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Woher kommt unser Gas und ist die Versorgung in Schwerte sicher, Herr Kirchmann?
Krieg gegen die Ukraine
Ist die Gasversorgung in Schwerte sicher? Woher kommt eigentlich unser Gas und was bedeutet der Krieg gegen die Ukraine für die Energiepreise? Antworten von Stadtwerkechef Sebastian Kirchmann.
Zwei Drittel des importierten Erdgases in Deutschland stammen aus Russland. Der größte Teil davon wiederum vom Konzern Gazprom. Der Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass sich viele Menschen vor einer Unterbrechung der Gasversorgung fürchten. Wie ist das in Schwerte, welches Gas fließt durch die Brenner der heimischen Heizungen?
Noch wird hauptsächlich Gas aus Groningen verheizt
Stadtwerkechef Sebastian Kirchmann gibt da zumindest vorerst Entwarnung: „Derzeit besteht für Schwerte kaum eine Abhängigkeit von russischem Erdgas“, erklärt er. Rund 90 Prozent der Gaslieferungen an die Stadtwerke bestehen aus L-Gas und stammen aus der Nordsee beziehungsweise aus den Niederlanden. Aber das ist endlich, denn die Niederländer haben beschlossen, wegen der Erdbeben in diesem Gebiet das Gasfeld nicht mehr im großen Stil anzuzapfen.
Das Gas für die Fernwärmeversorgung stammt übrigens aus Deutschland. Denn dabei handelt es sich um Biogas.
Russischer Anteil liegt im einstelligen Bereich
Lediglich zehn Prozent des Schwerter Gasbedarfs wird mit dem energiereicheren H-Gas gedeckt. Das stammt wiederum aus Großbritannien, Norwegen, Flüssiggaslieferungen und natürlich aus Russland.
„Wie viel Anteil das russische Gas in diesen zehn Prozent ausmacht, können wir nicht sagen“, so Kirchmann. Denn das hänge immer von Einkaufspreis und Nachfrage ab.

Im Laufe des Jahres werden die Energiekosten vermutlich steigen. © dpa
Langfristige Lieferverträge
Denn grundsätzlich haben die Stadtwerke mit ihren Vorlieferanten auf dem deutschen Markt langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Allerdings setzt man da nicht auf den einen Moment, an dem die Energiepreise günstig sind, sondern bemüht sich, das Risiko zu streuen. So werden immer wieder neue Verträge geschlossen. Das soll auch für die Versorgungssicherheit sorgen.
Dass ein Wetten auf günstige Preise sich am Ende nicht auszahlt, zeigt die Entwicklung der Discount Gasanbieter, die am Ende ihren Kunden die Verträge kündigten, weil es kein günstiges Gas auf dem Markt mehr gibt. Der Zuwachs an Kunden aus diesem Bereich sei in Schwerte dreistellig, so Kirchmann. Die Stadtwerke haben die Kunden übernommen, müssen aber nun auch für die Gas auftreiben.
Niemand kann sich von der Marktentwicklung abkoppeln
Doch auch das System der Stadtwerke wird die Energiepreise nicht auf Dauer im Zaum halten können. Kirchmann dazu: „Wir beobachten die Entwicklung auf den Energiemärkten sehr genau. Politische Ereignisse wie aktuell der Einmarsch Russlands wirken sich unmittelbar preistreibend auf den Finanz- und Rohstoffmarkt aus. Die Energiemärkte befinden sich momentan auf einem sehr hohen Preisniveau, das aus vielen auch internationalen Entwicklungen resultiert. Davon kann sich niemand abkoppeln.“
Der Gaspreis hat sich an den Börsen im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht und ist seit Mittwoch weiter steil angestiegen. Auch die Strompreise haben deutlich zugelegt, gleiches gilt für Kohle und Öl. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht fundamental ändern, können das die Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahresverlauf auch bei ihren Energiekosten spüren.
Gaspreise haben sich vervierfacht?
Der Gaspreis habe sich im Vergleich zum Vorjahr ohnehin vervierfacht und sei seit Mittwoch weiter gestiegen. Das gleiche gelte für Kohle und Öl. Deshalb gilt auch für Schwerter Verbraucher, wenn sich die Lage nicht fundamental ändert, werden sie die Krise im Laufe des Jahres bei den Energiekosten spüren.
Zumindest die Entlastung über den Wegfall der EEG-Umlage im Sommer werde den Anstieg der Energiepreise dämpfen: Denn die beinhalten immer noch rund 40 Prozent Steuern und Abgaben.
Die Situation zeige aber auch, dass man sich breiter aufstellen müsse. „Das gilt für die noch benötigten fossilen Energieträger, vor allem aber für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“, so Kirchmann. Bei letzterem sei man mit dem Solarpark an der A1 einen guten Schritt voran gekommen.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
