Passende Verkehrsschilder fehlen Oedinger Horst Lesche muss jetzt sein Rad schieben

Passende Verkehrsschilder fehlen: Oedinger muss jetzt sein Rad schieben
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Horst Lesche fährt gerne Rad. Auch Auto. Und natürlich geht er auch zu Fuß durch seinen Wohnort Oeding in der Gemeinde Südlohn. Vor ein paar Tagen hat er das auch getan. Er wollte von seinem Wohnhaus zum Rathaus. Was erledigen. Also fuhr er wie immer von der Uhlandstraße über die Hölderlinstraße ins Zentrum.

„Dabei stach mir auf einmal ein neues Verkehrsschild ins Auge“, erinnert sich der gebürtige Kaiserslauterer. Es stand da am Anfang des gepflasterten Endstückes zur Birkenstraße. Das Verkehrsschild zeigte weiße Fußgänger auf blauen Hintergrund. „Nanu, wann ist denn hier ein Fußgängerweg?“, fragte ich mich.

Auto auf Fußgängerweg.
Seitdem die Poller beseitigt wurden, fahren auch Autos über den Weg. Eine Abkürzung halt. © Karin Printing

Jahrelang war er hier mit dem Rad durchgefahren. Mal standen hier zwei versetzt eingebaute Wege-Sperren, zuletzt nur noch eine. Jetzt keine mehr.

Poller-Erlass

Schnell war dem ehemaligen Mitarbeiter der Firma Gebrüder Schulten in Oeding klar, das hat bestimmt etwas mit dem Poller-Erlass des Landes NRW zu tun.

Zur Erklärung: Nach einem tödlichen Radunfall in Halle vor über einem Jahr, hat das NRW-Verkehrsministerium die Kommunen aufgefordert, Poller, Umlaufsperren und Feuerwehrpfosten auf Radwegen und Fußwegen zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen.

Damals war ein 67-jähriger Radfahrer auf einem kombinierten Fuß- und Radweg an einen rotweißen Absperrpfosten geraten und umgefallen. Dabei zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er einige Tage nach dem Vorfall daran verstarb. Der tragische Unfall löste eine breite Diskussion über Poller und Sperrpfosten aus.

Die Folge: Das Land NRW forderte in einem Erlass die Kommunen auf, die Notwendigkeit von Pollern, Sperrpfosten oder versetzt eingebaute Wege-Sperren zu überprüfen und bei Bedarf auch zu entfernen. Der Fokus bei der Überprüfung soll dabei aus den zwei Aspekten Sicherheit und Barrierefreiheit liegen.

Verkehrsschild
Noch nicht geliefert wurden die bestellten Schilder, die zeigen, dass sowohl Fußgänger und Radfahrer den Weg benützen dürfen. © Karin Printing

Auch die Gemeinde Südlohn handelte. Sie entfernte bei Bedarf Pöller und Co. auf dem gesamten Gebiet der Gemeinde. Auch an der besagten Hölderlinstraße. Zur gleichen Zeit stellte sie hier dann ein Verkehrszeichen 239 (StVO Sonderweg Fußgänger) an beiden Seiten auf.

Ab jetzt war der vorher kombinierte Rad- und Fußgängerweg also nur noch ein Fußgänger weg. Die Folge: die 25 Meter zwischen den Schilden müssen Radfahrer jetzt absteigen und ihr schieben.

Ein Schildbürgerstreich?

„Das ist doch ein Schildbürger-Streich“, dachte sich Horst Lesche und weiter: „Früher, mit Wege-Sperren, durften Radfahrer und Fußgänger gemeinsam den Weg nutzen. Jetzt ohne Sperre nicht mehr?“

Stattdessen würden jetzt Autofahrer den Weg nutzen. „Der ist ja jetzt breit genug“, erklärt der Oedinger und fragt gleichzeitig nach dem Sinn. Schließlich habe er gedacht, der Pöller-Erlass soll mehr Sicherheit bringen. So lauere für die Fußgänger ja viel mehr Gefahr.

Lieferprobleme Verkehrsschilder

„Wir kennen das Problem“, erklärt Matthias Lüke, Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales der Gemeinde Südlohn. Bei ihm seien schon mehrere Anfragen von Bürgern und -innen eingegangen. In Südlohn gebe es ein ähnliches Problem, berichtet er weiter.

Die Gemeinde Südlohn bearbeite diese gerade nach und nach. Er könne aber auch die Gründe für dieses Problem nennen. „Wir haben die Schilder für die kombinierten Rad- und Fußgängerwege bestellt“, erklärt er. „Leider seien diese bisher noch nicht geliefert worden.“ Aus diesem Grund stünden jetzt die Verkehrsschilder mit dem Piktogramm Fußgänger dort.

Die Folge für Horst Lesche: Laut Straßenverkehrsordnung muss er hier nun erst einmal absteigen und sein Rädchen schieben. Solange halt, bis das passende Schild geliefert wurde. Autos dürfen hier natürlich gar nicht herfahren. Auch, wenn es die Breite zulässt!

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