
Das Lehrschwimmbecken in Ergste ist das ganze Jahr über ausgelastet. Allerdings macht die marode Filteranlage den Nutzern immer wieder einen Strich durch die Rechnung. © Bastian Schulte
Geld für Neubau des Lehrschwimmbeckens – aber nicht am Derkmannsstück
Grundschule Ergste
Für den Neubau des Lehrschwimmbeckens in Ergste beantragt die Stadt Fördermittel. Wo im Fall der Fälle gebaut werden soll, war im Rat umstritten. Am Ende gab es eine überraschende Entscheidung.
Das Lehrschwimmbecken in Ergste ist ein Sanierungsfall. In diesem Punkt herrscht unter den Ratsmitgliedern in Schwerte Einigkeit. Da hätte man sich eigentlich freuen können, als die Bauverwaltung vor der Ratssitzung ein Konzept verteilte, das der Stadt ein nagelneues Lehrschwimmbecken bescheren soll. Denn es gebe ein Förderprogramm des Bundes, für das man sich mit einem Neubau bewerben könne.
Neubau am Grandweg
Allerdings will die Verwaltung das neue Lehrschwimmbecken nicht an der Schule am Derkmannsstück errichten, sondern am Grandweg, also genau dort, wo die Schule einst stand. Der Grund dafür: Man könne auf diese Art das alte Lehrschwimmbecken noch so lange nutzen, bis ein neues gebaut sei. Das sorgte bei nicht allen Ratsmitgliedern für Zustimmung und sorgte am Ende für eine bemerkenswerte Abstimmung.
CDU-Ratsherr Sascha Enders eröffnete: „Die CDU möchte noch zu bedenken geben, dass wir einen Beschluss haben, die Schule am Derkmannstück zusammenzuziehen. Neuer Standort ist ja fast in der Ergster Mitte.“
Und noch deutlicher machte es Sebastian Rühling (freies Ratsmitglied): „Wir haben 2015 die Grundschule auch mit dem Argument aus der Mitte geholt, dass dort ein Lehrschwimmbecken ist. Jetzt bauen wir das Lehrschwimmbecken dort, wo die Schule war.“
Nur so sei der Betrieb aufrechtzuerhalten
Dem hielt Stadtplaner Christian Vöcks entgegen, dass dies der einzige Weg sei, den Betrieb von Lehrschwimmbecken und der damit heizungstechnisch verbundenen Turnhalle auch während der Bauzeit aufrechtzuerhalten. Außerdem würde das Becken ja von mehreren Schulen und Vereinen genutzt.
Die Grünen sahen das in ihren Diskussionsbeiträgen ähnlich. Sie verwiesen aber auch darauf, dass vor zwei Wochen im Sportausschuss das Thema bereits auf der Tagesordnung stand, die Verwaltung aber nichts von ihren Plänen gesagt habe. Nun solle man über ein 8 Millionen-Projekt mit einer Tischvorlage ohne große Beratungszeit entscheiden, ärgerte sich Michael Rotthowe.
Förderprogramm bis Ende September
Doch das Problem: Die Anmeldefrist für das Förderprogramm läuft Ende des Monats aus. Wer sich bewirbt, muss unter anderem nicht nur ein Baukonzept, sondern auch einen Standort vorlegen.
Das Baukonzept ist übrigens nicht neu. „Natürlich gab es Informationen, dass der Zustand des Lehrschwimmbeckens nicht gut ist. Für uns war das ein Projekt, das wir in der mittelern Priorisierung gesehen zu haben“, so Baudezernent Christian Vöcks. „Dann kam die Priorisierung aus der Politik und der Auftrag, sich um Fördermittel zu kümmern.“ Die Vorlage sei nur ein Versuch der Verwaltung, noch in dieses Förderprogramm zu kommen. Denn nur mit Fördermitteln sehe man eine Chance, hier tätig zu werden.
476 Millionen für die gesamte Republik
Wie gut die Chancen sind, in das Programm aufgenommen zu werden? Eher nicht so gut, schätzte FDP-Fraktionsvorsitzende Renate Goeke. Denn es handele sich um ein Bundesprogramm und im Fördertopf seien gerade mal 476 Millionen Euro.
Und auch mit Förderung wird der Bau nicht günstig. Denn wenn Schwerte mit dem Abschluss für das Jahr 2021 aus der Überschuldung herauskommen sollte, erhält man nur noch 45 Prozent, anstatt der 75 Prozent der Kosten für haushaltsschwache Kommunen.
Überraschende Wende der Grünen
Nach mehr als einstündiger Diskussion ging es dann nach einer von den Grünen beantragten Pause an die Abstimmung. Die CDU hatte den Bau am Derkmannsstück beantragt und sah offensichtlich eine Mehrheit hinter sich. Als die Grünen nicht pünktlich zurück im Sitzungssaal erschienen, wollte Bürgermeister Dimitrios Axourgos abstimmen lassen. Die CDU verließ daraufhin den Ratssaal, damit der Rat nicht mehr beschlussfähig sei.
Dann erschienen die Grünen doch, der Bürgermeister ließ abstimmen, um festzustellen, dass die Grünen entgegen ihrer Bekundung in der Debatte, nun doch für den Bau am Grandweg stimmen. Mit dem Zusatz, dass für den geplanten Bolzplatz in der Ergster Mitte dann ein neuer Standort gefunden werden müsse.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
