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Erst Kitas, zuletzt Waldwege: So geht die Stadt Werne gegen die EPS-Plage vor
Eichenprozessionsspinner in Werne
Der Eichenprozessionsspinner hat sich wieder stark in Werne ausgebreitet. Die Stadt hat neue Mitarbeiter für die Bekämpfung eingestellt. Und die arbeiten nach bestimmten Kriterien die Aufträge ab.
Es ist eine regelrechte Plage: In diesem Jahr sind wieder extrem viele Bäume mit dem Eichenprozessionsspinner befallen. Vor allem der sehr milde Winter hat dafür gesorgt, dass sich die kleinen Raupen mit ihren giftigen Härchen vermehren und verbreiten können.
Wie das aussehen kann, zeigte sich etwa wochenlang an einer Allee an der Straße Am Bellingholz. Hier war jeder Baum mit mindestens einem Nest befallen. Lange hatte die Stadt hier wenig unternommen, meint Anwohner Horst Löscher.
Doch in der vergangenen Woche wurden auch an dieser stark betroffenen Straße die Nester der Tiere abgesaugt. Wie in den Jahren zuvor ist es auch in diesem Jahr schwierig, dem Problem beizukommen.
Zwei zusätzliche Mitarbeiter im Kampf gegen Eichenprozessionsspinner
Aufgrund der drastischen Entwicklung in den Vorjahren haben sich die Verantwortlichen der Stadt Werne darauf geeinigt, zwei zusätzliche Gärtnerstellen am Bauhof zu schaffen. Die beiden neuen Mitarbeiter kümmern sich ausschließlich um die Beseitigung der Raupennester, wie auch Detlef Bruns, Leiter des Bauhofes, erklärt.
Allerdings müssen sämtliche Aufträge, die weiter auch in Zusammenarbeit mit zwei externen Firmen erledigt werden, nach bestimmten Kriterien abgearbeitet werden. „Wir behandeln erst die Bereiche, die vom Gefährdungspotenzial am größten sind“, erklärt Bruns.
Demnach geht es zunächst immer erst darum, sogenannte sensible Bereiche wie etwa Bildungs- oder Betreuungseinrichtungen zu schützen. Bruns zeigt auf, in welcher Reihenfolge dann die Meldungen über Eichenprozessionsspinner bearbeitet werden:
- Priorität 1: besonders gefährdete und sensible Bereiche wie Kindertagesstätten und Schulen
- Priorität 2: besonders publikumsträchtige Bereiche im Innenstadtbereich wie Zugänge/Wege zu Kitas und Schulen
- Priorität 3: besonders publikumsträchtige Bereiche außerhalb des Stadtgebiets wie etwa Radwege
- Priorität 4: Wirtschaftswege etwa Wald- und Feldweg
Demnach geht es primär um Bereiche, in denen sich viele Bürger aufhalten, ehe man dann auf Stellen wechselt, an denen weniger Publikumsverkehr herrscht. Und die Mitarbeiter handeln grundsätzlich und flexibel nach dieser Prioritäten-Reihenfolge.
Derzeit seien sie etwa in der Straße Am Bellingholz tätig. Dieser Bereich mit der Allee, die komplett befallen ist, wurde laut Bruns in die Kategorie mit der Priorität 3 eingestuft. Auch der Grote Dahlweg oder die Radtrasse zwischen Bergkamen-Rünthe und Stockum gehören in diese Kategorie.
Kurzfristig an anderen Stellen Raupen bekämpfen
Wenn allerdings kurzfristig eine neue Meldung im Bauhof eingehen würde über etwa Eichen, die auf einem Zugang zu einer Kita mit dem EPS befallen sind, dann würde diese Stelle, die unter die Priorität 2 fallen würde, zuerst behandelt. „Am heutigen Tag würde man dann noch die Arbeiten Am Bellingholz beenden. Morgen würde man dann aber nicht dort weitermachen, sondern an der neu gemeldeten Stelle“, erklärt Bruns.

Am Bellingholz sind alle Eichen der Allee mit dem Eichenprozessionsspinner mit mindestens einem Nest befallen. Dort werden derzeit die Raupen abgesaugt. © Andrea Wellerdiek
Man werde Arbeiten immer unterbrechen, wenn markantere und gefährlichere Stellen aus der höheren Prioritätenkategorie neu gemeldet würden. Wirtschaftswege wie etwa Feld- und Waldwege werden demnach zum Schluss behandelt. Und auch hier geht man nach Prioritäten vor: Dort, wo sich Wohnhäuser an Waldwegen befinden, beginnen die Arbeiten.
Eichenprozessionsspinner neben dem Erdbeerfeld
„Es werden immer erst die Bereiche bedient, an denen sich Bürger befinden“, erklärt Detlef Bruns. Dazu gehören auch der Parkplatz und der Eingang des Erdbeerfeldes zum Selbstpflücken an der B54. Hier hatte die Familie Schulze Twenhöven wieder ihre Früchte zum Selbstpflücken angeboten. Direkt neben dem Feld waren auch Eichen mit den giftigen Raupen befallen.
Hier habe man zunächst die vorderen Bereiche bearbeitet, in denen sich die meisten Bürger aufhalten. Die Hinweisschilder bleiben übrigens in jedem Fall stehen - auch nach der Beseitigung der Nester. Denn: „Eine hundertprozentige Sicherheit haben wir nicht, dass wir alle Nester erwischt haben. Manchmal sind gar nicht alle Nester zu sehen“, erklärt Bruns.
Deshalb könne man auch nach dem Absaugen nicht sicher sein, ob nicht noch die giftigen Härchen von verbliebenen Tieren herum fliegen. Die Mitarbeiter des Bauhofes arbeiten mit einem Hubsteiger an den befallenen Eichen. Mit dem Gerät können sie in einer Höhe von mindestens 28 Metern arbeiten.
Wie extrem der Eichenprozessionsspinner sich in diesem Jahr in Werne im Vergleich zum Vorjahr ausgebreitet hat, könne er nicht beurteilen, erklärt Bruns. Denn erst in diesem Jahr sind eigene Mitarbeiter des Bauhofes für die Beseitigung der giftigen Raupen zuständig. In jedem Fall sind wieder viele Stellen befallen.
Hinweisschilder in Werne reichen nicht mehr aus
Dort stehen dann Hinweisschilder, um die Bürger zu warnen. Nun hat Detlef Bruns neue Schilder nachordern müssen, weil alle vorhandenen Exemplare bereits in der Stadt verteilt sind. Eichenprozessionsspinner entwickeln sich in verschiedenen Stadien. Wenn sie ihre kleinen Härchen ausgebildet haben, geht eine Gefahr für Bürger von den Tieren aus. Wer mit den Härchen in Kontakt kommt oder sie einatmet, kann unter anderem Atemwegsbeschwerden oder eine allergische Reaktion zeigen: Juckreiz, Hautentzündungen, Schwellungen, Augenreizungen.

An verschiedenen Stellen warnen Schilder in Werne vor dem Eichenprozessionsspinner. Mittlerweile sind es so viele Bereiche, sodass neue Schilder nachgeordert werden mussten. © Jörg Heckenkamp (A)