
© Lea Daume (Archiv)
Erhebliche Mehrkosten: Elternbeiträge für OGS-/VHTS-Betreuung sollen steigen
Kinderbetreuung
Durchaus dramatisch waren die jüngsten Schilderungen zur Lage der OGS-/VHTS-Betreuung an der Schulen. Zum einen gibt es ein Raumproblem, zum anderen entstehen Mehrkosten. Eine Lösung ist da.
Durchaus „exorbitant“ seien die Mehrkosten, die schon ab dem kommenden Schuljahr auf die Gemeinde für die OGS- und VHTS-Betreuung zukommen würden. Markus Lask, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste und Zentrale Steuerung, verdeutlichte umgehend, wie dringlich dieses Thema ist.
In der Sitzung des Ausschusses für Schule, Jugend, Senioren und Soziales am 30. März war die aktuelle Situation der Betreuungsformen OGS und VHTS (8 bis 13 Uhr) in der Gemeinde Südlohn ausführlich vorgestellt worden (wir berichteten). Und die Schilderungen waren durchaus dramatisch gewesen, weshalb nun eine Sondersitzung mit allein diesem Thema angesetzt worden war.
Viktoria Keller-Flinks von der K.i.d.S. gGmbH präsentierte Ende März gemeinsam mit der OGS-Koordinatorin Oeding, Sarah Dechering, die Betreuungsmodelle für die beiden Standorte in Südlohn und in Oeding. Fazit: Die personelle und räumliche Ausstattung mit den verschiedenen Betreuungskonzepten kann nebeneinander nicht mit dem steigenden Bedarf durch die weiterhin hohen Anmeldezahlen für das Schuljahr 2022/2023 mithalten.
Rund 86.500 Euro Mehrkosten zum neuen Schuljahr zu erwarten
Um weiterhin eine gute pädagogische Arbeit zu gewährleiten, seien zusätzliche Personal-/Raumressourcen notwendig. Die zu erwartenden Mehrkosten zum Schuljahr 22/23: für pädagogisches Personal circa 51.500 Euro pro Jahr, für zusätzliche Räumlichkeiten, sprich Container, rund 35.000 Euro per anno. Also insgesamt 86.500 Euro.
Im Zuge der Diskussion zu räumlichen Alternativen ging die Tendenz schnell in Richtung von Mietcontainern – sowohl in Südlohn, wo durch den Neubau die räumlichen Kapazitäten bereits ausgeschöpft worden waren, als auch in Oeding, wo der Neubau noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Marco Becker (CDU) brachte den Stein ins Rollen: „Wir sind für Container. Dann sollten wir abwarten, wie sich die Zahlen weiterentwickeln. Führt der OGS-Rechtsanspruch ab 2026 überhaupt zu einer erhöhten Nachfrage?“
Bürgermeister Werner Stödtke erklärte, dass man durch den Rechtsanspruch theoretisch räumlich eine Abdeckung für 75 Prozent der Kandidaten vorhalten müsse. Da sei man mit Containern natürlich flexibel: „Wir müssen räumlich Zeit gewinnen.“
Bei Containerlösung herrscht schnell Einigkeit
Jörg Schlechter ergänzte, dass „die Kassenlage auch gar nichts anderes zulässt“. Auf die Frage Niklas Bünings (WSO), ob ein Kauf der Container am Ende nicht günstiger sei, entgegnete Markus Lask, dass dies derzeit wohl nicht möglich sei: „Wir werden den Markt aber noch mal sondieren.“ Letztlich war die Entscheidung in Richtung Containerlösung schnell gefallen.
Wie soll nun der Mehraufwand gestemmt werden? Als Beispiele waren in der Sitzungsvorlage die Übernahme durch die Eltern oder auch eine prozentuale Aufschlüsselung genannt. Einhellig war die Meinung, dass Eltern vom Angebot dieser Betreuungsmodelle auch profitierten und diese schätzten. Sabrina Späker (SPD) „preschte vor“: „Wir würden den Elternbeitrag bei den Eltern von 60 auf 80 Euro anheben, den VHTS-Beitrag verdoppeln auf 60 Euro.“
Vor dem Hintergrund, dass die OGS als Zukunftsmodell in NRW mehr gefördert werden würde, solle so auch die Wahl in Richtung OGS attraktiver gemacht werden. In der Summe würde die Gemeinde dann immer noch ein Drittel des Mehraufwandes tragen – zum Beispiel in Höhe des Bedarfs für die Container. „Das kommt dann auch direkt beim Kind an“, meinte Späker.
Niklas Büning erklärte, die WSO würde die prozentuale Umlage vorziehen. Für die UWG könne Stephanie Vornholt dem SPD-Vorschlag folgen, „allerdings würden wir den OGS-Beitrag nicht anheben“. Marietta Rathmer-Höing (WSO) merkte an, dass man eine Anhebung aber nicht zum nächsten Schuljahr schon vornehmen sollte: „Der Prozess läuft, die Anmeldungen liegen vor.“
Bei OGS steht nachhaltigere Förderung in Aussicht
Und die Zahlen zu 22/23 belegen, dass gerade in Südlohn die Tendenz sogar hin zur VHTS präsent ist. Marco Becker merkte deshalb an, dass die VHTS durchaus ihre Berechtigung habe, von einer Verdoppelung der Beiträge würde man absehen: „Viele Leute wollen dieses Konzept.“ Jörg Schlechter meinte, Eltern und Gemeinde sollten sich die Kosten teilen, eine Kostenbeteiligung sei schließlich auch eine Art Wertschätzung: „Der Staat soll letztlich Eltern nicht vorschreiben, wie das Kind betreut werden soll.“
Sabrina Späker nahm den Faden noch einmal auf: „Die OGS-Betreuung hat eine ganz andere Qualität, sie erfüllt eine pädagogische Aufgabe statt nur zu beaufsichtigen.“ Das wollte Becker so nicht stehen lassen: „Ich sehe bei der VHTS keine mindere Qualität.“ Letztlich wählten die Eltern das Konzept, das sie individuell gerade brauchten. Späker stellte noch einmal klar, dass die Qualität bezogen auf die notwendige Qualifikation des Personals bei der OGS gemeint sei. Das konnte Becker dann mitgehen.
Schnelle Lösung nach Sitzungsunterbrechung
Die Ausschussvorsitzende Stephanie Vornholt fasste die Diskussion zusammen: „Ich denke, die Containerlösung wird einstimmig getragen, bei den Kosten wird eine prozentuale Anpassung favorisiert.“ Es folgte eine kurze Sitzungsunterbrechung zur Beratung – und dann ging alles ganz schnell. Wieder war es die SPD, die das Wort übernahm.
„Unser Vorschlag ist nun, den OGS-Beitrag für die Eltern von 60 auf 75 Euro anzuheben, den VHTS-Beitrag von 30 auf 50 Euro. Dies ab dem 1. Juli 2023.“ In der Summe käme man dann auf einen höheren Elternanteil von gut 40.000 Euro und die Gemeinde trage ihren Teil weiter. Dem schlossen sich alle Fraktionen an. Man bleibe dann immer noch deutlich unter den Beiträgen anderer Kommunen in der Region.
Werner Stödtke verwies dabei auch noch einmal auf die Sozialkomponente: „Die Gemeinde unterstützt einkommensschwache Eltern weiter, wo sie kann.“ Das letzte Wort hat nun der Rat.