Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, hat sich den neuen Tatort aus Dortmund vorab angeschaut. Mal wieder findet er deutliche Worte. Dieses Mal allerdings gibt es aber auch ein bisschen Lob für den Film „In der Familie“.

© Nils Lindenstrauß

Ludger Burmann zum Jubiläums-Tatort: „Das Ende ist heftig und geht gar nicht!“

rn50 Jahre Tatort

Mord, Mafia und Drama - das sind die Zutaten für die Doppelfolge zum Tatort-Jubiläum. Der erste Teil, der in Dortmund spielt, schmeckt dem Werner Schauspieler Ludger Burmann nur bedingt. Die Tatort-Kritik.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 29.11.2020, 21:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Mord in München, eine urige Pizzeria in Dortmund, die zum Drogenumschlagplatz der italienischen Mafia wird und ein Streit unter Polizeikollegen. Der erste Teil der Doppel-Folge zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum, den die ARD am Sonntag (29. November) um 20.15 Uhr ausstrahlt, hat es in sich.

In dem TV-Film mit dem Titel „In der Familie“ geht es neben einer Familie, die in die Fänge der italienischen Mafia geraten ist, auch um heftige Kontroversen in der Polizeiarbeit. Dabei ermitteln die Dortmunder und Münchner Kollegen gemeinsam. Zumindest theoretisch.

Ludger Burmann (64), Schauspieler aus Werne, blickt in unserer Tatort-Kritik auf die erste der beiden Jubiläumsfolgen - in typisch ehrlicher, direkter Art. Dabei wird wie in den vorherigen Besprechungen zum Tatort aus Dortmund klar: Ein großer Fan wird Burmann, der schon selbst für den Tatort vor der Kamera stand, wohl nicht mehr werden von diesem TV-Krimi.

Nora Dalay (Aylin Tezel) geht ein hohes persönliches Risiko ein und steht unter Druck bei den Ermittlungen mit Peter Faber (Jörg Hartmann, l.), Ivo Batic (Miroslav Nemec, 2.v.l.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl).

Nora Dalay (Aylin Tezel) geht ein hohes persönliches Risiko ein und steht unter Druck bei den Ermittlungen mit Peter Faber (Jörg Hartmann, l.), Ivo Batic (Miroslav Nemec, 2.v.l.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). © picture alliance/dpa

Und darum geht‘ s im neuen Tatort: Die Dortmunder Familie Modica gerät in die Fänge der italienischen Mafia `Ndrangheta. Luca Modica (Benjamino Brogi) lässt sich auf Mafioso Pippo Mauro (Emiliano de Martino) ein. Modica betreibt eine Pizzeria in Lütgendortmund, die zum Umschlagplatz von Kokain wird. Bei einer LKW-Lieferung ist Pippo Mauro dabei, der nach einem Mord in München bei der Familie Modica untertauchen muss.

Die Dortmunder Kommissare um Peter Faber (Jörg Hartmann) wittern die Chance, die kriminellen Drogengeschäfte durch das Observieren der Pizzeria aufzudecken. Die Münchner Ermittler mit Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) hingegen wollen den Mord in München aufklären. Kann diese Zusammenarbeit funktionieren?

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Ludger Burmann kritisiert den Jubiläums-Tatort aus Dortmund

„Die Idee ist an sich witzig und interessant. Wie die Münchner sich in Dortmund verhalten haben - da musste ich teilweise wirklich lachen“, sagt Ludger Burmann. Die Dortmunder Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel) kommt bei ihren verdeckten Ermittlungen dabei ganz nah dran an die Ehefrau von Restaurantbesitzer Luca Modica. Sie freundet sich beinahe sogar mit Juliane Modica (Antje Traue) an. „Das war sehr sympathisch. Das fand ich gut“, sagt Burmann dazu. Auch für den Plot des Tatorts kann man Ludger Burmann ein Lob entlocken.

Die Geschichte an sich und vor allem die Machenschaften der Mafia aus Kalabrien seien nachvollziehbar dargestellt worden. „Das ist bei uns ja auch ein Riesen-Problem. Da wird deutlich, wie das da abgeht, wie die Leute beeinflusst werden und welche Macht sie ausüben“, ordnet der Werner Schauspieler die Ausgangslage für die Jubiläums-Doppelfolge ein.

Pippo Mauro (Emiliano de Martino) findet Unterschlupf in Dortmund, verhält sich hier aber alles andere als ruhig.

Pippo Mauro (Emiliano de Martino) findet Unterschlupf in Dortmund, verhält sich hier aber alles andere als ruhig. © WDR/Frank Dicks

Während Burmann diesen Tatort als spannendsten aus der jüngsten Vergangenheit beschreibt, hält er sich mit seiner Kritik zum krachenden Ende des Films nicht zurück. In seiner Ausweglosigkeit bringt Restaurantbesitzer Luca Modica seine Ehefrau um. „Das Ende ist einfach zu heftig. Das geht gar nicht. Das ist unvorstellbar, dass sich das so ausläuft. Das ist zu unglaubwürdig“, sagt Ludger Burmann. Eine solche Reaktion könne doch nur von einem Psychopathen stammen.

Luca Modica (Beniamino Brogi, Mitte) und seine Ehefrau Juliane (Antje Traue) müssen Pippo Mauro (Emiliano de Martino, links) Unterschlupf bieten, die 'Ndrangheta verlangt es. Am Ende kommt es zum Familien-Drama.

Luca Modica (Beniamino Brogi, Mitte) und seine Ehefrau Juliane (Antje Traue) müssen Pippo Mauro (Emiliano de Martino, links) Unterschlupf bieten, die 'Ndrangheta verlangt es. Am Ende kommt es zum Familien-Drama. © WDR/Frank Dicks

Da hätte sich der Werner Schauspieler einen deutlich anderen Ausgang der Geschichte gewünscht und zieht deshalb auch ein durchwachsenes Gesamtfazit mit deutlichen Abstrichen für den ersten Teil des Tatorts „In der Familie“: „Im Vergleich zu manchen anderen Tatorten, die ich stinkelangweilig fand, kann man sich den durchaus angucken. Aber das Ende finde ich mehr als fragwürdig. Das ist echt schade, weil es dann eine Story ist, die ich nicht glauben kann.“

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50 Jahre Tatort: Der erste Teil der Jubiläums-Doppelfolge „In der Familie“ wird am Sonntag (29. November) um 21.45 Uhr bei ONE und am Montag (30. November) um 2.25 Uhr auf dem Sender ONE wiederholt. In der ARD ist der erste Teil noch einmal am Dienstag (1. Dezember) um 0.55 Uhr zu sehen. In der ARD-Mediathek ist der Tatort direkt nach der Erstausstrahlung am Sonntag (29. November) ab 21.45 Uhr abrufbar. Den zweiten Teil „In der Familie“ zeigt die ARD am Sonntag (6. Dezember) um 20.15 Uhr.