
© Horst Löscher
„Die Raupen krabbeln den Gartentisch hoch“: Werner ist entsetzt über EPS-Plage
Eichenprozessionsspinner in Werne
Eichenprozessionsspinner am Gartentisch: Kolonnen der giftigen Raupe beobachtet Horst Löscher derzeit Am Bellingholz und am Stadtwald. Er kritisiert, dass die Stadt zu wenig gegen die Plage tut.
Jedes Jahr ist es dasselbe Dilemma: Immer wieder sind die Bäume an der Straße Am Bellingholz mit dem Eichenprozessionsspinner (EPS) befallen. Sehr zum Ärger des Anwohners Horst Löscher (75). Er kritisiert, dass die Stadt hier zu wenig im Kampf gegen die Verbreitung der giftigen Raupe unternimmt.
Er schildert einen katastrophalen Befall an den Bäumen, die am Gehweg Am Bellingholz stehen. Jede Eiche - sowohl die älteren als auch jüngeren, etwa fünf Jahre alten Bäume - sind mit mindestens einem Nest befallen. Horst Löscher geht hier regelmäßig mit seinem Hund spazieren.
„Vorbeugendes Einspritzen bringt gar nichts“
Schon vor zwei Jahren habe er beobachtet, wie die Raupen hier „kiloweise an den Bäumen hängen und in der Kolonne hochwandern“. In diesem Jahr sei es seiner Ansicht nach so schlimm wie nie zuvor. Vor einigen Wochen habe er gesehen, dass einige Bäume behandelt wurden. Wohl ohne Erfolg, wie Löscher sagt.
„Das vorbeugende Einspritzen bringt gar nichts. Die Raupen krabbeln weiter den Stamm hoch“, sagt Löscher. Und an einer Eiche an der Lünener Straße habe schon komplett die Rinde gefehlt, so der Werner. Auch hier drohen Nester herab zu stürzen, glaubt Horst Löscher. „Und wenn dann mein Hund daran riecht... Ich muss richtig aufpassen.“

Am Bellingholz sind sowohl die älteren Eichen (rechte Seite) als auch die jüngeren, etwa fünf Jahre alten Eichen vom Eichenprozessionsspinner befallen. In jedem Baum gibt es mindestens ein Nest der giftigen Raupe. © Andrea Wellerdiek
Bei der Stadt habe er die Problematik noch nicht gemeldet. „Da kümmert sich doch keiner. Die Verantwortlichen wissen das doch schon. Sie hängen dann einfach Schilder auf“, sagt Löscher.
Dem widerspricht Adrian Kersting, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Werne. Er erklärt: „Am Bellingholz stehen erst einmal Schilder, was aber nicht bedeutet, dass der Bauhof dort nicht tätig wird.“
Prophylaktische Behandlung mit Bakterium
Man habe die Bäume, die im vergangenen Jahr bereits mit dem Eichenprozessionsspinner befallen waren, vorsorglich mit einem Bakterium behandelt. Demnach habe es Am Bellingholz lediglich zwei bis drei Bäume gegeben, wo die Mitarbeiter die Nester nicht mit einer Spritzanlage erreichen konnten.
Insgesamt habe die prophylaktische Behandlung mit dem Bakterium aber „relativ gut geklappt“, wie Kersting es formuliert. Klar sei aber auch, dass man sich nicht gänzlich vor dem Nester-Bau schützen kann. Der Befall sei hier aber harmloser als an anderen Stellen der Stadt, schildert Kersting seinen Eindruck.

Anwohner Horst Löscher kritisiert, dass die Stadt nicht genügend tut im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. © Andrea Wellerdiek
Stadtwald in Werne neben Am Bellingholz besonders betroffen
Besonders schlimm ist es aber am Werner Stadtwald. Das kann auch Horst Löscher bestätigen. Am Münsterfort sind die Raupen im eigenen Garten einer befreundeten Familie zu finden, wie der 75-Jährige erzählt. Sie bahnen sich den Weg über einen Zaun und weiter. „Das ist eine Riesen-Katastrophe. Die Raupen krabbeln den Gartentisch hoch. Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, erzählt Horst Löscher.
Adrian Kersting aus dem Tiefbauamt der Stadt Werne kennt das Problem: „Dort gibt es keinen Unterhaltungsweg. Deshalb können wir an den Privatgrundstücken nicht mit schwerem Gerät arbeiten. Es bleibt nur die sehr aufwendige Lösung, dass Baumkletterer die Raupen absaugen.“ Denn mit einem Hubsteiger könne man den Befall in den sehr hohen Eichen im Stadtwald aufgrund der fehlenden Aufstellfläche für das Gerät gar nicht erreichen.
Auch die Bekämpfung durch natürliche Feinde wie Meisenkästen oder etwa die neue Methode der Falle mit Lockstoff hätten nicht gegen die hartnäckigen und giftigen Raupen geholfen, so Kersting weiter. Wie in der vergangenen Woche werde man aber auch in dieser Woche das Absaugen der Raupen-Nester im Stadtwald fortsetzen, so der Tiefbauamtsleiter weiter.
Extreme Entwicklung durch milden Winter
Insgesamt sei die Entwicklung des Eichenprozessionsspinner in diesem Jahr vor allem aufgrund des fehlenden Winterwetters extrem. „Wir sind regelmäßig dabei, die Strecken abzufahren und die Raupen abzusaugen. Wir können aber nicht überall sein. Deshalb arbeitet der Bauhof nach Prioritäten“, erklärt Kersting.
Demnach seien zunächst sensible, öffentliche Bereiche wie Kitas, Schulen oder etwa Bushaltestellen dran. Eben dort, wo es eine hohe Frequenz an Radfahrern oder Fußgängern gibt. Neben den zwei zusätzlichen Gärtnerstellen sind zwei externe Firmen im Kampf gegen die Eichenprozessionsspinner in Werne im Einsatz.

Dicke Nester sind in den Baumkronen an der Eichen-Allee zu sehen. © Andrea Wellerdiek
Die Eichenprozessionsspinner entwickeln sich in unterschiedlichen Stadien. Wenn sie ihre Härchen im dritten Stadium ausbilden, geht von den kleinen Raupen eine Gefahr aus. Denn wer mit den Haaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommt, kann eine allergische Reaktion zeigen: Juckreiz, Hautentzündungen, Schwellungen, Augenreizungen oder Atembeschwerden.
Horst Löscher selbst habe bisher keine Probleme gehabt, wenn er den kleinen Raupen näher kommt. Der Sohn der befreundeten Familie, die die Eichenprozessionsspinner im eigenen Garten finden, habe aber schon im letzten Jahr unter Atemnot gelitten, so Löscher.