David Ruschenbaum vom Werne Marketing kann den Hintergrund zum Fahrrad-Schiebe-Verbot über den Wochenmarkt erklären.

© Felix Püschner (A)

Empörung über Verbot, Fahrräder auf den Wochenmarkt Werne mitzunehmen

rnNicht mal Schieben erlaubt?

Die Stadt Werne will das Fahrradfahren stärken. Das Werne Marketing schreibt dagegen, dass eine Fahrrad-Mitnahme auf den Wochenmarkt nicht gestattet ist. Nicht mal schieben. Wie passt das zusammen?

Werne

, 18.01.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Fahrradstraßen, Fahrrad-Konzepte, Fahrrad-Tourismus, Lastenrad-Aktionen - Werne setzt mehr und mehr auf das umweltfreundliche und gesundheits-fördernde Zweirad. Doch an Markttagen wird diese Bewegung brutal ausgebremst, wenn man den Aufstellern des Werne Marketings Glauben schenken darf. Denn neben einigen anderen Regeln ist dort kurz und knapp das Verbot zu lesen: „Fahrradmitnahme nicht gestattet“. Wie passt das zusammen?

Jetzt lesen

Dr. Hans-Peter Böhm vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Werne ist denn auch empört über dieses Verbot. In einem offenen Brief unter anderem ans Werne Marketing schreibt er: „(...) war ich bei der Betrachtung der Aufsteller Höhe Telgmann echt geschockt: Dass im erweiterten Marktbereich Radeln verboten ist, war mir geläufig und finde ich auch verständlich. Die Formulierung ‚Fahrradmitnahme nicht gestattet‘ hat dagegen eine ganz andere Qualität.“

Dieser Aufsteller untersagt selbst das Schieben von Fahrrädern über den Wochenmarkt. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Dieser Aufsteller untersagt selbst das Schieben von Fahrrädern über den Wochenmarkt. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. © Hans-Peter Böhm

Tatsächlich würde das bedeuten, dass Einkäufer ihr Fahrrad auf der Steinstraße ab etwa Telgmann bis ungefähr Uhren Bleckmann nicht einmal schieben dürften. Auf dem eigentlichen Markt sowieso nicht. Böhm schreibt weiter: „Ich hoffe, dass diese Formulierung der Eile und einer sprachlichen Unbedachtheit geschuldet ist. Wenn nicht, wäre das eine neue Qualität der Vernachlässigung der Interessen von Radlern in Werne.“

Die Stadt würde der vielbeschworenen Eignung von Werne für Radler einen hässlichen Dämpfer verpassen; schließlich möchte man die Einkäufe gern auf dem Rad schieben, anstatt sie zu schleppen. Böhm: „Damit erweisen Sie dem Klimaschutz einen Bärendienst, denn schleppen kann man dann auch zum Auto...“

Jetzt lesen

Zudem gebe es gar keine vernünftigen Abstellmöglichkeiten für die vielen Räder, die schon heute - auch im Winter - zum Einkaufen genutzt würden. Der ADFC-Vertreter meint weiter: „Der Ständer neben dem neuen Poller ist chronisch überfüllt und die bei der Planung der Neugestaltung der Innenstadt eingezeichneten Fahrradständer sind nie gebaut worden.“

Ist das Verbot tatsächlich so gemeint, wie es auf dem Aufsteller geschrieben steht? „Nein, natürlich nicht“, sagt David Ruschenbaum vom Werne Marketing auf Anfrage der Redaktion. Es handelte sich tatsächlich, wie Böhm schon vermutet hat, um eine „sprachliche Unbedachtheit“. „Die war der Eile geschuldet, weil wir nämlich einen bestimmten Aspekt der Fahrradmitnahme unterbinden wollen“, sagt Ruschenbaum.

Fahrräder nicht an Verkaufstheken mitnehmen

Dabei geht es nicht um das Schieben des Rades über die Fläche des Wochenmarktes. Sondern um die Mitnahme des Zweirades direkt an die Verkaufstheken. Wenn also der Kunde etwas kauft und sein Fahrrad direkt nebenan, quasi auf dem Platz eines weiteren Kunden, abstellt.

Jetzt lesen

„Daraus resultieren zwei Probleme“, sagt Ruschenbaum. Zum einen bestehe Unfallgefahr. Wenn es voll sei, sei es bereits zu Unfällen von Kunden gekommen, die über solcherart abgestellte Räder gestolpert sind. „Zum Glück sind sie glimpflich verlaufen.“ Zum anderen nähmen die Räder Platz weg und konterkarierten die Bemühungen, auch beim Einkauf auf dem Wochenmarkt den coronabedingten Abstand einhalten zu können.

Ruschenbaum fasst noch mal zusammen: „Selbstverständlich können die Kunden und auch alle anderen ihr Fahrrad durch die Fußgängerzone schieben und auch durch die Gänge auf dem Marktplatz. Aber bitte nicht direkt an den Verkaufsstellen abstellen, sondern irgendwo anschließen oder zumindest neben dem Marktstand kurz abstellen.“