
Heimatforscher Berthold Ostrop hat die Geschichte des Klosters Cappenberg unter einem besonderen Aspekt beleuchtet. © Jörg Heckenkamp
Heimatforscher Ostrop: Cappenberger Grafen verschenkten riesiges Gebiet
900 Jahre Kloster Cappenberg
Die Gründung des Klosters in Cappenberg liegt 900 Jahre zurück. Aus Anlass des Jubiläums hat der Werner Heimatforscher Berthold Ostrop einen besonderen Blick in die Historie geworfen.
In und um Cappenberg wird gefeiert. Vor genau 900 Jahren wurde hier ein Kloster gegründet. Die beiden Burgherren von Cappenberg, Gottfried und Otto, gaben dafür ihren gesamten riesigen Besitz her und traten selbst in den neuen Orden der Prämonstratenser ein. Daraus entstand das kirchliche Stift Cappenberg.
Warum denn, so muss man sich heute fragen, haben diese beiden Burgherren einen so ungewöhnlichen Schritt getan? Die schon lange andauernde Auseinandersetzung (Investiturstreit) zwischen dem Papst- und dem Kaisertum in der Frage, wer denn befugt sei, Äbte oder Bischöfe einzusetzen, führte 1121 zu einer kriegerischen Auseinandersetzung um die Stadt Münster. Dabei brannten Teile der Stadt und auch der Dom nieder.
Hieran hatten sich auch Gottfried und Otto von Cappenberg mit ihren Streitern auf der Seite der „Papsttreuen“ beteiligt. So hatten sie sich zu Gegnern des herrschenden Kaisers Heinrich V. gemacht. Wahrscheinlich entsagten sie auch deshalb dem weltlichen Leben und gründeten ein Kloster, in das sie selber eintraten.
Mehr als 1000 Urkunden im Cappenberger Archiv
Das Archiv des kirchlichen Stiftes Cappenberg, mit über 1000 Urkunden, ist erhalten geblieben. In mühevoller Arbeit haben Historiker den Inhalt jeder der Urkunden in sogenannten Regesten beschrieben
Eine Urkunde aus dem Jahre 1126 lässt die Größe des ehemaligen Cappenberger Besitzes erahnen: Otto und sein Bruder Gottfried haben bei der Umwandlung der Burg in ein klösterliches Stift dem Bistum Münster unglaublich große Besitzungen geschenkt. In einer Abbildung ist die Lage der damaligen Grafschaft Cappenberg mit dem vermuteten riesigen Umfang dargestellt.

Die ehemalige, riesige Grafschaft Cappenberg vor Gründung des Klosters, wie sie von Historikern beschrieben ist. © Berthold Ostrop
Die danach noch verbliebenen Besitzungen werden in dem erwähnten Cappenberger Archiv mehrfach urkundlich erwähnt und stellen nur noch einen bescheidenen Teil der ehemaligen Grafschaft dar: Cappenberg, Coerde, Wesel, Wessum, Werne, Alstedde, Mengede, Nette, Hilbeck, Saerbeck, Langern, Wethmar.
Kaiser hielt Reue der Cappenberger Grafen für echt
Aus dem Jahre 1123 existiert eine Urkunde des Kaisers Heinrich V.. Darin zeigt sich der Kaiser überzeugt von der Reue der Cappenberger Grafen. Er bekundet, dass Gottfried und sein Bruder Otto die ihnen nach Eigenrecht gehörige Burg Cappenberg mit den vier benachbarten Höfen Nette, Werne, Heil und Alstedde „dem Gottvater, der Gottesmutter Maria, den ihm untergebenen Kanonikern“ übertragen hat. Sollte jemand gegen die Bestimmungen dieser Urkunde verstoßen, soll ihn der Unwille des Kaisers treffen.
In den folgenden Ausführungen möchte ich von den Folgen dieser Entwicklung in Werne und unserer näheren Umgebung berichten.
Der Hof Werne, der vermutlich, wie die anderen schon genannten Höfe, ein Haupthof mit mehreren Unterhöfen war, lag wahrscheinlich im Bereich des heutigen Werner Kirchplatzes auf dem einzigen Höhenufer der Horne. Vermutlich ließ der heilige Ludgerus als erster Bischof von Münster auf diesem Hof im Jahre 803 eine Kapelle errichten.

Die Liste zeigt einige Höfe des Klosters Cappenberg bei seiner Auflösung im Jahre 1803 allein in Langern und Ostick. © Berthold Ostrop
Unter diesen Besitzungen muss man sich ländliche Siedlungen vorstellen, die in den bewaldeten Gebieten als Oberhof mit wenigen kleinen Unterhöfen bestanden und die erwähnten Namen trugen. Im Laufe von Jahrhunderten kamen weitere kleine Behausungen von Menschen hinzu, die Schutz, sichere Ernährung und Arbeit suchten. Sie rodeten weitere Waldgebiete, betätigten sich handwerklich oder verdienten ihr Brot beim Ackerbau. Die weitere vielseitige Entwicklung führte schließlich zu geschlossenen Ortschafen als Dörfer oder Städte.
Die auf den Höfen lebenden Familien waren Hörige des Klosters Cappenberg, waren damit unfrei und an die „Scholle gebunden“, konnten keinen Grundbesitz erwerben und waren zu jährlichen Abgaben und Frondiensten verpflichtet. Die Hörigkeit wurde an die Kinder vererbt. Im Gegenzug genossen sie den Schutz und die Fürsorge des Grundherrn, also des Klosters Cappenberg.
Eine besondere Form der Hörigkeit bestand in der Verpflichtung, jährlich eine festgelegte Menge Bienenwachs an das Kloster zu liefern. Das Wachs war für liturgische Zwecke (Kerzen, Beleuchtung) und für die Herstellung von beschreibbaren Wachstafeln erforderlich. Diese Art der Hörigkeit war beliebt, da die Betroffenen von jedem Kriegsdienst befreit blieben.
Als 1803 das Kloster nach etwa 700jährigem Bestehen aufgehoben wurde, war durch Gründung, Kauf und Schenkung bäuerlicher Besitzungen (Bauernhöfe, Kötter usw.) das Klostereigentum auf 256 bäuerliche Betriebe angewachsen. Allein in den 11 damaligen Werner Bauerschaften (mit Wessel und Capelle) gehörten 74 solcher Besitzungen dazu.