Tempo 30 überall in Selm? Stadtverwaltung begrüßt Vorstoß für mehr Sicherheit

Tempo 30 überall in Selm? Stadt begrüßt Vorstoß für mehr Sicherheit
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Außerorts höchstens Tempo 100 – innerorts maximal 50: Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte mit diesen Rahmenbedingungen vertraut sein. Gerade in den Städten wird davon aber immer häufiger abgewichen, was in jüngerer Vergangenheit auch für Diskussionsstoff in Selm sorgte. Nicht nur die Verkehrsminister der Länder fordern mehr Handlungsspielraum beim innerörtlichen Tempolimit – auch eine Städte-Initiative setzt sich für Veränderungen ein.

Immerhin über 600 Städte und Gemeinden in Deutschland haben sich mittlerweile der bundesweiten Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ angeschlossen. Sie fordert mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempolimits. Die beteiligten Städte wollen selbst entscheiden können, unter welchen Bedingungen sie innerorts Tempo 30 anordnen dürfen.

„Wir sehen Tempo 30 für den Kraftfahrzeugverkehr auch auf Hauptverkehrsstraßen als integrierten Bestandteil eines nachhaltigen gesamtstädtischen Mobilitätskonzepts und einer Strategie zur Aufwertung der öffentlichen Räume“, heißt es im Positionspapier der Initiative.

„Grundsätzlich zu begrüßen“

Die Straßenverkehrsordnung sieht eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h aktuell nur bei konkreten Gefährdungen oder vor sozialen Einrichtungen – wie Kitas, Schulen und Seniorenheimen – vor.

Die Stadt Selm ist bisher kein Teil der Tempo-30-Initiative. Und in Zukunft? „Das ist aktuell nicht geplant und aus Sicht der Stadtverwaltung nicht zwingend notwendig“, teilt Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage mit. Die Begründung der Stadt: „Bereits heute sind fast alle Straßen innerorts, für die die Stadt Selm zuständig ist, mit Tempo 30 ausgeschildert.“

Grundsätzlich sei es aus Sicherheitsgründen aber zu begrüßen, wenn Tempo 30 an mehr Straßen als bisher gilt. „Der Trend geht jedenfalls in vielen Städten dazu über, aus Lärmschutz- oder Klimagründen Tempo 30 anzuordnen“, weiß Woesmann.

Olfener Straße in Selm
Auf der Olfener Straße gilt bereits Tempo 30 bis zum Ortsausgang. © Arndt Brede

Deshalb sei es für die Stadtverwaltung auch denkbar, die generelle Höchstgeschwindigkeit in Selm von 50 auf 30 zu reduzieren. „Es muss aber zunächst eine rechtliche Grundlage durch den Bund geschaffen werden, damit in Selm so etwas flächendeckend umgesetzt werden kann.“

Anträge der Politik

Weitere neue Straßenabschnitte mit Tempo 30 plant die Stadt selbst aktuell zwar nicht. „Es laufen aber zum Beispiel für den Bereich Cappenberg Anträge der Politik, dort gegebenenfalls zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger auf weiteren Straßen Tempo 30 einzuführen“, weiß Malte Woesmann.

Auch laufe die Prüfung nach einem Antrag aus der Politik, ob für einen weiteren Teilabschnitt der Ludgeristraße Tempo 30 angeordnet werden kann. Hierfür wäre allerdings der Kreis Unna verantwortlich, da es sich bei dem betroffenen Abschnitt zwischen Kreisverkehr und Abzweig „Auf der Sagkuhl“ eine Kreisstraße handelt.

Nachteil „nur subjektiver Art“

Stadtsprecher Malte Woesmann sieht bei einer Einführung von Tempo 30 fast ausschließlich Vorteile, darunter „eine steigende Aufenthalts- und Wohnqualität der betroffenen Anlieger und Anwohner“. Zudem werde die Verkehrssicherheit erhöht und es entstünden weniger Immissionen. „Dies gilt aber auch nur, wenn der fahrende Verkehr nicht zu sehr durch Ampeln oder Ähnliches eingeschränkt wird. Durch den Stop-and-go-Verkehr wäre der klimafreundliche Vorteil durch Tempo 30 sonst verspielt“, merkt Woesmann an.

Ein Nachteil von Tempo 30 gebe es eigentlich nur subjektiver Art – in der Annahme, dass es vermeintlich längere Fahrzeiten gibt. „Dies trifft aber nur in den seltensten Fällen zu“, ist der Stadtsprecher überzeugt.

Die Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ befürwortet die Untersuchung der Auswirkungen von Tempo 30 mit begleitenden Modellvorhaben, „um gegebenenfalls bei den Regelungen beziehungsweise deren Anwendung nachsteuern zu können“.

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