
Im Wald bei Ergste sollen zwei Windenergieanlagen gebaut werden. Das hat die Abo Wind beantragt. © picture alliance/dpa
Zwei neue Windräder am Rand von Ergste geplant – diesmal stimmt der Rat zu
Schwerter Stadtrat
Beim Thema Windkraft war sich bislang eine Ratsmehrheit einig: Anlagen in Ergste lehnt man ab, woanders gab es keine sinnvolle Fläche. Doch jetzt sieht die Sache anders aus.
Als die Abo-Wind vor zwei Jahren das erste Mal zwei Windkraftanlagen in Ergste auf der Schälker Heide bauen wollte, gab es eine große Mehrheit im Rat gegen das Projekt. Nun kann die Stadt nur ihr Einvernehmen geben oder verweigern, denn in Sachen Windkraft entscheidet der Kreis. Der lehnte dann auch den Antrag der Firma ab. Nun gibt es einen neuen Anlauf.
Neuer Antrag auf zwei Windräder an der Stadtgrenze
Die Zeiten haben sich geändert. Ende April unternahm die Abo Wind einen neuen Vorstoß und reichte beim Kreis einen Antrag auf Errichtung von zwei Windenergieanlagen (WEA) des Typs Nordex mit einer Leistung von 5,7 Megawatt ein. Mit einer Gesamthöhe von knapp 200 Metern entsprechen die neuen Anlagen jenen, deren Errichtung man im Sommer 2020 abgelehnt hatte. Allerdings zog man noch weiter an den Rand der Stadt.

SPD Ratsherr Carsten-André Gey (v.l.) und Tanja Hesse von der Bürgerinitiative „Ergste gegen Monsterräder“ übergaben im September 2020 eine Unterschriftenliste gegen die Windkraftanlagen an die Vertreter des Kreises Unna, Dezernent Ludwig Holzbeck und Landrat Michael Makiolla. © Niklas Groß/Kreis Unna
Südlich von Gut Böckelühr
Südlich von Gut Böckelühr und nördlich der Iserlohner Siedlung Stübbeken sollen die beiden Windräder stehen. Damit sind sie zwar weit vom Ergster Ortskern entfernt, aber auch im Wald. Etwa einen Kilometer entfernt von der Stadtgrenze liegen die Anlagen. „Einen Standort mit weniger Eingriff in das Stadtgebiet gibt es nicht“, befand Michael Rotthowe von den Grünen.
SPD: Es bleibt ein Eingriff in die Landschaft
Aber es bleibe ein Eingriff in die Landschaft, so Claudia Belemann-Hülsmeyer (SPD): „Wir brauchen die Energie, wir sollten aber nicht verschweigen, dass durch den Bau ein intaktes Waldgebiet durch einen kleinen Industriepark zerstört wird. Ich freue mich nicht wirklich darauf. Das muss man an dieser Stelle auch mal sagen.“ Belemann-Hülsmeyer gehörte bei der Diskussion um die Windräder im Sommer 2020 zu den führenden Gegnern.
CDU stimmt gegen die Windkraftanlagen
Doch seitdem ist einiges passiert. Vor allem bei der SPD, die im Kommunalwahlkampf deutlich gegen die „monströsen Teile“ Front gemacht hatte, setzte angesichts von Klima- und Energiekrise offensichtlich ein Umdenken ein. Die SPD stimmte zu.
Bei der CDU blieb man bei der Haltung gegen Windkraft. Einen Beitrag zur Diskussion im Rat von Seiten der Christdemokraten gab es nicht. Doch was man von den Anlagen hält, hatte Fraktionsvize Bernd Krause bereits im Umweltausschuss gesagt: „Das sind 20.000 Quadratmeter versiegelte Fläche, wo das Wasser dann ins Ruhrtal fließt. Viel Spaß, Ergste. Das ist so, wenn man regenerative Energien will.“
Bürgermeister: Schwerte soll von Anlagen profitieren
Doch die Stadt kann und soll auch profitieren, wenn die Windräder kommen. „Ich wünsche mir, dass der Nutzen in der Stadt bleibt“, so Bürgermeister Dimitrios Axourgos. Die Abo Wind ist ein Unternehmen, das Windanalagen baut und projektiert, aber zumeist nicht selbst betreibt. Das könnten nach Auffassung von Axourgos die Stadtwerke vielleicht sogar im Verbund mit einzelnen Bürgern in Schwerte machen.
Gegen die Stimmen von CDU und die von Sebastian Rühling beschloss der Rat, dass die Stadt ihr Einvernehmen erteilt. Das hatte man übrigens zuvor auch schon per Dringlichkeitsentscheid festgestellt und dem Kreis mitgeteilt.
Nach Angaben der Interessengemeinschaft Windkraft versorgt ein Windrad der geplanten Größe rund 3700 Haushalte mit Strom. Beide Anlagen zusammen könnten also etwa ein Drittel des Strombedarfs der privaten Haushalte in Schwerte decken.
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