
© Jörg Heckenkamp
Spritzaktion gegen Eichenprozessionsspinner löst Kritik aus
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Ein Trecker mit einer großen Spritze hinten dran und ein Sicherungsfahrzeug zogen am Dienstagmorgen auf der Stockumer Straße die Blicke auf sich: Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners.
Am Dienstagmorgen, 21. April 2020, gegen 8 Uhr zogen zwei besondere Fahrzeuge die Blicke der Autofahrer auf der Stockumer Straße in Werne auf sich. Ein Trecker mit einer Art Schneekanone hinten dran sowie ein Sicherungsfahrzeug fuhren im Schritttempo von Werne Richtung Stockum. Ihr Job: Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners an den Eichen in Höhe des Gewerbegebietes Brede.
„In den vergangenen Jahre haben wir die Raupen abgesaugt oder sonstwie entfernt“, sagt ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei Unna. Das sei teuer und erst dann möglich gewesen, als die Gefahr durch die Brennhaare schon bestand. Nun wolle man mit dem frühzeitigen Spritzen eines Biozids, eines sogenannten Fraßgiftes, die Entwicklung der Raupen schon früh hemmen.
Dazu hat die Regionalniederlassung Ruhr von Straßen NRW die Straßenmeisterei Unna für das Gebiet rund um Werne beauftragt. Die wiederum bedient sich, solange sie keine eigene Spritzvorrichtung anschafft, der Firma Janssen aus Kalkar.
Deren Mitarbeiter Frank Nobes steuerte am Dienstagmorgen zunächst einige Straßen in Horst an. „Wir mussten wegen des tagsüber vorhergesagten starken Windes besonders früh anfangen“, sagt Nobes. Denn zu starker Wind würde das Gift zu stark verwirbeln und nicht ans Ziel gelangen lassen.
Gegen 8 Uhr legte Nobes mit seinem Trecker an der Stockumer Straße in Fahrtrichtung Stockum los. Aus der an eine Schneekanone erinnernden, überdimensionalen Spritze schickte er einen Nebelstrahl an Biozid auf die Eichen und nebelte vor allem die Kronen ein. Wichtig, um einen wirksamen Effekt zu erzielen: Innerhalb von 14 Tagen muss ein zweites Mal gespritzt werden.
Straßen NRW versichert, dass das Biozid für Menschen, andere Tiere und Pflanzen nicht schädlich sei. Die jungen Raupen nehmen, wenn sie die frischen Blatttriebe fressen, das Mittel mit auch und verhindern damit die weitere Ausbreitung.
BUND warnt vor dem Einsatz von Bioziden
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen zu dem Einnebeln von ganzen Baumreihen mit dem Gift. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) etwa warnt auf seiner Internetseite vor dieser Methode.
Dort heißt es: „Der Einsatz von Bioziden ist immer mit weiteren Umweltschäden verbunden.“Ein Mittel wie Neem Protect, das noch am wenigsten umweltschädlich sei, sei ein Fraßgift und führe zum Fraßstopp. Der BUND: „Es hat laut Umweltbundesamt eine hohe aquatische Toxizität und wirkt auch auf alle anderen Insekten. Es besteht auch das Risiko indirekter Wirkungen vor allem für Vogel- und Fledermausarten.“
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