Ein Leser hat sich an uns gewendet, weil er den Kopf über eine Verkehrsregelung schüttelt, die ihn nachts trifft. „Ich finde es total sinnlos, dass die Ampeln in Selm und Bork die ganze Nacht in Betrieb sind“, erklärt er gegenüber der Redaktion. „Ich fahre immer so gegen 4 Uhr morgens zur Arbeit und wenn es ganz dumm läuft, stehe ich an drei roten Ampeln, obwohl kein Auto zu sehen ist.“
Das fange an mit der Ampel am Campus (Kreisstraße/Neue Werner Straße), gehe dann weiter mit der Ampel zum Industriegebiet Bork (Kreisstraße/Gutenbergstraße). „Wenn jemand vor mir nicht in der Fahrspur bleibt und etwas weiter links fährt, dann schaltet die Abbiegespur auf grün“, berichtet der Berufspendler.
„Die beste von allen ist aber die Ampel beim LAFP (Waltroper Straße/Südwall/Im Sundern)“, erklärt er. Mal reagiere sie auf Kontakt, mal seien nur die Abbiegespuren grün und manchmal schalte sie „einfach durch alle Phasen“.
„Für mich ist es nicht nachzuvollziehen, warum die Ampeln nachts an sein müssen.“ Wenn dann mal ein oder zwei Autos nachts unterwegs seien, würde man es auch ohne Ampel hinbekommen.

Verkehrsabhängig geschaltet
Ist das tatsächlich so? Wir haben beim zuständigen Straßenbaulastträger, dem Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW), nachgefragt. Wie steht Straßen.NRW zu der Kritik des Berufspendlers? Nadia Leihs von der Presse-/Kommunikations-/Öffentlichkeitsabteilung der Straßen.NRW-Regional-Niederlassung Ruhr, hat uns geantwortet: „Die Lichtsignalanlagen in Selm, die an Bundes- und Landesstraßen liegen und in der Zuständigkeit der Regionalniederlassung Ruhr sind, werden auf ,Alles rot - sofort grün‘ geschaltet, so heißt das bei uns.“ Bedeutet: „Alle Ampeln sind auf Dauerrot geschaltet, so lange kein Fahrzeug kommt.“ Sie seien also verkehrsabhängig geschaltet. „Die Fahrzeuge werden wahrgenommen entweder durch die sogenannten Induktionsschleifen, die unterhalb der Fahrbahn eingelassen etwas vor den Ampel wurden, oder mit Kameras.“ Das gelte für jede Fahrspur, also für die Geradeausspur und für Abbiegespuren mit separater Ampelschaltung.
Das Fahrzeug, das zuerst am Kontakt stehe, erhalte Grün. Sollten zwei Fahrzeuge in etwa zeitgleich ankommen, habe dennoch derjenige Grün, der zuerst da sei, und dann erst der nächste. „Deshalb kann es durchaus sein, dass man da auch nachts leider mal bei Rot steht“, führt Nadia Leihs aus.
Könnte man denn nachts die Ampeln ausstellen, wie es der Berufspendler vorschlägt? Gibt es bei der Entscheidung, ob eine Ampel nachts an bleibt oder nicht, eine Abwägung zwischen Verkehrssicherheitsgründen, Verkehrsfluss und Energiesparaspekten? „Aus unserer Sicht sprechen vor allem Fragen der Verkehrssicherheit dagegen, Ampeln nachts abzuschalten“, antwortet Nadia Leihs. „Es gibt Verwaltungsrichtlinien für Ampeln, wonach sie grundsätzlich durchgehend in Betrieb gehalten werden sollen. Und es gibt eben auch Unfalluntersuchungen aus der Vergangenheit, die gezeigt haben, dass das Abschalten einer Ampelanlage nachts zu einer höheren Unfallwahrscheinlichkeit führt. Deswegen sind unsere Ampeln auch grundsätzlich nachts in Betrieb.“
Debatte über Umgehungsstraße in Selm: Initiative lädt zu Infoveranstaltung ins Bürgerhaus
Tempo 30 überall in Selm?: Stadtverwaltung begrüßt Vorstoß für mehr Sicherheit
Viele Unfälle an der Alten Zechenbahn in Selm : Unfallkommission ordnet Maßnahmen an