City-Manager Jörg Lenhard hat mithilfe des Förderprogrammes des Landes NRW bereits 20 Leerstände in der Vredener Innenstadt gefüllt.

© Victoria Garwer

Endlich Leben in der Innenstadt: Leerstände verschwinden, Baustellen bleiben

rnVredener Innenstadt

Leerstände sind in der Vredener Innenstadt ein riesiges Problem. Zumindest waren sie das. Denn dank Geld vom Land füllen sie sich gerade reihenweise. Für die letzten Leerstände gibt es Ideen.

Vreden

, 09.07.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im Oktober 2020 standen 25 von 82 Ladenlokalen in der Vredener Innenstadt leer. Jetzt, nicht einmal ein Jahr später, gibt es nur noch fünf Leerstände. Möglich hat das ein Förderprogramm des Landes NRW gemacht, das dafür sorgt, dass neue Mieter nur 20 Prozent der bislang üblichen Miete zahlen müssen (siehe Infokasten).

20 solcher Verträge hat City-Manager Jörg Lenhard bislang unterschrieben. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt sind die Veränderungen direkt sichtbar, doch es gibt auch noch offene Baustellen.

Der Spaziergang startet in der Wassermühlenstraße. Hier, am Eingang der Fußgängerzone, wird bald der Fritten-Imbiss von Profikoch Lukas Eversmeier eröffnen. „Er bekommt auch eine kleine Außengastronomie, das zieht Besucher direkt in die Innenstadt rein“, sagt Jörg Lenhard.

Das Förderprogramm

  • Das Land NRW hat das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren im Juli 2020 gestartet.
  • Die Stadt Vreden hat in zwei Runden bislang insgesamt 310.000 Euro zugesagt bekommen.
  • Das System funktioniert so: Der Eigentümer der Immobilie verzichtet auf 30 Prozent der Miete. Die Stadt mietet das Lokal also für 70 Prozent der üblichen Miete und vermietet sie an einen Nutzer weiter, der wiederum nur 20 Prozent zahlt. Von der Differenz übernimmt das Land NRW 90 Prozent, die Stadt Vreden 10 Prozent.

Direkt gegenüber hat ein Möbelgeschäft eine Ausstellungsfläche eingerichtet und damit einen Leerstand beseitigt. Doch an dieser Stelle gibt es auch noch zwei Ladenlokale mit verklebten Scheiben. Jörg Lenhard sieht darin Projekte für die nahe Zukunft. Er ist sich sicher, dass sie aufgrund ihrer Lage gut zu vermieten sind.

Am Anfang stehen für ihn immer die Gespräche mit dem Eigentümer der Immobilie. Die Fragen: Will der Eigentümer überhaupt vermieten? Für welche Art der Nutzung ist das Lokal geeignet? Sind Investitionen und Umbauarbeiten möglich?

An dieser Stelle kommt auch der neue Quartiersarchitekt mit ins Boot. „Das ist wirklich Gold wert“, sagt Jörg Lenhard. Denn der Architekt erstellt kostenlos erste Skizzen und zeigt auf, was machbar wäre.

Viele Neuansiedlungen an Wassermühlenstraße und Markt

Weiter geht es die Wassermühlenstraße entlang. Die Wollstube hat hier einen neuen Standort gefunden, der Blumenladen von Elena Kleim ist in den ehemaligen Schuhladen gezogen und gegenüber wird bald eine Kunstgalerie das leere Lokal neben der Eisdiele füllen. Das Café im Alten Rathaus hat ebenfalls seit Kurzem eine neue Betreiberin, die Baustelle neben dem Alten Gericht und am ehemaligen Brauhaus kommen voran.

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„Das komplette Bild des Marktes wird sich ändern“, sagte Jörg Lenhard. „Durch die viele Gastronomie schaffen wir Aufenthaltsqualität.“ Darauf setzt er als City-Manager besonders. Denn Vreden sei nun einmal keine klassische Einkaufsstadt. Schon lange gibt es deswegen den politischen Wunsch, den klassischen Einzelhandel an der Wassermühlenstraße und der Wüllener Straße zu konzentrieren. Außerhalb dieser Hauptlage sind auch andere Nutzung möglich: Büros, Wohnungen, Praxen.

An der Wassermühlenstraße eröffnet bald ein Pommes-Imbiss. Hier gibt es allerdings auch noch zwei Leerstände.

An der Wassermühlenstraße eröffnet bald ein Pommes-Imbiss. Hier gibt es allerdings auch noch zwei Leerstände. © Victoria Garwer

Davon werden bald gleich mehrere im nordwestlichen Teil der Innenstadt eröffnen. Am Aechterhook wollen drei Frauen gemeinsam eine Ergotherapie-Praxis eröffnen, in das ehemalige Kindermodehaus Ritter zieht ein Physiotherapeut ein. In der ehemaligen Fahrschule an der Neustraße werden jetzt Erste-Hilfe-Kurse angeboten und an der Windmühlenstraße eröffnet ein Pflegedienst.

Großer Leerstand könnte bald Geschichte sein

Die größten Baustellen aber zeigen sich an der Wüllener Straße. Denn dort gibt es auf der einen Seite ein fast 40 Meter langes, zugeklebtes Schaufenster. Zwar wurde dieses vor ein paar Jahren mit einem ansprechenden Panorama-Bild aufgehübscht, aber es bleibt ein Leerstand. „Aus den zwei großen Ladenlokalen entstehen jetzt vier. Für alle habe ich bereits Interessenten“, sagt Jörg Lenhard. Zum Teil seien die Verträge bereits vorbereitet und stünden kurz vor dem Abschluss.

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Gegenüber hat sich vor Kurzem das nächste Problem aufgetan. Das Fachgeschäft Mümken ist geschlossen, der Eingang zur Wüllener Straße war schon länger zu. Das möchte Jörg Lenhard möglichst bald ändern. Kreative Ideen dafür hat er schon, diese sind aber noch nicht spruchreif.

Das Förderprogramm sorgt in der Innenstadt also für mehr Lebendigkeit, aber auch für Kritik. „Natürlich finden es bestehende Händler nicht so gut, dass neue Händler viel weniger Miete zahlen. Aber ich sage ihnen immer, dass auch sie profitieren, wenn die Frequenz in der Innenstadt steigt“, sagt Jörg Lenhard. Er glaubt auch nicht, dass die neuen Mieter in zwei Jahren wieder weg sind, wenn die Förderung ausläuft. „Dafür investieren sie jetzt zu viel Geld.“