das Neubaugebiet am Deventer Weg in Alstätte einer Mischung aus Mondlandschaft und Seenplatte: Teilweise knietief steht das Wasser noch auf dem ehemaligen Acker zwischen Deventer Weg und B70. Und doch macht die Fläche große Fortschritte.
„Wir hatten hier große Probleme mit dem Wasser“, sagt Volker Timmermann. Er verantwortet bei der Stadt den Kanalbau. Der Boden im Südwesten von Alstätte sei sehr lehmig und „bindig“ – würde also enorme Mengen Wasser halten. Anfang des Jahres habe es enorm geregnet. „Da standen die Arbeiten hier auch einmal vier oder fünf Wochen still“, erklärt er. Weil die Maschinen in dem tiefen Schlamm regelrecht stecken geblieben seien.
Auch so seien die Arbeiten streckenweise zur großen Schlammschlacht ausgeartet. „Wenn man da mit der Baggerschaufel in den Boden gestochen hat, ist das Wasser von allen Seiten in das Loch geschossen. Wie aus einem Feuerwehrschlauch“, macht er weiter deutlich. Kein einfacher Baugrund. Zumindest für den Tiefbau.
Teile des Areals stehen noch unter Wasser
Jetzt sei der Boden größtenteils abgetrocknet. Aber bei der Erschließung habe das natürlich wehgetan. Doch auch wenn weite Strecken bereits abgetrocknet sind und man mittlerweile auch fast trockenen Fußes das Gebiet durchqueren kann, an vielen Stellen des Areals steht das Wasser noch. Und versickere nur ganz, ganz langsam. „Da werden wir wohl noch einmal abpumpen müssen“, sagt Volker Timmermann.
Eine Million Euro soll die Erschließung am Ende kosten. Geld, das nur zu einem kleinen Teil in die Baustraßen geflossen ist, die der Fläche jetzt schon ihre zukünftige Aufteilung geben. Ein großer Teil ist in die Regen- und Schmutzwasserleitungen, die Schächte und das 2400 Kubikmeter große Regenrückhaltebecken geflossen.

Alfred Kühlkamp (Straßenbau), Richard Bömer, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, und Volker Timmermann (Kanalbau, v.l.) am Mittwochmorgen im Baugebiet am Deventer Weg. Die Erschließungsarbeiten der Stadt sind – trotz einiger Schwierigkeiten – fast abgeschlossen. © Stephan Rape
Das soll einmal das Regenwasser, das in dem neuen Baugebiet zusammenkommt, nur nach und nach in die Kanalisation leiten. Auch dort versteckt sich allerdings ein Teil der Technik unter der Erdoberfläche und ist nur bei genauem Hinsehen zu entdecken: beispielsweise das Drosselbauwerk. Zwischen Becken und Regenkanal öffnet und schließt sich ein Durchlass – je nachdem, wie viel Wasser im Becken steht.
Ein Schwimmer regelt automatisch, dass nicht zu viel Wasser auf einmal abgeleitet wird. „Höchstens zehn Liter in der Sekunde. Also sehr wenig“, verdeutlicht Volker Timmermann. Das sei von außen natürlich nicht zu sehen. „Wie immer im Tiefbau“, ergänzt Richard Bömer lächelnd. Er kennt das Problem, schließlich ist er Fachbereichsleiter Tiefbau bei der Stadt Ahaus.
Begrünung und Ausgleich folgen ganz zum Schluss
Rund um das Becken sollen noch umfangreiche Anpflanzungen folgen. Der ganze Bereich soll zu einem eigenständigen Biotop werden. Über 100 Bäume und rund 5000 Quadratmeter Blumen, Gräser und Sträucher sollen angepflanzt werden. Ist alles angepflanzt, soll das Becken allerdings abgezäunt werden. Zumindest mit einem Drahtzaun. „Das ist ja eine technische Anlage“, erklärt Volker Timmermann. Außerdem dienen die Anpflanzungen dort dem Ausgleich für die neu versiegelten Flächen im Baugebiet. Als Naherholungsgebiet seien sie also nicht geeignet.

Die Baustraßen im Neubaugebiet sind schon fertig. An vielen Stellen steht allerdings noch das Wasser. Es muss wohl abgepumpt werden, weil es nur sehr, sehr langsam versickert. Der Boden hat die Erschließungsarbeiten nicht gerade einfach gemacht. © Stephan Rape
„Ein paar Wochen wird sich das noch hinziehen“, glaubt Volker Timmermann. Genau möchte er das aber noch nicht festzurren. Dann aber sei die Fläche in jedem Fall ökologisch wertvoller als zu der Zeit, als sie nur landwirtschaftlich genutzt wurde.
Auch der große Wall entlang der B70 gehört dazu: Rund 6000 Kubikmeter ausgehobener Boden sind bereits in den mehrere Meter hohen Wall geflossen. Etliche Kubikmeter werden noch dazukommen. Dabei wäre der aktuell noch gar nicht notwendig: Die Verwaltung hat den Wall jedoch einerseits mit Blick auf eine mögliche Erweiterung des Baugebietes angelegt. Dann hätte er in jedem Fall gebaut werden müssen. Außerdem habe sie so Geld gespart: „6000 Kubikmeter Boden aufzuladen und wegzufahren, hätte ja eine Unsumme gekostet“, erklärt Richard Bömer. Dieses Geld konnte so eingespart werden.
Baugrundstücke in Alstätte siebenfach überreizt
52 Grundstücke sollen dort einmal entstehen. Zwischen 240 und 570 Quadratmeter groß. Um die Nachfrage nach Baugrundstücken allein in Alstätte zu befriedigen, reicht das aber lange nicht aus: 349 Bewerber haben sich bei der Stadt in die Vormerklisten eintragen lassen.
Wer am Ende das Rennen macht, wird – zumindest für die städtischen Grundstücke – nach Vergabekriterien entschieden. Auch über die berät der Rat in seiner Sitzung am 5. Mai noch. Genau wie über weitere Eckdaten, wie beispielsweise den Kaufpreis. Die städtischen Grundstücke sollen verkauft werden. Die zwölf Grundstücke, die der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt Alstätte/Ottenstein gehören, gibt die Gemeinde als Erbpacht-Flächen ab.
Sollte nun alles glatt gehen, könnten sich im kommenden Spätsommer die ersten Baukräne in dem Areal drehen. Bis dahin müssen aber auch noch die Stadtwerke ihren Teil der Erschließung leisten: Strom-, Wasser- und Gasleitungen fehlen noch. Auch das werde noch einmal einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
