
© Nils Lindenstrauß
Mit Video: „Erster Tatort, den wir nicht zerreißen“: Ludger Burmann lobt Münster-Tatort
Tatort-Kritik
Hippie-Kommune, freie Liebe, Morde und ein verdächtiger Priester. Der neue TV-Tatort aus Münster ist witzig, aber durchschaubar, sagt Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, in seiner Tatort-Kritik.
Ludger Burmann musste oft mit dem Kopf schütteln. „Das geht gar nicht!“, sagte der Schauspieler aus Werne nicht selten, als er sich die jüngsten Folgen des TV-Tatorts aus Dortmund angeschaut hatte. Oft fand er die Geschichten realitätsfremd und ärgerte sich, wie die Stadt in dem TV-Krimi dargestellt wird. Nun hat Ludger Burmann sich den neuen Tatort aus Münster angeschaut, den die ARD am Sonntag (2. Mai) ab 20.15 Uhr ausstrahlt. Und dafür findet der Schauspieler in unserer Video-Tatort-Kritik auf gewohnte Weise deutliche Worte. Allerdings gibt es lobende Worte.
„Schon am Anfang musste ich herzhaft lachen“, sagt Ludger Burmann. Es geht um eine Szene, in der das spätere Mordopfer, Maik Kowalski (Matthias Zera) Sex mit einer Frau hat. Im Hintergrund ist das Lied „Caseys Long Ride“ von Kris Kristoffersen zu hören.
Passender hätte man es musikalisch wohl nicht untermauern können, was dann passiert. „Ich musste dermaßen geiern. Das kann nicht wahr sein, habe ich gedacht, als ich das Lied vom ‚letzten Ritt‘ gehört habe. Die Musik war witzig, ausgefallen und sehr passend“, sagt Burmann. Denn wenig später ist Kowalski tot.
Er lebte in einer Hippie-Kommune. Die Mitglieder zelebrieren neben wildem Trommeln und dem Halten von Alpakas die freie Liebe und polyamore Beziehungen. Entsprechend undurchsichtig sind die Verstrickungen und die möglichen Tatverdächtigen. Obwohl Ludger Burmann nicht überrascht war, als der Mörder enttarnt wurde. Aber dazu später mehr.
Tatort aus Münster findet Burmann realistisch
Der neue Tatort mit dem verlockenden Titel „Rhythm and Love“ führt das Münsteraner Ermittler-Duo Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) also in eine ungewöhnliche Welt. Weil das Mordopfer mit mehreren Frauen und Männern verkehrt hat, gibt es gleich auch mehrere Verdächtige.
Darunter ist neben dem Polizeipressesprecher Johannes Hagen (August Wittgenstein), der wie seine Frau Marion (Patrycia Ziolkowska) ein Verhältnis mit dem Opfer gehabt hat, auch ein Priester der katholischen Kirche (Nikolai Kinski). Ist das realistisch? Ludger Burmann denkt schon.
„Priester sind ja sowieso in Verruf. Dass viele Priester homosexuell sind, ist ja auch kein großes Geheimnis. Ich finde es auch nicht schlimm. Hauptsache sie lassen die Kinder in Frieden. Wie sie ihr Sexualleben ausleben, ist mir ganz egal. Der Priester jetzt war aber mit einer Frau zusammen. Das alles ist also gar nicht so an den Haaren herbeigezogen. Ich kenne einige Priester, die aufgrund ihrer Liebesbeziehung ihre Karriere aufgegeben haben. Er war ja auch kurz davor, es zu sagen.“
Später aber ist auch der Priester tot. „Es war ein als Suizid getarnter Mord“, erklärte Professor Boerne, nachdem auch um den ersten Mord immer mehr ans Licht kommt. Dass der zwielichtige Vater des Polizeipressesprechers, Kurt Hagen (Peter Harting), den Priester auf dem Gewissen hat, hatte Burmann schnell durchschaut.
Mörder hat sich früh verraten
„Er war mir von Anfang an verdächtig. Wie er den Fischen den Kopp abgehauen hat, war klar, dass der mehr Dreck am Stecken hat als es sein sollte“, sagt der Werner. Ein Vater, der die Homosexualität seines Sohnes nicht akzeptieren will, sei nicht völlig aus der Welt gegriffen. Dass er deshalb aber mordet, ist „aber vielleicht einen Tacken drüber“, so Burmann weiter.
Auch wenn es für den Schauspieler aus Werne keine großen Überraschungen gab, war er von diesem Tatort angetan. „Es war der unterhaltsamste Tatort, den ich je gesehen habe. Man muss das Ganze aber als Krimikomödie sehen“, sagt Burmann, der an vielen Stellen gelacht hat. Sein Gesamtfazit fällt deshalb - zur Abwechslung - nur positiv aus: „Das Einschalten lohnt sich. Es hat Spaß gemacht. die Schauspieler haben gut gespielt. Es ist der erste Tatort, den wir mal nicht zerreißen.“