Verdi will Amazon-Weihnachtsgeschäft stören

Wieder Streik in Werne

Kurz nach Beginn des Weihnachtsgeschäfts hat die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter des Versandhändlers Amazon in Werne zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert einen Tarifvertrag, Amazon lehnt dies ab. Verdi kündigt für die kommenden Wochen weitere "unangekündigte und unberechenbare Streikaktionen" an.

WERNE

, 25.11.2015, 09:27 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wieder Streik bei Amazon in Werne: Das Verdi-Zelt wirkte am Mittwochmorgen bei Schmuddelwetter ziemlich verlassen.

Wieder Streik bei Amazon in Werne: Das Verdi-Zelt wirkte am Mittwochmorgen bei Schmuddelwetter ziemlich verlassen.

Karsten Ruprecht, Verdi-Sprecher, teilte am Morgen mit, dass die Frühschicht am Werner Amazon-Standort seit 5.15 Uhr im Streik ist. Am Donnerstag wollen die Angestellten dann wieder ganz normal zum Dienst antreten. Ruprecht kündigte eine "Nadelstichtaktik" an.

Heißt: Keine vorhersehbaren langen Streiks, die der Arbeitgeber durch zusätzliches Personal recht einfach auffangen kann. Sondern unangekündigte Streiktage, die "mächtig Unruhe bringen", so der Verdi-Sprecher. Amazon hatte zuletzt viele zusätzliche Mitarbeiter eingestellt - speziell für das Weihnachtsgeschäft.

Im September war die Rede von 1400 Stellen auf Zeit, zusätzlich zu den vorhandenen rund 1100.

Streikende in "Schlüsselfunktionen"

Die Streikbereitschaft, so Ruprecht, sei in Werne nicht so hoch wie an anderen deutschen Standorten, beispielsweise in Leipzig. Jedoch sei die Gewerkschaft mit der Beteiligung zufrieden. Ruprecht sprach von rund 150 Arbeitnehmern, die sich am Streik beteiligt hätten.

Auch wenn die Zahl damit nicht sehr hoch sei, so seien die Streikenden in "Abteilungen mit Schlüsselfunktionen" beschäftigt. 

Vor den Toren von Amazon hätten nur hin und wieder Streikposten gestanden, so der Sprecher weiter, die meisten Streikenden hielten sich im nahen Streikcafé auf. Außerdem hatte die Gewerkschaft die Mitarbeiter wegen des schlechten Wetters nach Hause geschickt.

So sieht Amazon den Streik:

Der Versandhändler Amazon bestreitet hingegen, dass der Streik an fünf deutschen Standorten in Werne, Koblenz, Leizig, Bad Hersfeld und Rheinberg Auswirkungen auf das Tagesgeschäft habe.

Sie hätten "keinerlei Einfluss auf die Einhaltung unseres Lieferversprechens", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Laut Amazon haben sich weniger als 750 Mitarbeiter bundesweit an dem Streik beteiligt.

Worüber Verdi und Amazon streiten:

Der Konflikt zwischen Verdi und dem US-Versandriesen Amazon schwelt schon Jahre. Zuletzt kam es immer wieder zu Streikaktionen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem die Einrichtung eines Tarifvertrages für die Beschäftigten. 

„Amazon kauft und verkauft. Amazon ist ein Händler“, so Ruprecht. „Deshalb müssen die Mitarbeiter auch nach dem Einzelhandelstarif bezahlt werden“, sagt er. 

Der Unterschied in der Bezahlung bestünde vor allem darin, dass im Tarif des Einzelhandels von Anfang an 13,30 Euro brutto pro Stunde gezahlt werden. Plus 1349,38 Euro Weihnachtsgeld + 1181 Euro Urlaubsgeld + Zuschläge für Nachtarbeit und Mehrarbeit.

Bei Amazon wird im ersten Jahr 10,57 Euro, im zweiten Jahr 12,28, im dritten Jahr 12,38 Euro brutto pro Stunde gezahlt. Hinzukommen 400 Euro Weihnachtsgeld.

Amazon hatte erst im Sommer zur Freude der lokalen Wirtschaftsförderung und vieler Arbeitnehmer angekündigt, den Standort mittelfristig beibehalten zu wollen und sogar einen neuen Standort errichten zu wollen.

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