Wunsch nach Sicherheit in Oeding Lina Vierhaus schrieb Bürgermeister Brief

Wunsch nach Sicherheit: Lina Vierhaus schrieb Bürgermeister Brief
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Wie Bürgerbeteiligung in einer Demokratie funktioniert, hat Lina Vierhaus jetzt hautnah selbst erfahren dürfen. Die Neunjährige wohnt an der Straße Hessinghook in Oeding und diese war in den letzten Wochen mehrmals Gesprächsstoff im Ortsteil der Gemeinde Südlohn und in dieser Zeitung.

Der Grund hierfür lag in dem sogenannten Poller-Erlass des Landes NRW. Aus Sicherheitsgründen wurden damals auch Poller, Sperrpfosten und versetzt eingebaute Wegsperren in der Gemeinde Südlohn entfernt – natürlich nach sorgfältiger Prüfung. Einige davon standen an der Schultenallee im Bereich der Verbindungsstraße Hessinghook zur B70.

Neue Sicherheitslücke

Danach tat sich dadurch eine neue Sicherheitslücke für die Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich auf. Denn seitdem der Poller entfernt wurde, entwickelte sich die Strecke entlang des Oedinger Busches, die bisher hauptsächlich von Kindern auf dem Schulweg, Spaziergängern und Radfahrern genutzt wurde, zu einer Art Rennstrecke.

Eine Rennstrecke, die auch für Lina Vierhaus zum Problem wurde. Die Schülerin der vierten Klasse der van-Galen-Grundschule in Oeding wohnt nämlich an dieser Straße und nutzt diesen Weg mehrmals am Tag.

Auswirkungen des Erlasses

„Ich fahre mit dem Rad über die Straße zur Schule, zum Querflötenunterricht und zum Tanzunterricht“, zählt die Oedingerin auf. Als also Poller und das Sackgassenschild von der Gemeinde Südlohn beseitigt wurden, fiel ihr sofort auf, dass sich die Verkehrssituation vor Ort stark verändere. „Da waren vorher ja kaum Autos und jetzt fuhren da dauernd welche“, erinnert sie sich.

Ein paar Tage später sei dann auch ein Ortseingangsschild am Anfang der Straße Hessinghook von der zuständigen Behörde aufgestellt worden, erzählt ihre Mutter Christine Vierhaus. „On top sozusagen. Theoretisch konnte man da also 100 Kilometer pro Stunde fahren.“

Brief an den Bürgermeister

Aber zurück zu Lina. Ihr gefiel die neue Situation nicht. Auch mit Blick auf ihre zehnjährige Labradorhündin Pria. „Die ist schon mal weggelaufen“, erzählt die Grundschülerin. Das hätte ja noch mal passieren können und wie gefährlich wäre das mit Blick auf die schnell fahrenden Autos dann geworden.

Auch andere Fragen hat Lina in der Zeit gestellt. Und zwar ihren Eltern. Fragen wie „Warum ist der Poller weg?“, „Wie geht das hier weiter?“, „Kann man da nichts machen?“ und „Wer kann da etwas machen?“.

Die Eltern antworteten ihrer Tochter und erzählten unter anderem, dass sie sich an die Gemeinde Südlohn mit ihren Fragen wenden müsste.

Straße rot-weiße Barken
Zwei Barken auf der Straße Hessinghook sorgen dafür, dass es wieder ruhiger auf der Straße zugeht. © Karin Printing

Die Gemeinde Südlohn und ihre Vertreter sind für Lina Vierhaus im Übrigen kein fremdes Thema. Sie war mit der Schule schon einmal im Rathaus an der Winterswyker Straße und hat dort auch schon Bürgermeister Werner Stödtke gehört. Also überlegte sie sich, dass sie ihm einmal einen Brief schreibe, um ihm ihre Gedanken und Sorgen mitzuteilen.

Brief an den Bürgermeister

Das tat sie dann auch. Und zwar direkt abends an dem Schreibtisch in ihrem Kinderzimmer. „Als ich sie morgens dann wecken wollte, habe ich den Brief gesehen“, erinnert sich ihre Mutter. „Da war ich ganz schön überrascht“, gibt sie zu und dies beeindruckt, wie gut ihre Tochter ihr Anliegen formuliert habe.

An den genauen Text erinnert sich Lina Vierhaus nicht mehr, aber sie weiß, dass sie Sachen geschrieben habe, wie dass dort viele Menschen mit Hunden spazieren gingen, Kinder spielen würden und es jetzt dort durch die vielen Autos gefährlich sei. Zum Schluss habe sie um eine Antwort gebeten, erinnert sie sich.

Noch am selben Tag wurde der Brief auf dem Weg zum Bürgermeister gebracht. „Aber erst, nachdem ich den noch einmal schön abgeschrieben hatte“, sagt die Neunjährige. Die erste Version habe aufgrund der fehlenden Linien auf dem Papier doch sehr schief ausgesehen.

Bild vor Ort gemacht

Der Brief kam natürlich beim Bürgermeister an und der meldete sich bei Lina Vierhaus. „Er hat angerufen und kam dann vorbei, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen“, erinnert sich Christine Vierhaus.

„Zum Schluss hat er dann gesagt, dass er mal mit der zuständigen Behörde – dem Kreis Borken – Kontakt aufnehmen werde“, erzählt die Neunjährige. Und das habe er auch getan, sagt sie, denn schließlich gebe es seit Mitte Januar wieder eine Straßenverengung auf der Straße Hessinghook.

Auf die Frage, wie sie das findet und ob sie das Gefühl habe, ein bisschen zu dieser schnellen Situationsveränderung beigetragen zu machen, sagt sie „cool und ja“. Stolz sei sie natürlich auch ein bisschen.

Genauso im Übrigen wie ihre Eltern. Oder wie ihre Mutter es ausdrückt: „Ist doch toll, wenn man seine Stimme erhebt und dann sieht, man kann etwas bewirken. Und dann auch noch so schnell. Das ist eine Erfahrung, die sie nie wieder vergessen wird.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Januar 2025.