Gela Kindler hat den Verein „Hunderettung Kasachstan“ gegründet. Auch Julchen konnte sie dort vor dem Schicksal der Tötungsstation bewahren.

Gela Kindler hat den Verein „Hunderettung Kasachstan“ gegründet. Auch Vincent konnte sie vor dem Schicksal der Tötungsstation bewahren. © Reinhard Schmitz

Raus aus der Tötungsstation: Gela Kindler rettet Hunde aus Kasachstan

rnTierschutz in Schwerte

Hundefänger ziehen umher und verhökern ihre Beute an Tötungsstationen. Die Hunderettung Kasachstan tut etwas dagegen. Gela Kindler aus Schwerte hat den Verein gegründet und holt Tiere nach Deutschland.

Schwerte

, 12.07.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit ihrem flauschigen Fell kuschelt sich Julchen an ihre Retterin. Wer in die dunklen Augen des Mischlings schaut, mag kaum glauben, welchem Schicksal sie im letzten Moment entrissen werden konnte. Die Streunerin war im fernen Kasachstan schon von einem Hundefänger an eine Tötungsstation verhökert worden, wo ihn Gela Kindler mit ihrem Verein „Hunderettung Kasachstan“ gerade noch freikaufen konnte.

Die Hunde müssen erst mal Kommandos auf Deutsch lernen

Zehn Hundeleben hat die private Tierschutz-Initiative auf ähnliche Weise erhalten, seit sie im September 2021 ihre Aktionen gestartet hat. Auch Christel Starks Rocky war darunter. „Am Anfang war das schwierig mit den Kommandos“, berichtet die Schwerterin: „Er kannte nur Kommandos auf Russisch.“ Aber bei der Portion Liebe, die ihm von seinem neuen Frauchen entgegengebracht wurde, lernte Rocky schnell.

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Ein Erfolg, der Gela Kindler glücklich macht. Bevor sie ihren Verein gründen konnte, waren erst einmal bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen. Die gebürtige Castroperin, die vor 15 Jahren ihren Lebensmittelpunkt von Goslar nach Schwerte verlegt hat, büffelte in einem Online-Kurs für den Sachkundenachweis Hundehaltung, den sie nach einem Präsenz-Wochenende mit Prüfung bei der Hundeakademie Unna erhielt.

Fast 400 Euro – so berichtet sie – hatte sie da schon investiert. Weiterhin musste noch das Veterinäramt seine Erlaubnis zum Import von Hunden aus Russland und Rumänien erteilen, um schließlich dann noch die Gemeinnützigkeit beim Finanzamt zu beantragen.

Ohne ihre Fellnasen möchten (v.l.) Steffi Henneke, Gela Kindler und Christel Stark von der Hunderettung Kasachstan nicht sein. Sie zeigen, wie Tiere sich international verstehen können. Vincent stammt aus Ungarn, Julchen aus Kasachstan, Emil aus Spanien und der frisch kastrierte Rocky aus Kasachstan.

Ohne ihre Fellnasen möchten (v.l.) Steffi Henneke, Gela Kindler und Christel Stark von der Hunderettung Kasachstan nicht sein. Sie zeigen, wie Tiere sich international verstehen können. Vincent stammt aus Ungarn, Julchen aus Kasachstan, Emil aus Spanien und der frisch kastrierte Rocky aus Kasachstan. © Reinhard Schmitz

Doch wie kam die 69-Jährige ausgerechnet dazu, Hunde aus Kasachstan zu retten? Der Zufall lenkte ihren Tierschützerinnen-Blick auf das Land, in dem sie noch niemals gewesen war. Über eine Flohmarktgruppe im Internet war Gela Kindler mit einer in Hessen lebenden Kasachin in Kontakt gekommen und hatte von den schrecklichen Zuständen für Hunde in der früheren Sowjetrepublik gehört. Man half ihr, die Kontakte zu Tierschützern in dem zentralasiatischen Land zu knüpfen. Die schicken immer wieder Fotos wie jüngst von der anhänglichen Dolly.

Tierschützer vor Ort kontrollieren die neuen Herrchen und Frauchen

„Wir machen nur Direktvermittlung“, sagt Gela Kindler. Bis ein Empfänger gefunden ist, müssen die geretteten Hunde zunächst einmal in Kasachstan in einer Pflegestelle bleiben. Auf dem 7000-Kilometer-Transport, der dank eines litauischen Fahrers trotz aller Russland-Sanktionen noch möglich ist, wird eine Pause in Moskau eingelegt.

Nicht allein zum Erholen, sondern auch für Impfungen, über die lückenlos Nachweise geführt werden müssen. Dazu werden in der russischen Hauptstadt normalerweise die Kastrationen vorgenommen. Den Medizinstudenten, die das im kasachischen Almaty ein paarmal im Monat gratis übernahmen, vertraut die Schwerterin nicht mehr: „Zwei Hündinnen sind danach gestorben.“

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Neue Herrchen oder Frauchen werden bundesweit über die Internet-Plattform tiervermittlung.de gesucht. „Wir prüfen genau, wo die Hunde hinkommen“, berichtet Gela Kindler. Eine Selbstauskunft der Interessenten reicht allein nicht. Man ist über Facebook so vernetzt, dass es immer Tierschützer vor Ort gibt, die eine weitere Vorkontrolle übernehmen: „Erst dann kommen die ersten Bilder, welche Fellnasen kommen.“

Aktuell warten noch 13 Hunde in einer Pflegestelle in Kasachstan

Am 14. Juli (Donnerstag) werden Maja und Emma erwartet, die Nachbarin Steffi Henneke vorübergehend in Obhut übernimmt. Weitere 13 Hunde warten noch in der Pflegestelle in Kasachstan. Je nach Größe muss der Verein für jeden von ihnen 40 bis 50 Euro pro Monat schicken. „Es tut mir so weh, wenn ich schreiben muss: Wir haben kein Geld und können keinen mehr nehmen“, sagt Gela Kindler. Neben den Beiträgen der derzeit 14 Mitglieder (40 Euro/Jahr) sind viele Spenden nötig.

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