Frauenhaus des Kreises Unna ist vollständig belegt
Zu wenig Plätze
Frauen, die in der Beziehung Gewalt erleben, brauchen Hilfe. Oftmals ist die Zuflucht in einem Frauenhaus der letzte Ausweg. Für Frauen aus Selm bedeutet das zurzeit, dass sie einen langen Weg bis zu einer sicheren Unterkunft zurückzulegen haben – denn das zuständige Frauenhaus des Kreises in Unna ist voll.

Viele Frauen, die Gewalt erleben, suchen Zuflucht in einem Frauenhaus.
Eine Situation, mit der die Mitarbeiter des Frauenhauses bereits seit Juni dieses Jahres leben. „Wir sind voll belegt, alle Zimmer und Betten sind besetzt“, sagt Christina Schulz, Leiterin des Frauenhauses Unna. Seit mehreren Monaten müssen die Mitarbeiter hilfesuchende Frauen und Kinder abweisen. 26 Frauen und 37 Kinder haben seit dieser Zeit keine Bleibe in Unna gefunden.
Interaktive Karte mit freien Bleiben
Aber was passiert dann? Wo können diese Frauen hin? Schulz verweist auf umliegende Frauenhäuser in Nordrhein-Westfalen. „Aber auch da sieht es mit Plätzen zurzeit sehr schlecht aus“, räumt Schulz ein.
Auf einer interaktiven Karte, das Fraueninfonetz, können Hilfesuchende ersehen, wo es überhaupt noch eine mögliche Bleibe gibt. Eine Reise bis Höxter oder Alsdorf müssten Selmer Frauen im Moment bis zur sicheren Unterkunft auf sich nehmen. Eine weitere Option sieht Schulz in der Suche nach Frauenschutzhäusern in den umliegenden Bundesländern.
Juristische Gründe
Ein langer Weg, wenn man psychische oder körperliche Gewalt erfährt, das weiß auch die Sozialarbeiterin und Leiterin Schulz. Aber warum ist die Situation aktuell, wie sie ist? Eine Begründung für die große Belegung ist, dass die Aufenthaltsdauer vieler Frauen im Frauenhaus im Moment sehr lang ist. Das hat oftmals juristische Gründe: Die Väter, vor deren Gewalt die Frauen geflohen sind, haben in den meisten Fällen ein gleichberechtigtes Sorgerecht, klagen den Umgang mit ihren Kindern ein.
Den möchten die Frauen nur unter Aufsicht – aus Angst. Anwälte und das Jugendamt werden eingeschaltet. Die Dauer bis zur Klärung ist lang, die Frauen können in dieser Zeit das Frauenhaus nicht verlassen, kein eigenständiges Leben woanders aufbauen.
In einer ähnlichen Situation sind viele Flüchtlingsfrauen, die mit ihren Kindern in den Häusern Zuflucht gesucht haben. Bei ihnen steht die Bleibeperspektive oder die Anerkennung einem Umzug vorerst im Wege. Aber selbst, wenn es mehr Betten gäbe, käme das Frauenhaus an seine Grenzen. „Wir bräuchten ja auch mehr Fachpersonal, um die oftmals traumatisierten Frauen zu betreuen“, so Schulz. Eine Lösung sei nicht in Sicht.
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