
© Daniel Magalski
Corona-Zeiten: Kita in Selm freut sich fast über Brechdurchfall
Infekte
Corona ist auch die Zeit der seltsamen Situationen. Wenn Kitas sich fast über Brechdurchfall freuen, dann ist das so eine Situation. Die Infektion erfasst zurzeit Kitas und Schulen in Selm.
Scharlach, Brechdurchfall oder Läuse - was sonst der Albtraum aller Kita-Eltern ist. führt in der Pandemie eher ein Schattendasein. Infekt-Wellen, wie sie alle Jahre wieder die Kitas und Schulen überrollen, bleiben zeitweise aus, doch aktuell scheint der altbekannte Brechdurchfall auf dem Vormarsch in Selm.
„Magen-Darm-Infekte sind natürlich ein Klassiker in der Winterzeit, aber meist nicht so stark wie im Moment“, berichtet Martina Martini. Die Leiterin der Kita St. Stephanus in Bork berichtet von einer Welle von Brechdurchfall. „Zahlen habe ich zwar nicht, aber bei uns bleiben zurzeit etliche Kinder mit Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen zu Hause.“
Kein Corona, sondern „nur“ Magen-Darm
Wenn Kinder Symptome dieser Art haben, sei da natürlich auch sofort der Gedanke an eine Corona-Infektion. „Die Mutter eines erkrankten Kindes meldete uns, dass man direkt einen Corona-Test gemacht hat und der war negativ, es ist wirklich nur Magen-Darm.“
Martini muss selbst ein bisschen lachen, denn vor zwei Jahren wäre der nächste Satz undenkbar gewesen: „Vor dem Hintergrund der Pandemie freuen wir uns dann fast, wenn es nur Magen-Darm ist und keine Corona-Infektion.“ Krankheiten seien für die Betroffenen natürlich nie schön, aber letzten Endes sei so ein Magen-Darm-Infekt im Vergleich zu Corona meist das kleinere Übel.

Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen - das sind bei vielen Kindern aktuell die Symptome. © Daniel Magalski
Infektionen auch unter den Lehrkräften
Die Grundschule Auf den Äckern in Bork verzeichnet ebenfalls Fälle von Brechdurchfall, aber laut Schulleiterin Anja Klepping „nicht mehr als in anderen Wellen.“ Magen-Darm komme in der momentanen Situation erschwerend hinzu, aber auch die normale Grippe. Klepping: „Infektionen haben wir auch unter den Lehrerinnen und Lehrern. Die Situation macht deutlich: Neben Corona existieren auch noch andere Krankheiten.“
Die Kita St. Trinitatis in Bork hat offenbar bisher Glück in Sachen Brechdurchfall. Tanja Frese sind keine Fälle unter den Kindern bekannt „und das darf auch so bleiben“, lacht die Kita-Leiterin.
Juliane Breer, Leiterin der Kita St. Johannes in Cappenberg, sieht sich seit dem Wochenstart ebenfalls konfrontiert mit Magen-Darm-Infekten in ihrer Kita. „Montag hatten wir hier den ersten Fall, vorher war das in der Pandemie lange kein Thema für uns“, so Breer.
Die Fälle verteilten sich momentan auf alle Gruppen. Corona-Infektionen unter den Kindern waren indes in zwei Jahren kein Thema. „Im Moment haben wir einen Fall, der betrifft eine Mitarbeiterin.“ Brechdurchfall-Infektionen melden auch das Gymnasium Selm und die Ludgerischule, beide sprechen aber von vereinzelten Fällen.
Kita Konfetti im Notbetrieb
Kevin Marquardt von der Kita Konfetti in Selm hat in seiner Einrichtung im Moment deutlich mehr Probleme mit Corona-Infektionen als mit Brechdurchfall. „Infektionen mit Durchfall hatten wir vor zwei bis drei Wochen, aber das rückt aufgrund der Pandemie nun in den Hintergrund. Die Zahlen entwickelten sich in der vergangenen Woche so, dass ich in Absprache mit dem Gesundheitsamt die Reißleine ziehen musste“, schildert Marquardt.
Die Kita ist nun im Notbetrieb, betreut nur noch eine geringe Zahl von Kindern, etwa von Eltern ohne Betreuungsalternative. Kevin Marquardt: „Die Eltern sind durch die Bank sehr verständnisvoll, es ging aber leider auch nicht anders in dieser Situation.“
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.