Marie-Christin Althoff (l.) machte an der St. Felicitas-Schule ihre Ausbildung zur Floristin. Hille Höltermann betreut sie dabei.

© Nils Dietrich

Erst Schülerin, bald Floristin: Die St.-Felicitas-Schule bildet aus

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Viele Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden. Wer von einer Förderschule kommt, hat es trotzdem schwer, eine Lehrstelle zu bekommen. Das ist an der St.-Felicitas-Schule anders.

Vreden

, 23.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Marie-Christin Olthoff hat es fast geschafft. Nicht mehr lange, dann wird sie ihre Ausbildung als Floristin abschließen. Derzeit befindet sich die 20-Jährige im dritten Ausbildungsjahr, bald steht ihre Prüfung an. „Ich bin echt froh über die Chance, die ich hier bekommen habe“, sagt die junge Frau.

Nach ihrem Abschluss an der St.-Felicitas-Schule hat sie hier ihre Ausbildung begonnen: „Es hat mir immer schon Spaß gemacht, mit Blumen zu arbeiten.“ Ihre heutige Ausbilderin Hille Höltermann habe sie seinerzeit gefragt, ob sie sich das vorstellen könne.

Beim Förderverein angestellt

Und das konnte sie sich sehr gut vorstellen. Seither absolviert Marie-Christin Olthoff eine Ausbildung an ihrer „alten“ Schule. Und das ist eine Besonderheit: Die Wesekerin ist bei dem Förderverein der Schule angestellt, zur Berufsschule fährt sie nach Münster. Zusätzlich gibt es Stützunterricht, in dem die Inhalte aus der Berufsschule nachbereitet werden.

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Im praktischen Teil der Ausbildung stellt Marie-Christin Olthoff mit Unterstützung von Hille Höltermann diverse Blumen- und Dekoartikel für Hochzeiten, kirchliche und städtische Anlässe her. Weiter werden Werkstücke der Schüler der St.-Felicitas-Schule im Lädchen „Selbstgemacht“ in der Vredener Innenstadt durch die Auszubildende verkauft, sodass Kundenkontakte wie im Einzelhandel ermöglicht werden. Das gehört selbstredend zur Berufsausbildung dazu.

Ausbildung zur Hauswirtschafterin

An der St.-Felicitas-Schule wird derzeit neben Marie-Christin Olthoff eine weitere ehemalige Schülerin zur Fachpraktikerin Bereich Hauswirtschaft ausgebildet. In der Mensaküche werden täglich bis zu 200 Essen für die Schüler frisch zubereitet, sodass vor Ort Lehrinhalte wie die Planung, der Einkauf, die Zubereitung, die Essensausgabe, das Ein- und Abdecken und die Hygiene vermittelt werden können. Hier ist Elisabeth Ingenhorst die Ausbilderin, ihres Zeichens Hauswirtschaftsmeisterin und zugleich aus dem Vorstand des Fördervereins.

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Eine Schule, die auch ausbildet, mag sich zunächst ungewöhnlich anhören. Dahinter steckt in der Tat ein besonderes Konzept: „Hier findet ein nahtloser Übergang von der Schule in die Berufsausbildung statt“, sagt Schulleiter Sven Kruse. Mit dem Zeugnis einer Förderschule haben es viele Absolventen immer noch schwer, einen Ausbildungsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bekommen – auch in Zeiten des Fachkräftemangels.

Adventsbasar nur in abgewandelter Form

Das Ausbildungsprogramm läuft bereits seit 2009. Die Schule musste sich hierfür eigens als Ausbildungsbetrieb zertifizieren lassen. Das ist über die Jahre gewachsen, erinnert sich Elisabeth Ingenhorst aus dem Vorstand des Fördervereins. An der St. Felicitas-Schule haben bislang alle Auszubildenden einen Abschluss gemacht. Bislang waren es vier.

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Doch das Ausbildungsprogramm stellt den Förderverein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vor Herausforderungen. Hierfür sind jährlich zwischen 10.000 und 18.000 Euro erforderlich. Diese Gelder muss der Förderverein akquirieren, um das Projekt zu ermöglichen.

Bürgerstiftung unterstützt

Neben der finanziellen Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit wurden die Kosten für den Förderverein durch die jährlichen Einnahmen des Adventsbasars gedeckt. Bedingt durch die Corona-Pandemie hat die Veranstaltung seit zwei Jahren in abgewandelter Form stattgefunden, sodass die gewohnten Einnahmen nicht erzielt werden konnten.

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Doch Hilfe naht: Die Bürgerstiftung unterstützt das Projekt mittelfristig mit 10.000 Euro, wie deren Vorsitzender Hermann Pennekamp erklärt: „Wir finden es gut, Schüler zu unterstützen, die es beim Übergang zum Beruf schwer haben.“ Damit werde die gesamte Förderschule gestärkt. Und die berufliche Förderung ist eines der Schwerpunktthemen der Stiftung: „Seit Gründung steht die Ausbildung von Jugendlichen im Fokus.“

Unterstützung dringend benötigt

„Wir sind hocherfreut und können das Geld sehr gut gebrauchen“, erklärte Elisabeth Ingenhorst aus dem Vorstand des Fördervereins. „Für uns ist das immer auch eine Unsicherheit, wenn wir einen Ausbildungsvertrag über drei Jahre unterschreiben. Denn wir wissen nicht, ob das erforderliche Geld dann auch noch vorhanden sein wird.“ Nun aber ist die Fortsetzung des Programms gesichert.

Besuch in der Mensa (v. l. n. r.): Elisabeth Ingenhorst (Vorstand Förderverein), Hermann Pennekamp (Bürgerstiftung), Klaus Ostendorf (Bürgerstiftung) und Sven Kruse (Schulleiter).

Besuch in der Mensa (v. l. n. r.): Elisabeth Ingenhorst (Vorstand Förderverein), Hermann Pennekamp (Bürgerstiftung), Klaus Ostendorf (Bürgerstiftung) und Sven Kruse (Schulleiter). © Nils Dietrich

Der Förderverein nämlich beschäftigt nicht nur die beiden Auszubildenden, sondern noch 26 weitere Mitarbeiter, die seit 2013 unter anderem den Betrieb der Mensa übernehmen. Hille Höltermann und Elisabeth Ingenhorst haben Halbtagsstellen für die zeitintensive Betreuung der Auszubildenden. Der Rest ist ehrenamtliches Engagement.

Das wiederum lohnt sich augenscheinlich und wird auch weiterhin gefordert sein: Wenn Marie-Christin Olthoff demnächst ihre Ausbildung als Floristin abschließt, steht schon eine Nachfolgerin bereit.