
Der frühere Bischof Heinrich Tenhumberg ist in Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche in die Kritik geraten. In Lünten ist eine Straße nach ihm benannt. © Archiv
Nach Missbrauchs-Gutachten: Bischof-Tenhumberg-Stiftung wird umbenannt
Leitungsversagen
Bischof Heinrich Tenhumberg wurde in Lünten geboren, bis heute steht sein Name über einer Stiftung, einer Straße und einem besonderen Haus. Doch schwere Vorwürfe überschatten sein Andenken.
Er ist einer der bekanntesten Söhne der Stadt Vreden oder besser gesagt von Lünten: Bischof Heinrich Tenhumberg. Geboren 1915 in Lünten, war er von 1969 bis 1979 Bischof von Münster. Nach schwerer Krankheit starb er im September 1979.
Sein Vermächtnis wirkt bis heute nach. In Lünten etwa ist eine Straße nach ihm benannt, in Ahaus ein Haus der Caritas, das Menschen mit geistiger Behinderung, aber auch Menschen mit mehrfacher Behinderung und entsprechendem Pflegebedarf in familienähnlichen Gruppen ein neues Zuhause außerhalb der Familie bietet.
Stiftung soll umbenannt werden
Doch nun kam es zu einem Paukenschlag. Die Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Stiftung wurde 1980 gegründet und nach dem einstigen Bischof von Münster benannt. Die Stiftung unterstützt Familien und Alleinerziehende in Notlagen, die als Folge einer Schwangerschaft entstehen können.
Nun soll der Name geändert werden. „Hintergrund für die beabsichtigte Umbenennung sind die schon vor einiger Zeit erfolgten Hinweise auf Leitungsversagen des früheren Münsteraner Diözesanbischofs Heinrich Tenhumberg im Zusammenhang mit sexualisierten Übergriffen durch Diözesanpriester während seiner Amtszeit“, teilte die bischöfliche Pressestelle am Dienstag mit.
Deshalb sei der Vorstand der Ansicht, dass der Name geändert werden muss. Die entsprechenden Beschlüsse sollen in der nächsten regulären Vorstandssitzung gefasst werden. „Die in dieser Studie erstmals historisch aufgearbeiteten Informationen über das Versagen des Bischofs in der Ahndung priesterlicher Übergriffe und insbesondere in einem zugewandten, angemessenen Umgang mit den davon Betroffenen schließt eine Beibehaltung des Stiftungsnamens aus“, wird Stiftungsvorsitzende Sigrun Schnieders zitiert.
Beratungen über Umbenennung in Ahaus
Wie gehen nun die Stadt Vreden und die Caritas Ahaus-Vreden damit um? „Dass die Münsteraner Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Stiftung in Kürze umbenannt werden soll, hat uns nicht überrascht. Schon in dem im Dezember 2020 veröffentlichten Zwischenbericht zur Missbrauchsstudie gab es Erkenntnisse zum Leitungsversagen von Bischof Tenhumberg“, so Christian Bödding, Pressesprecher des Caritasverbands Ahaus-Vreden, auf Anfrage.
Der Caritasverband habe die Ergebnisse der im Juni veröffentlichten, fertigen Studie abgewartet. „Zurzeit laufen Beratungen, ob das Bischof-Tenhumberg-Haus am Hessenweg in Ahaus umbenannt werden soll. An diesen Gesprächen wird auch der Bewohnerbeirat der Einrichtung beteiligt.“
Bei der Stadt Vreden ist eine etwaige Umbenennung der Straße in Lünten noch kein Thema, so der Erste Beigeordnete Bernd Kemper auf Anfrage der Redaktion. „Wir haben dazu noch keinen Antrag aus der Politik oder der Bevölkerung vorliegen.“ Das Thema sei derzeit noch zu frisch. Nun müsse man weitere Entwicklungen abwarten.
Politische Beratungen hierzu könne es frühestens gegen Herbst geben, wenn der Sachverhalt geprüft wurde. „Wir wollen hier keinen Aktionismus betreiben. Auch muss man diese Vorwürfe gegen seine sonstigen Leistungen abwägen“, so Kemper.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.