Den neuen Dortmunder Tatort "Heile Welt" findet Ludger Burmann enttäuschend. Vor allem das Bild, das von Dortmund dargestellt wird, findet der Schauspieler aus Werne unsäglich.

© Nils Lindenstrauß

Mit Video: „Dortmund ist im Kriegszustand!“ - Ludger Burmann zum Tatort

rnTatort-Kritik

Rassismus, Hetze, Gewalt und Fake News - der neue TV-Tatort aus Dortmund trägt zwar den Titel „Heile Welt“, zeigt aber das Gegenteil. Das findet Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, unsäglich. Unsere Tatort-Kritik.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 21.02.2021, 21:40 Uhr

Eine Frau wird erschlagen in einem Problemviertel in Dortmund aufgefunden. Es wird Kokain gefunden. Um den Mord herum eskaliert die Situation. Es geht um Rassismus, Hetze in sozialen Netzwerken und Polizeigewalt.

Der neue Tatort aus Dortmund, den die ARD am Sonntag (21. Februar), um 20.15 Uhr ausstrahlt, zeigt die Stadt von ihrer ganz düsteren Seite. Ein Unding für Ludger Burmann. Der Schauspieler aus Werne, der selbst in Tatorten mitgespielt hat, ist entsetzt über den TV-Tatort, der zwar den Titel „Heile Welt“ trägt, aber genau das Gegenteil zeigt.

„Wie Dortmund da gezeigt wird, ist sehr enttäuschend. Ich bin echt verwirrt. Ich habe gedacht, Dortmund ist im Kriegszustand“, sagt Ludger Burmann in seiner Kritik zur 18. Folge des Tatorts aus der Ruhrgebietsstadt. Er sei geschockt gewesen über das Bild, das Dortmund in dem TV-Krimi abgibt.

„Ich sehe Dortmund nicht so. Klar hat Dortmund Probleme mit Rechtsradikalen. Aber Dortmund besteht doch nicht nur aus Bronx“, so der Schauspieler aus Werne. Er könne nachvollziehen, wenn auch der neue Oberbürgermeister Thomas Westphal sich über diesen Tatort beschweren würde.

Vor zwei Jahren hatte der damalige OB Ullrich Sierau den WDR aufgefordert, den TV-Tatort aus Dortmund einzustellen, zu sehr hatte er sich an der Darstellungsweise seiner Stadt in dem Film „Zorn“ gestört. „Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich nach diesem Tatort auch sagen: ‚Leute, hier nicht mehr!‘“, sagt Ludger Burmann über die aktuelle Folge.

Viele Klischees im Tatort aus Dortmund bedient - Ludger Burmann ist genervt

Die überspitzt dargestellten Klischees - neben Rechtsradikalen sind auch Muslime, die ins Drogenmilieu geraten sind, zu sehen - nerven Burmann zusehends. „Dass Muslime auch wieder so in eine Ecke gedrängt werden, finde ich politisch und sozial sehr fragwürdig“, so der Schauspieler.

Das gilt auch für den abermalig betrunkenen Auftritt von Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann). „Das ist gnadenlos, wie oft er besoffen und nicht ansprechbar war. Das ist für mich kein Polizist. Das ist so was von unglaubwürdig! Mittlerweile ist mir das zu viel. Es gibt ein ganz idiotisches Bild ab.“

Eskalation in Dortmund: Nach einer Kundgebung geraten Rechtsradikale mit Gegendemonstranten aneinander. Wie Dortmund im TV-Tatort dargestellt wird, ist für Ludger Burmann unverständlich.

Eskalation in Dortmund: Nach einer Kundgebung geraten Rechtsradikale mit Gegendemonstranten aneinander. Wie Dortmund im TV-Tatort dargestellt wird, ist für Ludger Burmann unverständlich. © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Menke

Zudem wird Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) von den Rechten aufgestachelt, als sie einen Verdächtigen - den Sohn des muslimischen Imams - in Handschellen abführen lässt. „Ich weiß nicht, ob das gut ist, wenn genau dieses Bild bedient wird“, gibt Ludger Burmann zu bedenken mit Blick auf den tatsächlichen Verdacht von Rechtsextremismus bei der Polizei NRW.

Weil der TV-Tatort „Heile Welt“ für Ludger Burmann, der nach eigenen Angaben sofort wusste, wer der Mörder ist, zudem keine Überraschungsmomente vorweisen kann, fällt das Gesamtfazit für den 18. Fall dürftig aus.

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Nach der Erstausstrahlung ist der Tatort aus Dortmund mit dem Titel „Heile Welt“ am Sonntag (21. Februar) ab 21.40 Uhr auf dem Sender „One“ zu sehen sowie am Dienstag (23. Februar) um 00.40 Uhr in der ARD. In der ARD-Mediathek ist die Folge 30 Tage nach der Erstausstrahlung verfügbar.