
© Anne Winter-Weckenbrock
Testen statt Zapfen: Vredener Gastwirt hat wegen Corona umgesattelt
Coronavirus und Gastronomie
Den Platz hinter der Theke kennt Thomas Ostendarp. Der Gastwirt steht in Corona-Zeiten aber als Tester hinterm Tresen. Und hofft, dass die Teststrategie der Gastronomie eine Perspektive gibt.
Hinter der Theke steht Thomas Ostendarp schon seit Jahrzehnten. 1996 hat er von seinen Eltern die Gaststätte „Zum Dornbusch“ – in Vreden auch „Ostendarps Jans“ genannt – übernommen. Aktuell steht er auch hinter Theken. Statt eines Getränks gibt’s aber von ihm einen Corona-Test. Der Gastwirt hat umgesattelt – gezwungenermaßen. Und mit einer Portion Hoffnung im Hintergrund.
Mit Maske und Visier hinter dem Tresen
Seine Vorstellungskraft hätte auch dafür nicht ausgereicht, gibt Thomas Ostendarp zu. Dass er, in Schutzkleidung gehüllt, mit Maske und Visier, hinter dem Tresen stehen würde, den er sonst in Festzelten aufbaut, wo dann gesellig und mit dem einen oder anderen Bier oder Prosecco gefeiert wird. Jetzt ist der Tresen Teil der Teststation am Domhof im ehemaligen Ladenlokal Mümken. Der Gastwirt ist in der Corona-Pandemie zum Tester geworden und packt routiniert das Teststäbchen aus. Bürgermeister Tom Tenostendarp hat einen Testtermin und wird vom Chef persönlich getestet.
Zusammen mit Jochen Terbeck und dessen Unternehmen Westmünsterland Events bietet der Vredener Gastwirt sonst Veranstaltungen an seiner Gaststätte in Kleinemast an. Jetzt betreiben die beiden Teststationen in Vreden, Borken, Südlohn und Oeding. Der 48-Jährige ist gerne Gastwirt, hat mit seiner Frau Sandra (45) in den vergangenen Jahren viel am Betrieb gemacht, Stück für Stück umgebaut und einiges auf die Beine gestellt.

Thomas Ostendarp ist hauptberuflich Gastwirt. Im Corona-Lockdown hat er aus der Not heraus umgesattelt und betreibt zusammen mit dem Stadtlohner Jochen Terbeck vier Corona-Teststationen in Borken, Südlohn, Oeding und Vreden. Er erhofft sich aus der Teststrategie auf kurze oder lange Sicht wieder eine Perspektive für die Gastronomie. © Anne Winter-Weckenbrock
Montags und dienstags galt es, zu planen, zu besprechen, die Bücher zu machen, ab mittwochs war die Gaststätte offen. Im Sommer war „Zum Dornbusch“ für viele Veranstaltungen eine Anlaufstelle, ob „Zwillrock-Festival“, Open-Air-Comedy und Kleinkunst oder die mit Jochen Terbeck veranstaltete 90er-Jahre-Party oder der Herbstbiergarten im Zelt.
Der Biergarten hat noch ein bisschen den Sommer gerettet
Dann kamen Corona und der erste Lockdown. „Der Biergarten hat noch ein bisschen den Sommer gerettet“, blickt Thomas Ostendarp auf das vergangene Jahr zurück. Seit November ist die Gastronomie dann komplett ausgebremst. „Erst haben wir renoviert“, erzählt der Gastwirt. Damit war man aber auch irgendwann fertig. Der Lockdown wurde verlängert und verlängert. Sandra Ostendarp ist gelernte Erzieherin und ging in den alten Job zurück.

An der Teststation, die Thomas Ostendarp zusammen mit Jochen Terbeck am Domhof betreibt, helfen die Mitarbeiter auch dabei, die Chayns-App zu installieren und richtig zu nutzen. © Anne Winter-Weckenbrock
Die Perspektive für die Gastronomie fehlt. Als es dann mit dem Testen losging, kam schnell die Idee auf, dort einzusteigen. Infrastruktur mit Zelten, Tresen und Raumtrennern ist vorhanden. Und das Testen ist eine Möglichkeit, etwas für den Lebensunterhalt zu verdienen. Beim Gespräch draußen vor der Station am Stehtisch kommt eine Vredenerin und fragt: „Geht das auch ohne die App?“ Thomas Ostendarp erklärt ihr, wie es auch ohne geht. Er hat Routine entwickelt, ist schon ein paar Tage dabei jetzt.
Mit Jochen Terbeck wurde als erstes die Station in Borken aufgebaut. Zuvor aber war das Kellnerteam gefragt worden: Ob sie Lust hätten, als Tester zu arbeiten? Sehr, sehr viele hatten dazu Zeit und Lust. Die notwendigen Schulungen der Mitarbeiter für die Testungen wurden beim DRK-Kreisverband absolviert, mit dem Ostendarp und Terbeck beim Betrieb der Teststationen zusammenarbeiten.
„Es ist schön, die Leute mal wiederzusehen“, sagt der Vredener Gastwirt. Ihnen wieder einen Job anbieten zu können. Rund 50 vom „Kellnerteam“ Terbeck-Ostendarp sind zu Testern geschult worden oder werden es noch. Als Vredener Gastwirt trifft Thomas Ostendarp natürlich auch viele seiner Gäste beim Testen, auch das ist gut. „Und dass man was zu tun hat“, bringt es der 48-Jährige auf den Punkt.
„Es macht auch wohl Spaß“, sagt er. Aber mehr Spaß würde ihm sein eigentlicher Beruf machen. Er hofft, dass seine Interims-Beschäftigung mit dazu beiträgt, dass es möglichst bald eine Perspektive gibt für die Gastronomie: „Wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder aufmachen können. Dass Feiern möglich wird nach einem negativen Test“, betont Thomas Ostendarp. Wie es jetzt in der Modellregion Saarland zum Beispiel möglich ist: „Da wollen wir hin!“.

Gastwirt Thomas Ostendarp am Tresen der Teststation. Theke und Raumteiler werden sonst in Festzelten zum Feiern aufgebaut – hier wird kein verschüttetes Bier aufgewischt, sondern der Tresen desinfiziert vor dem nächsten Corona-Test. © Anne Winter-Weckenbrock
Als Gastwirt hat er auch ganz konkrete Pläne, die Comedy-Fans wird es freuen: „Markus Krebs und Mirja Boes haben schon zugesagt“, verrät Thomas Ostendarp. Es gibt konkrete Termine, mit denen rückt er aber natürlich erst raus, wenn Klarheit besteht, dass auch Gäste kommen dürfen – oder wie viele. Nur so viel: Ab Ende Mai soll eigentlich etwas geboten werden bei „Ostendarps Jans“.
Gastwirt: „Es wäre schön, wenn man uns arbeiten lässt“
„Mal sehen, wollen wir’s hoffen“, blickt er noch etwas zurückhaltend in die Zukunft. „Es wäre schön, wenn man uns arbeiten lässt. Ein paar Hochzeiten mit getesteten Gästen...“ nennt er ein Beispiel, wie er es sich vorstellen könnte.
Überhaupt hätten die Gastronomen ja „alles gemacht und getan“, um den Betrieb coronakonform aufrecht zu erhalten. Dass die Gastronomen jetzt in einer Dauerwarteschleife stecken, findet er kaum erträglich. Seine Hoffnung liegt nun in der Teststrategie. Und da wirkt er ja tatkräftig mit. Wenn auch gezwungenermaßen.