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Anne König gewinnt Kandidatenduell gegen Johannes Röring überraschend klar
Kandidatenaufstellung
Die Herausforderin hat klar gewonnen: Die CDU nominiert Anne König für die Bundestagswahl als Kandidatin im Wahlkreis 126. Johannes Röring aus Vreden musste eine herbe Niederlage einstecken.
Große Überraschung bei der Kandidatennominierung der CDU für die Bundestagswahl am 26. September: Anne König aus Borken erhielt bei der Nominierungsveranstaltung in Rhede am Freitagabend die deutliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen. 1002 Parteimitglieder hatten abgestimmt, König erhielt 685 gültige Stimmen, während für Amtsinhaber Johannes Röring (62, Vreden) nur 314 Mitglieder votierten.

Anne König gewann die Kandidatenkür überraschend deutlich. © Josef Barnekamp
Zwar hatte sich im Vorfeld ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kontrahenten angedeutet, der Sieg der Lehrerin aus Borken gegen den amtierenden Abgeordneten war dennoch eine Überraschung.
Kämpferische König-Rede
König hatte zuvor in einer kämpferischen Rede um das Vertrauen der Mitglieder geworben und dabei auf deren Veränderungswillen gesetzt. „Ich stehe für einen Neuanfang“, sagte sie – und traf damit offenbar einen Nerv. Die CDU als Volkspartei müsse sich jetzt um eine Politik „für unsere Kinder und Enkelkinder“ kümmern, sagte die zweifache Mutter.
Röring hob Erfahrung hervor
Johannes Röring stellte hingegen seine Erfahrung in den Vordergrund, vor allem beim Thema Landwirtschaft. Spitzen gegen die Grünen schossen beide ab. „Ich will“, sagte Anne König, „dass diejenigen, die hart arbeiten, auch weiterhin in den Urlaub fliegen dürfen.“
Röring setzte in seiner Rede noch mehr auf die Karte Bedrohung durch Veränderung speziell für die Landwirte: „Ich werde jeden Versuch, unsere Art der Landwirtschaft abzuschaffen, massiv bekämpfen“, sagte er.

Abgang Johannes Röring: Nach vier Legislaturperioden im Bundestag stellte ihn die CDU nicht mehr als Kandidaten auf. Am Freitagabend musste er die herbe Niederlage einstecken. © Josef Barnekamp
Die Wahl auf dem Hof Nienhaus in Rhede fand unter ungewöhnlichen Bedingungen statt. Die Mitglieder hatten nach den Reden der Kandidaten zwei Stunden Zeit, in einem Drive-In-Verfahren abzustimmen: Mit dem Auto vorfahren, in einer Wahlkabine das Kreuzchen machen und wieder abfahren. Die Schlange der wartenden Autos zog sich zwischenzeitlich gut einen Kilometer lang vom Hof bis zur Brünener Straße. Erst um 22.10 Uhr stand das Ergebnis fest.
„Willen für Veränderung offenbar deutlich gemacht“
Sie habe sechs Monate alles daran gesetzt, die Menschen zu mobilisieren, sagte Siegerin Anne König nach der Bekanntgabe des Ergebnisses im Gespräch mit unserer Redaktion. Offenbar sei es ihr dabei gelungen, den „Willen nach Veränderung“ deutlich zu machen, sagte die 36-Jährige, die sich gleichzeitig bei Johannes Röring bedankte.

Kreativer Wahlgang: Zwei Stunden Zeit hatten die CDU-Mitglieder um mit dem Auto zur Stimmabgabe auf dem Hof Nienhaus in Rhede zu kommen. Das taten insgesamt 1002 CDU-Mitglieder. Es kam zu langen Staus. © Josef Barnekamp
Er habe in den 16 Jahren ein „gutes Fundament“ für gute politische Arbeit gelegt. Johannes Röring suchte den Grund für die doch klare Niederlage darin, dass es ihm offenbar nicht gelungen sei, seine Unterstützer zu mobilisieren.
Vorhersagen treffen nicht zu
Das wiederum gelang König offenbar bestens. Zwar wurde im Saal immer mal wieder gemunkelt, die Bocholter CDU, immerhin mitgliederstärkster Verband im Wahlkreis, könne Röring wählen, weil der nur noch für eine Wahlperiode antreten wolle – und so in vier Jahren eventuell ein Platz für Bocholter Nachwuchspolitiker frei werden könnte.

Glückwünsche auf der einen, Dank auf der anderen Seite: Johannes Röring habe in den 16 Jahren ein „gutes Fundament“ für gute politische Arbeit gelegt, erklärte Anne König nach der Wahl. © Josef Barnekamp
Aber das erwies sich beim Auszählen der Stimmen als ebenso wenig zutreffend wie die häufiger geäußerte Auffassung, Johannes Röring habe in den letzten Tagen vor der Wahl noch deutlich aufgeholt in der Gunst der wahlberechtigten Mitglieder, von denen immerhin fast jedes dritte nach Rhede gekommen war.