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Von Lolli-Test bis Distanzbetreuung: „Man kann nur einmal 100 Prozent leisten"
Grundschulen
Den Lehrerinnen und Lehrern an Grundschulen wird viel abverlangt. Das neue Testverfahren hat die Herausforderung weiter gesteigert. In der Summe ist das vielfach nur noch schwer leistbar.
Lehrerinnen und Lehrer arbeiten derzeit am Limit. Seit nahezu zwei Jahren müssen sie sich neben dem Regelunterricht – in Präsenz oder auf Distanz – den teils gravierenden Herausforderungen der Coronapandemie stellen. In Teilen wurden in NRW darauf bereits symbolisch „weiße Fahnen“ gehisst, frei nach dem Motto: „Wir können nicht mehr!“
Aktuell sorgt die Umstellung des Testverfahrens an den Grundschulen für neuerlichen Unmut. Ganz kurz: Die PCR-Einzelauflösung wird durch Schnelltests durch die Schule selbst ersetzt.
„Ich beschäftige mich aktuell überwiegend mit Lolli-Tests.“ Schulleiterin Friederike Voß spiegelt die Meinung vieler Kolleginnen und Kollegen wider. Auch an der St.-Vitus-Schule ist Corona eine tägliche Herausforderung. Nun ereilte die Grundschule eine weitere Neuerung.
Wegen der rasant steigenden Corona-Zahlen und angesichts begrenzter PCR-Testkapazitäten wurden die Lolli-PCR-Tests an Grundschulen in NRW angepasst. Heißt: Auch weiterhin werden in den Grund- und Förderschulen zwar Lolli-PCR-Pooltests angewandt. Aber: Die Auflösung positiver Pools durch PCR-Einzeltests wird verändert.
PCR-Einzelauflösung wird durch Antigenschnelltest ersetzt
Schülerinnen und Schüler eines positiv getesteten Pools werden nun am nächsten Tag zu Unterrichtsbeginn in den Schulen mit Antigenschnelltests einzeln getestet. Oder sie lassen sich an einer Bürgerteststelle testen. Nur Schüler mit negativem Einzeltest dürfen am Unterricht teilnehmen.
Die Kritik neben dem erheblichen Aufwand: Das neue Verfahren bedeutet zum einen, dass sich mindestens ein im Pool positiv getestetes Kind zumindest temporär in der Klasse/Schule aufhalten könnte. Zum anderen kann der Fall eintreten, dass kein Schnelltest anschlägt. „Diesen Fall hatten wir bereits“, berichtet Friederike Voß.
Konkret an der Vitus-Schule: Am Montag und Mittwoch erfolgen die Pooltests in den Klassen 1 und 2, am Dienstag und Donnerstag in den Klasse 3 und 4. Ziel ist es, dass die Ergebnisse noch am gleichen Abend vorliegen. „Das klappt bisher auch noch“, erklärt Voß. Dann können die Eltern entsprechend umgehend informiert werden, dass eine Einzelauflösung notwendig wird.
Speziell nach den Weihnachtsferien seien die Pool-Ergebnisse nicht mehr immer fristgerecht am gleichen Tag angekommen, was „letztlich wohl auch dem Zusammenbruch des Systems geschuldet“ war. Bisher war es so, dass vor dem Ergebnis der PCR-Einzelauflösung durch die sogenannte Rückstellprobe die Kinder vorsorglich zuhause blieben. „Das war ad hoc für die Eltern natürlich auch eine Herausforderung“, berichtet Voß. Das fällt nun weg.
Neben dem Risiko des Verfahrens berichtet Friederike Voß vor allem vom überbordenden Aufwand, der „kaum mehr leistbar“ sei: „Und das wie so oft von jetzt auf gleich.“ Die Testpakete würden zwar in vollem Umfang und zeitnah geliefert, die gesamte Logistik müsse aber von der Schule selbst geleistet werden.
„Unter anderem ist da die Schulsekretärin voll eingespannt“, so Voß. Auch statistisch müsse akribisch dokumentiert werden, wobei zumindest das Meldeverfahren nun erleichtert worden sei. Sehr gut sei die Unterstützung und Versorgung durch den Schulträger.
Ereignisse überschlagen sich teilweise
Stehe die Isolation eines Schülers an, würden sich die nächsten Fragen aufwerfen. „Da gibt es so viele individuelle Vorschriften“, berichtet die Schulleiterin. Und auf die Lehrer komme die nächste Herausforderung zu. Neben dem Präsenzunterricht für die Klasse müssen diese auch die isolierten Kinder auf Distanz betreuen. „Du kannst aber nur einmal 100 Prozent bringen“, weiß Friederike Voß, dass Abstriche zwangsläufig kommen werden bei diesem „Spagat“.
Auch in dieser Woche hätten sich die Ereignisse teils überschlagen: „Wir müssen ja nicht nur die Kinder mit positivem Einzeltests im Auge behalten. Uns erreichen ja auch Meldungen über Kontakte zu infizierten Geschwisterkindern oder auch von Kindern, die augenscheinlich schon Symptome trotz negativen Tests aufweisen.“ Die Zahlen würden so schnell zweistellig. Am Tag.
Viele verschiedene Puzzleteilchen, die sich zu einer komplizierten großen Gemengelage zusammensetzten. „Ich fühle mich manchmal wie eine Krake“, umschreibt es Friederike Voß plakativ. Es sei bemerkenswert, wie gut Kollegium und Schülerschaft samt Eltern mit dieser Situation umgingen.