Corona-Nachbarschaftshilfe: Werner macht sich stark für solidarischen Lieferservice

Coronavirus

Gerade Risikopatienten stehen bei den aktuellen Corona-Entwicklungen vor immer größeren Hürden. Nicht zuletzt, wenn es um Einkäufe geht. Ein Werner plädiert jetzt für Nachbarschaftshilfe.

Werne

, 16.03.2020, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Kay Hirschhäuser (53) aus Werne appelliert an die Bürger der Lippestadt zur Nachbarschaftshilfe.

Kay Hirschhäuser (53) aus Werne appelliert an die Bürger der Lippestadt, Nachbarschaftshilfe zu praktizieren. © Felix Püschner

In Zeiten von Corona sollte man seine sozialen Kontakte auf ein Minimum beschränken. Nicht nur, um die Ausbreitung des Virus’ einzudämmen. Es gilt, Menschen, die zur Risikogruppe gehören - das sind vor allem ältere und Personen mit Vorerkrankungen - nicht unnötig zu gefährden. Klar ist auch: Wer unsicher ist, bleibt lieber zuhause. Doch wie sollen sich besagte Risikopatienten dann eigentlich versorgen? Zumal Lieferdienste irgendwann sicher auch an ihre Grenzen stoßen werden.

NACHBARSCHAFTSHILFE ZUM AUSDRUCKEN

Gehören Sie nicht zur Risikogruppe und möchten Sie Ihren Nachbarn helfen? Dann drucken Sie sich unser Nachbarschaftshilfe-Plakat aus und hängen Sie es zum Beispiel in Ihren Hausflur. Das Plakat gibt es hier kostenlos zum Download.

Kay Hirschhäuser (53) ist diese Frage nach den jüngsten Corona-Entwicklungen nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und er hat dabei nicht nur die Auslastung des Personals im Kopf. „Überlegen Sie mal, ein Lieferfahrer trifft nur auf einen infizierten Menschen, steckt sich an und beliefert dann 30 oder 40 weitere Leute. Und womöglich ist unter denen dann auch noch jemand mit einer schweren Vorerkrankung, etwa COPD. Das wäre wirklich schlimm“, sagt Hirschhäuser.

„Das Finanzielle bekommt man sicherlich auch geregelt. Man muss da jetzt mit ein bisschen Vertrauen an die Sache herangehen.“
Kay Hirschhäuser

Genau deshalb hat sich der 53-Jährige etwas einfallen lassen: die „Corona Nachbarschaftshilfe Werne“. Das ist keine große Gemeinschaft oder Organisation. Es soll vielmehr ein Anstoß sein, damit sich die Bürger der Lippestadt gegenseitig unterstützen - unter Berücksichtigung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen natürlich.

„Es ist doch wichtig, gerade alten Menschen mit Einschränkungen zu helfen. Wenn man als Nachbar ein paar Dinge bedenkt, ist das sicherlich auch möglich. Ich glaube, wir in Werne können das hinkriegen“, betont Hirschhäuser. Das Konzept ist eigentlich recht einfach: Wer Einkäufe benötigt und diese nicht mehr selbst tätigen kann, kann seinen Nachbarn darum bitten, dies für ihn zu erledigen.

Es braucht keinen persönlichen Kontakt

„Dazu braucht man ja keinen persönlichen Kontakt. Es geht per Telefon, über soziale Medien oder zur Not auch per Zettel - dann aber bitte die Hände desinfizieren. Das sollte man auch tun, wenn man die Waren einkauft“, erklärt der Krankenkassen-Mitarbeiter. Hat man alles beisammen, könne man die Einkäufe dann einfach beim Nachbarn vor der Tür abstellen. Wichtig sei aber, dass man die „Gruppe“ klein halte. Heißt: Mehr als einen oder zwei Nachbarn sollte ein Helfer nicht beliefern.

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Dieses „Modell“ praktiziert Hirschhäuser auch selbst. „Ich habe da aber nur die Rolle des Fahrers, weil ich selbst zur Risikogruppe gehöre. Mein Sohn bringt seiner Oma dann die Einkäufe in die Wohnung.“ Vielleicht sei er für das Thema genau deswegen besonders sensibilisiert: „Ich kann mich da ganz gut in die Lage hineinversetzen. Ohne meinen Sohn stünde ich jetzt auch vor einem Problem.“ Es sei denn, er hätte einen Nachbarn, der ihm hilft. So wie Hirschhäuser es sich für viele Werner Haushalte wünscht.

So sieht Hirschhäusers Helfer-Konzept aus:
  • Wer feststellt, dass in seinem näheren Wohnumfeld Menschen leben, die Hilfe benötigen, weil sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen können oder dürfen, sollte indirekten Kontakt mit ihnen aufnehmen (zum Beispiel Aushang im Hausflur oder Telefon) und seine Unterstützung anbieten.
  • Um ganz sicher zu gehen, dass sich niemand ansteckt, sollten die Einkäufe nur mit gewaschenen oder desinfizierten Händen eingepackt werden. Aus dem selben Grund ist es sinnvoll, die Einkäufe vor die Tür zu stellen, wenn nicht sicher ist, ob jemand bereits mit dem Virus infiziert ist.
  • Wenn die abgestellten Einkäufe von der bedürftigen Person nicht reingeholt werden, sollte man telefonisch nachhaken, um sicherzugehen, dass sie sich nicht doch irgendwo angesteckt hat oder es ihr anderweitig schlecht geht.
  • Am besten sollte sich jeder Helfer nur um zwei oder drei Personen kümmern, damit sich keine Infektionsketten bilden.
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