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A-Nord wird immer konkreter – Jonas Knoop: „Betroffenheit nimmt spürbar zu"
Bürgerdialog
In Bürgersprechstunden haben sich auch Südlohner und Oedinger über den Verlauf der A-Nord informiert. Sachlich, aber auch emotional. Noch in diesem Jahr sollen Gespräche mit Eigentümern starten.
Das Projekt A-Nord wird immer konkreter. Das haben auch die Ansprechpartner des Netzbetreibers Amprion während der Bürgersprechstunden gespürt. „Die Betroffenheit nimmt spürbar zu“, fasst es Projektsprecher Jonas Knoop in Worte.
Mit seinen Mitstreitern hat er in der vergangenen Woche insgesamt 67 Gespräche mit interessierten Bürgern geführt, dies an elf Terminen, auch für Südlohner und Oedinger. Denn diese beiden Ortsteile wird die Leitung „trennen“, das steht fest. Neun Termine davon bezogen sich direkt auf Orte im Münsterland.
Zum Hintergrund: Bereits Ende 2021 hatte Amprion der Bundesnetzagentur erste Vorschläge unterbreitet, wo genau die Gleichstromverbindung A-Nord im Abschnitt C zwischen der Grafschaft Bentheim und dem südlichen Kreis Borken verlaufen soll. Anfang Dezember 2021 hatte Amprion für das Vorhaben zudem die Anträge auf Planfeststellung eingereicht.
Da es nun innerhalb des anstehenden Planfeststellungsverfahrens in die Öffentlichkeitsbeteiligung geht, sollte interessierten Bürgerinnen und Bürgern der Verlauf der Erdkabeltrasse noch einmal vorgestellt werden.
Resonanz größer als von Amprion erwartet
Überwiegend auf sachlicher Ebene seien die Dialoge verlaufen, berichtet Jonas Knoop. Im Vergleich zur Serie in Niedersachsen im Herbst war die Zahl der Gespräche zwar geringer, „sie war aber noch größer als erwartet“, so Knoop. Viele hätten womöglich auch nicht die Chance, an Online-Terminen teilzunehmen, die sonst üblichen Präsenzveranstaltungen sind derzeit nicht möglich.
Sicher sei: „In allen Gesprächen war in irgendeiner Form Betroffenheit da“, erklärt Jonas Knoop. Vor ein, zwei Jahren hätten Bürger auch einfach mal die Gelegenheit genutzt, sich zu informieren. Das belegt auch diese Quote: Zu rund 90 Prozent waren es Landwirte, die Kontakt aufnahmen.

Innerhalb des Trassenkorridors hat der Netzbetreiber Amprion in seinem Antrag zum Planfeststellungsverfahren den rot eingezeichneten Verlauf der Trasse zwischen Südlohn und Oeding mitgeteilt. Nun befasst sich die Bundesnetzagentur mit dem Vorschlag, es besteht zudem die Möglichkeit zur Stellungnahme. © Amprion
Der Projektsprecher ist sich schon bewusst, dass mit der nun festgelegten Route die Betroffenheit weiter zunehmen wird. „Da wird es auch mal emotional. Wichtig ist es, sich in die Lage des Betroffenen hineinzuversetzen, dessen Situation zu verstehen“, so Knoop. Er betont auch noch einmal, dass der Beteiligungsprozess nun erst richtig starte. Vieles sei natürlich schon in Stein gemeißelt, aber noch nicht alles.
Stellungnahmen bis zum 18. Februar möglich
In einem schriftlichen Beteiligungsverfahren können nun Stellungnahmen bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden, im sogenannten Antragsverfahren. Die betroffenen Träger öffentlicher Belange, die anerkannten Umweltvereinigungen sowie die interessierte Öffentlichkeit können bis zum 18. Februar Position beziehen.
„Üblich sind sonst Hinweissammlungen vor Ort, doch auch das ist derzeit nicht umsetzbar“, erläutert Jonas Knoop. Auf dieser Basis werde die Bundesnetzagentur dem Netzbetreiber ein „Hausaufgabenheft“ mitgeben, in dem die eine oder andere Variante womöglich noch einmal überdacht werden soll.
Für das Münsterland hofft Knoop auf den Planfeststellungsbeschluss noch im kommenden Jahr. Sprich: „Dann steht fest, welche Trasse wie und wo verlaufen wird, dann besteht Baurecht“, erklärt Jonas Knoop. Baustart soll dann 2024 sein.
Parallel zum Verfahren werden die Gespräche mit den Flächeneigentümern aufgenommen. „Dafür brauchen wir sicher eineinhalb Jahre Vorlauf bis zum Baustart.“ Nicht weniger als fast 7500 Eigentümer sind auf den 300 Kilometern insgesamt zu kontaktieren.
Trassenverlauf ist schon ziemlich konkret
Wie konkret ist die Planung denn wirklich schon? „Sehr“, lässt Jonas Knoop keine Zweifel aufkommen. Sicher sei, dass die endgültige Trasse „nicht mehr um Hunderte Meter“ innerhalb des fixen 1000-Meter-Korridors verrückt werde. „Sonst hätten wir ja auch schlecht gearbeitet, die Planung hat schon Hand und Fuß.“
Zwischen Südlohn und Oeding soll die Trasse zum Beispiel durch den Sickinghook verlaufen, K21 und B70 queren. „Es kann natürlich sein, dass letztlich dieÜberzeugung überwiegt, die Trasse letztlich besser rechts als links an einem Hof vorbeizuführen“, nennt Knoop ein Beispiel für Handlungsspielraum.
Auch deshalb betont Jonas Knoop noch einmal die wachsende „Flur-Betroffenheit“. Dass diese Konkretisierung für viele ein Problem ist, könne man vielfach nachvollziehen. „Andere sind auch froh, endlich Klarheit zu bekommen“, weiß Knoop. So könnten diese zum Beispiel bei Pachtverträgen oder bei der Bewirtschaftung und Fruchtfolge ab 2024 wichtige Hinweise geben.
Richtung Sommer werde man nun die konkrete Planung einstielen, diese sei dann Basis für die Verhandlungen, die im Herbst beginnen sollen. Dass das noch ein langwieriger Prozess mit Ecken und Kanten werden kann, davon ist auch Jonas Knoop überzeugt: „Bei dem Einen oder Anderen sind auch sicher zwei, drei Gespräche bis zu einer Einigung nötig.“ Schon im vergangenen Sommer hatten auch Landwirte aus der Doppelgemeinde kundgetan, dass sie sich einen alternativen Trassenverlauf gewünscht hätten.
Jonas Knoop hofft, dass die Corona-Lage diese Gespräche auch zulassen wird. Denn eines sei auch klar. „Das geht digital oder telefonisch nun mal nicht.“