Pater Tobias Breer präsentiert stolz sein Erstlingswerk aus dem Jahr 2021.

Pater Tobias Breer präsentiert stolz sein Erstlingswerk aus dem Jahr 2021. © Claudia Hurek

Pater Tobias bei Lesung in Werne: „War dem lieben Gott jahrelang böse“

rnAuf Hof Breer

Bisher sind es 60.000 Kilometer, die Pater Tobias gelaufen ist. Der liebe Gott ist immer an seiner Seite - auch wenn er ihm mal „böse“ gewesen sei, wie er in seiner Lesung auf dem Hof Breer erzählte.

Werne, Cappenberg

, 26.07.2022, 08:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Auf Facebook findet man mich auch. Das ist Marketing für den lieben Gott, denn der ist mein Chef“, sagt Pater Tobias Breer (59). Am Sonntag (24. Juli) fand auf dem Hof der Familie Breer in Werne, dem Ort, an dem Pater Tobias seine ersten 21 Lebensjahre verbracht hat, eine Autorenlesung statt.

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Breer ist nicht nur Pater in der Abtei Hamborn und Pastor in der Gemeinde Herz-Jesu Duisburg Neumühl, sondern auch Buchautor und Marathonläufer. Seine Geschichte erzählt er in seinem 2021 erschienenen Buch „Der Marathon-Pater: 60.000 Kilometer gegen die Armut“.

Im Garten der Familie Breer haben sich bei herrlichstem Sommerwetter viele interessierte Bürger, Freunde und Weggefährten des Paters eingefunden. Landrat Mario Löhr, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Selm, hielt die Begrüßungsrede. Die im Anschluss folgende Lesung untermalte die Sängerin Linda Piotrowski mit eindrucksvoller Stimme und Liedern, die zum jeweiligen Buchkapitel passten.

„Wer etwas bewegen will, muss sich bewegen“

So kamen die Zuhörer im Laufe der Lesung in den Genuss von „What A Wonderful World“ (Louis Armstrong), „In meiner Erinnerung“ (Silbermond), „One Moment In Time“ (Whitney Houston) oder „Bridge Over Troubled Water“ (Simon & Garfunkel), die die Sängerin in ihrer ganz eigenen Art hervorragend interpretierte.

Sängerin Linda Piotrowski untermalte die Lesung mit eindrucksvoller Stimme und gefühlvollen Liedern.

Sängerin Linda Piotrowski untermalte die Lesung mit eindrucksvoller Stimme und gefühlvollen Liedern. © Claudia Hurek

„Wer etwas bewegen will, muss sich bewegen“, lautet das Motto des Paters. Seine Biografie zeichnet genau dieses Bild. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern auf einem Hof in Cappenberg, absolvierte Breer erst eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann, ging anschließend zur Bundeswehr, holte sein Abitur nach, bevor er für das Studium der Theologie/Philosophie und Psychologie nach Innsbruck und München ging.

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1994 fand seine Priesterweihe in der Abtei Hamborn statt. „Jahrelang war ich böse mit dem lieben Gott, der viel zu früh meine Mutter zu sich geholt hat“, erzählt er den Teilnehmern der Lesung. „Nach sechs Jahren göttlicher Auszeit fand ich dann zu ihm zurück.“

Bei herrlichem Sommerwetter fand die Lesung von Pater Tobias im Garten seines Elternhauses statt.

Bei herrlichem Sommerwetter fand die Lesung von Pater Tobias im Garten seines Elternhauses statt. © Claudia Hurek

Weitere Ausbildungen schlossen sich in den kommenden Jahren an. Unter anderem coachte Pater Tobias Führungskräfte. „Ich habe Managern immer geraten, viel Sport zu treiben, als Ausgleich für ihren stressigen Beruf. Für mich selbst habe ich das viele Jahre nicht umgesetzt.“

Klick gemacht hat es bei dem 1,85 Meter großen Mann erst, als im Alter von 43 Jahren die Waage 92 kg zeigte und sowohl sein Arzt als auch er selbst fand, dass sich etwas ändern müsste. „Nach kurzer Überlegung bin ich dann schnell auf das Laufen gekommen, das ist sehr effektiv, man kann es zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter machen. Nach den ersten Läufen wich die Erschöpfung bald schon einer großen Euphorie.“

Pater Tobias sammelte schon 1,7 Millionen Euro

Seinen ersten Marathon lief er nach grad einmal drei Monaten Training am 24. September 2006 in Berlin. Für die 42,195 Kilometer lange Strecke benötigte der Laufanfänger 4 Stunden, 25 Minuten und 15 Sekunden. „Ich war komplett fertig. Das Gefühl der inneren Leere wich schon bald einem anderen Gefühl: Unbändigem Stolz auf das Geschaffte.“

Während der Lesung wechselte der Pater sein Priestergewand gegen seine Laufkleidung,

Während der Lesung wechselte der Pater sein Priestergewand gegen seine Laufkleidung, © Claudia Hurek

Das Ruhrgebiet, mit dem Arbeitsgebiet des Paters im Duisburger Norden, ist laut seiner Aussage „das Armenhaus Deutschlands“. Ein Lauffreund brachte ihn auf die Idee, während seiner Marathons Spenden zu sammeln, um so Kinder aus sozial schwachen Familien und alte Menschen, kurz gesagt „die Vergessenen der Gesellschaft“, mit verschiedenen Projekten zu unterstützen.

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In den vergangenen Jahren konnte der Marathon Pater so die sagenhafte Summe von 1,7 Millionen Euro erlaufen. Mit diesem Geld konnten Projekte wie ein Café als Offener Treff mit Herz, ein syrisches Restaurant, eine Kinderlernküche sowie das Projekt Lebenswert und vieles mehr auf den Weg gebracht werden.

Viele der Besucher kauften im Anschluss das Buch vom Marathon Pater. Die Hälfte des Verkaufspreises geht als Spende an verschiedene Projekte.

Viele der Besucher kauften im Anschluss das Buch vom Marathon Pater. Die Hälfte des Verkaufspreises geht als Spende an verschiedene Projekte. © Claudia Hurek

Weltweit nimmt Tobias Breer an (Ultra-)Marathonläufen teil, um immer wieder Spenden für „seine Kids in seiner Gemeinde“ zu sammeln, aber auch Kinder in Syrien oder der Ukraine erhalten Unterstützung. Für die kommenden Jahre stehen noch Läufe in Tokio und in der Antarktis auf seiner Agenda. Sein Rat: „Lauf einfach los! Alles beginnt mit einem kleinen Schritt.“

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