In gewohnt deutlicher Manier kritisiert Ludger Burmann aus Werne den zweiten Teil der Tatort-Jubiläumsfolge. Warum er den Film „In der Familie“ langweilig und zäh findet, erklärt er in der Tatort-Kritik.

© Nils Lindenstrauß

Ludger Burmann zur zweiten Tatort-Jubiläumsfolge: „Das ist so ein Stuss!“

rn50 Jahre Tatort

Die zweite Tatort-Jubiläumsfolge zeigt dramatische Mafia- und Familienszenen. Warum Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, die Folge „furchtbar langweilig und enttäuschend“ findet, erklärt er in der Tatort-Kritik.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 06.12.2020, 21:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

So brutal wie die erste Folge zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum endete, so brutal geht die Geschichte im zweiten Teil weiter. Im zweiten Stück des Films „In der Familie“, das die ARD am Sonntag (6. Dezember), um 20.15 Uhr, ausstrahlt, geht das Familiendrama um die Modicas weiter. Vater Luca (Benjamino Brogi) und Tochter Sofia (Emma Preisendanz) sind fest in den Fängen der italienischen Mafia.

Bis zum krachenden Showdown dieses Tatorts liefert sich die 17-Jährige Sofia einen Wettlauf mit den Mafia-Strippenziehern. Ludger Burmann (64), Schauspieler aus Werne, hält in seiner Tatort-Kritik wieder kein Blatt vor den Mund. Insgesamt ist er „böse enttäuscht von der Produktion“.

Nur ein Ermittler aus Dortmund im zweiten Tatort-Teil zu sehen

Sofia, die Tochter des Restaurantbesitzers Luca Modica aus Dortmund, wird im zweiten Teil zur tragischen Hauptfigur. Sie ist mit ihrem Vater in München untergetaucht. Dabei sind sie abhängig vom italienischen Unternehmer Domenico Palladio (Paolo Sassanelli), einem hochrangigen Mitglied der kalabrischen Mafia ‘Ndrangheta, der Pippo (Emiliano de Martino) und Luca für seine Zwecke einsetzt, in München das Drogengeld in der Bauwirtschaft zu waschen.

Weil sie irgendwann Fehler machen, kommen die Ermittler aus München ihnen auf die Spur. Auch Kommissar Faber aus Dortmund (Jörg Hartmann) wittert seine Chance, die organisierte Kriminalität zu stoppen und Sofia aus den Fängen der Mafia zu retten.

Dass Faber allein ohne sein Team in München ermittelt, ist für Ludger Burmann äußerst fragwürdig: „Das ist für mich schleierhaft, wie das möglich ist. Er kreuzt doch nicht alleine in München auf. Das ist rechtlich glaube ich schon gar nicht möglich. Der Tatort entfernt sich so oft von der Realität.“

Plötzlich taucht Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, l.) aus Dortmund auf. Sein Kollege aus München, Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, r.) verfolgt mal wieder andere Ermittlungsansätze als Faber, als sie Kontakt zu Mafia-Boss Domenico Palladio (Paolo Sassanelli) aufnehmen.

Plötzlich taucht Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, l.) aus Dortmund auf. Sein Kollege aus München, Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, r.) verfolgt mal wieder andere Ermittlungsansätze als Faber, als sie Kontakt zu Mafia-Boss Domenico Palladio (Paolo Sassanelli) aufnehmen. © BR/WDR/X Filme Creative Pool GmbH/Hagen Keller

Brutale Methoden der Mafia

Das gilt auch für die brutalen Methoden der Mafiosi - ein Mann wird etwa mit einem Sack über den Kopf kopfüber meterweit in einen reißenden Fluss gehalten. „Da frage ich mich schon: Machen die das wirklich hier bei uns so?“, so Burmann. Der Schauspieler aus Werne, der den ersten Teil des Jubiläumstatort mit Abstrichen noch als sehenswert befand, lobt im zweiten Teil zwar die Geschichte, aber nicht deren Umsetzung.

„Das ist furchtbar langweilig. Jede Szene ist ein Drama und dann noch diese Musik im Hintergrund. Die ist furchtbar. Also mich macht das fertig. Mich macht das nicht bedrückter, sondern sauer, wenn man diese Musik immer hört“, sagt Burmann, der außerdem die konstruierten und durchschaubaren Szenen in der zweiten Folge zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum negativ kritisiert.

Sofia Modica (Emma Preisendanz) hat ihr altes Leben hinter sich gelassen. Pippo Mauro (Emiliano De Martino) hat sie nun fest im Blick.

Sofia Modica (Emma Preisendanz) hat ihr altes Leben hinter sich gelassen. Pippo Mauro (Emiliano De Martino) hat sie nun fest im Blick. © BR/WDR/X Filme Creative Pool GmbH/Hagen Keller

Dabei macht er mehrere Momente im Tatort aus, die Fassungslosigkeit bei ihm ausgelöst haben. Dazu gehört der Moment, als die Frau des Mafia-Bosses, Claudia Palladio (Barbara Romaner) zu Sofia Modica spricht. „Das war für mich der geilste Spruch des Tages, als die Frau sagt: ‚Sogar die Buddhisten sagen, dass man seine Eltern töten muss.‘ Ja, das sagen Sie mal den Buddhisten. Oh Gott. Das ist so ein Stuss“, findet Ludger Burmann deutliche Worte.

Den „geilsten Spruch des Tages“ liefert Claudia Palladio (Barbara Romaner, l.), wie Ludger Burmann in seiner Kritik erklärt.

Den „geilsten Spruch des Tages“ liefert Claudia Palladio (Barbara Romaner, l.), wie Ludger Burmann in seiner Kritik erklärt. © BR/WDR/X Filme Creative Pool GmbH/Hagen Keller

Das gilt auch für den großen Showdown am Ende des 90-minütigen Films „In der Familie“: Als dort Marc (Valentin Mirow), der Sohn von Mafia-Boss Palladio, in aussichtsloser Lage minutenlang über der Brücke hängt, sei dies eine Leistung, „über die sich Zirkus Sarrasani freuen würde, wenn sie solche Künstler hätten“.

Jetzt lesen
Jetzt lesen
Jetzt lesen

  • Zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum strahlt die ARD zwei Folgen mit dem Titel „In der Familie“ aus. Dabei ermitteln die Teams aus Dortmund und München gemeinsam um die kriminellen Machenschaften der kalabrischen Mafia.
  • Nach dem ersten Teil vom 29. November folgte nun Teil 2 am Sonntag (6. Dezember) ab 20.15 Uhr. Die zweite Folge wird wiederholt am Sonntag (6. Dezember) um 21.40 Uhr auf ONE, am Montag (7. Dezember) um 3.35 Uhr auf ONE sowie am Montag (7. Dezember) um 0.40 Uhr in der ARD.
  • In der ARD-Mediathek ist die Folge direkt nach der Erstausstrahlung am Sonntag (6. Dezember) ab 21.40 Uhr zu sehen. Auch der erste Teil, der vor allem in Dortmund spielt, ist weiter in der Mediathek zu finden.