In Windeseile hat die Gemeinde Südlohn sich ans Werk gemacht und sämtliche Poller in den Ortsteilen entfernt und geprüft. So wollte es ein Beschluss der Landesregierung in Düsseldorf. Doch nun klingelt regelmäßig das Telefon im Rathaus. Der Grund: Anwohner beschweren sich, dass die Rad- und Gehwege, die jetzt von Pollern befreit sind, als illegale Abkürzungen von Autofahrern genutzt werden. Dafür hat auch Bürgermeister Werner Stödtke kein Verständnis.
Zum Hintergrund: Nach einem tödlichen Radunfall in Halle vor einem Jahr, hatte das NRW-Verkehrsministerium die Kommunen aufgefordert, Poller, Umlaufsperren und Feuerwehrpfosten auf Radwegen und Fußwegen zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen.
Damals war ein 67-jähriger Radfahrer auf einem kombinierten Fuß- und Radweg an einen rotweißen Absperrpfosten geraten und umgefallen. Dabei zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er einige Tage nach dem Vorfall daran verstarb. Der tragische Unfall löste eine breite Diskussion über Poller und Sperrpfosten aus.
Der Erlass aus NRW
Die Folge: Das Land NRW forderte in einem Erlass die Kommunen auf, die Notwendigkeit von Pollern, Sperrpfosten oder versetzt eingebaute Wegesperren zu überprüfen und bei Bedarf auch entfernen. Der Fokus bei der Überprüfung soll dabei aus den zwei Aspekten Sicherheit und Barrierefreiheit liegen.
Die Gemeinde hat daraufhin schnell gehandelt. Wie sie auf erste Anfrage nach dem Erlass mitteilte, seien in der letzten Zeit die Mitarbeiter des Bauhofs fleißig im Einsatz gewesen, hätten Hindernisse überprüft und in Abstimmung mit dem Ordnungsamt und der Bauverwaltung entfernt.
Doch kaum sind große Teile dieser Arbeit durchgeführt, klingelt das Telefon in der Verwaltung. Anwohner beschweren sich darüber, dass Autofahrer, die nun freigewordenen Fuß- und Radwege als illegale Abkürzung nutzen. Bis Freitag, 2. August, seien bereits zehn Anrufe diesbezüglich bei der Verwaltung eingegangen.
Wenige Schwerpunkte
„Dabei bilden sich schon ganz klare Schwerpunkte heraus“, erklärt Bürgermeister Werner Stödtke. „Vor allem am Lohner Brook und der Geschwister-Scholl-Straße häufen sich die Beschwerden.“ Dass sich die Anrufe auf wenige Stellen konzentrieren, sei in seinen Augen nur logisch.
Denn durch die meisten Fuß- und Radwege kämen Autos gar nicht erst durch. Außerdem würde sich auch nicht jeder Weg gleich als Abkürzung anbieten.
Doch den Sinn hinter den vermeintlichen Abkürzungen versteht Werner Stödtke nicht. „Also viel Zeit erspart man sich dabei nicht wirklich“, betont er. „Außerdem haben die doch alle einen Führerschein und wissen ganz genau, dass das illegal ist.
Da möchte man meinen, dass sich die Leute an die Verkehrsregeln halten.“ Doch das scheint nicht immer der Fall zu sein. Deshalb mahnt Stödtke: „Wird man dabei erwischt, droht eine deftige Strafe.“
Poller könnten zurückkehren
Trotzdem nehme der Bürgermeister die Beschwerden ernst und denkt über etwaige andere Lösungen nach. Aktuell sammle die Verwaltung Anregungen aus der Bevölkerung, wo in Zukunft Poller oder andere Wegsperren sinnvoll seien könnten.
„Diese Vorschläge wollen wir dann gemeinsam mit der Straßenverkehrsbehörde genau unter die Lupe nehmen und schauen, ob wir dort nicht wieder einen Poller installieren können“, ergänzt Stödtke. Priorität hätten dabei vor allem Gefahrenstellen, die zum Beispiel direkt an Schulwegen liegen.
