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Pastoraler Raum Vreden, Stadtlohn, Südlohn – was kommt auf Gemeinden zu?
Kirche
Über die Einrichtung von „pastoralen Räumen“ im Kreis Borken wurde am 28. September im Bistum Münster diskutiert. Mit dieser noch jungen Idee will die katholische Kirche zukunftsfähig bleiben.
Nach jetzigen Hochrechnungen des Bistums Münster sieht es für katholische Kirchengemeinden im Kreis Borken in 20 Jahren nicht gut aus. Weniger Mitglieder, Gläubige, Seelsorger und finanzielle Mittel sind Gründe dafür.
Um dieser Problematik entgegenzuwirken, will das Bistum nun Weichen für die Zukunft stellen. Die Überlegung ist, eigenständige Pfarrgemeinden und Kirchengemeinden zu einem pastoralen Raum zusammenzufassen.
Darunter befindet sich auch die Kombination Vreden-Stadtlohn-Südlohn.
Weihbischof Dr. Christoph Hegge präsentierte diese Idee am Dienstag bei einer Veranstaltung im Forum Mariengarden in Borken.
Allerdings ist dies kein fester Fahrplan. Es handelt sich lediglich um einen Vorschlag, dessen Umsetzung noch bis Ende April/Anfang Mai 2023 von den Beteiligten diskutiert werden kann.
Pastorale Räume haben Vor- und Nachteile
Aber wie wurde der Vorschlag in den Gemeinden angenommen? Pastor Stefan Scho von St. Vitus und Jakobus Südlohn verweist auf Jürgen Lürwer, Dechant des Dekanates Ahaus-Vreden, zu dem auch Stadtlohn und Südlohn gehören. Der Dechant ist zwiegespalten. „Ich finde es erst mal gut, dass das Bistum Münster beginnt, sich solche Gedanken zu machen und nach Lösungen zu suchen. Diese Entwicklung war ja auch zu ahnen, es ist ja nicht neu, dass die Zahlen zurückgehen. Dazu ahne ich auch nicht, dass es groß andere Möglichkeiten gibt, dagegen vorzugehen“, so Jürgen Lürwer.
Verordnete Zusammenlegungen wird es nicht geben
Vor einigen Jahren haben solche Probleme zu Fusionen von Gemeinden geführt, wie auch im März 2018, als das Dekanat Ahaus mit dem Dekanat Vreden fusionierte.
Solche Schritte sollen nach Aussagen von Jürgen Lürwer nicht immer die Zustimmung der Gemeindemitglieder gefunden haben. „Fusionen von Gemeinden haben in der Vergangenheit zu viel Schweiß und Tränen geführt, weil Menschen Dinge aufgeben mussten, die ihnen wichtig waren, oder abgehängt wurden. Deswegen darf eine solche Zusammenlegung nicht damit verbunden sein“, berichtet der Dechant.
Zwar hat Weihbischof Dr. Christoph Hegge am Dienstag betont, dass diese neu geschaffenen Räume keinesfalls einer Fusion gleichkommen sollen. Trotzdem sieht Jürgen Lürwer an dieser Idee auch kritische Punkte.
„Durch diese größeren Räume könnte es zu einer Art ‚Entfremdung‘ kommen und das Alltagsleben mit den Leuten könnte darunter leiden. Wenn ich mit dem Fahrrad durch die Stadt fahre, dann führe ich ganz oft auch kurze Gespräche mit den Menschen, weil man sich eben kennt. Vielleicht könnte sich diese Nähe dadurch verändern“, so der Pfarrer von St. Otger.
Nicht jedes Pfarrheim wird in 20 Jahren noch bestehen
Ob es mit diesem Beschluss generell große Veränderungen in den einzelnen Gemeinden geben wird, kann Jürgen Lürwer noch nicht sagen: „Das weiß ich jetzt noch nicht. Auf der Versammlung gab es den Gedanken, da man nicht alle Pfarrheime halten kann, den Fokus auf einzelne Orte zu legen. Dabei darf es natürlich keinen zentralen Hauptort geben.“
Trotz der Überlegungen und Vermutungen lässt sich heute noch gar nicht sagen, wie die Veränderungen für die Gemeinden wirklich aussehen werden. Denn um das konkret zu überlegen, dazu haben die Gemeinden noch sehr viel Zeit.