81 Kinder, 42 Betreuer, elf Ponys und Pferde: Derzeit ist rund um die Kirche St. Thomas Morus in Villigst einiges los. Dort findet in der ersten Sommerferienwoche die 30. Auflage der „Musischen Reiterferien“ statt. Elsbeth Bihler (68), die von allen „Elli“ genannt wird, ist die Frau der ersten Stunde. „Ich habe die Reiterferien sozusagen erfunden.“
Doch damit möchte sie keinesfalls in den Vordergrund. „Es macht mich einfach glücklich, dass das alles so gewachsen ist“, sagt die 68-Jährige, die am Rand einer Weide auf einem Campingstuhl sitzt. Sie beobachtet die Kinder, die gerade von erwachsenen sowie jugendlichen Betreuerinnen und Betreuern das Reiten lernen. „Und wenn ich sehe, wie das hier von selber läuft – das ist wirklich toll.“
1993: Start bei Bauer Schulte
So ganz von allein läuft die Organisation allerdings nicht – einer muss schließlich den Hut aufhaben. Und das ist die Sonnenregen gGmbH mit den Geschäftsführerinnen Dorothea Wolfgart und Elli Bihler. Obwohl die gemeinnützige Gesellschaft erst 1998 gegründet wurde, steckten die Verantwortlichen schon von Beginn an hinter den „Musischen Reiterferien“ in Schwerte. „Vorher war das nur noch nicht institutionalisiert“, erklärt Elli Bihler.
Bereits 1993 fand der Auftakt der Reiterferien bei Bauer Schulte statt, wo damals auch noch die Sonnenregen-Pferde und -Ponys untergebracht waren. Etwa 25 teilnehmende Kinder seien dabei gewesen, so Elli Bihler. „Es hat also klein angefangen.“

Inzwischen sind es mehr als dreimal so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Auch die Veranstaltungsorte haben sich verändert: Seit 2000 ist die Sonnenregen gGmbH mit ihren Tieren auf dem Hof Holtschmidt in Ergste beheimatet. Die alljährlichen Reiterferien finden nun dort und rund um die Kirche St. Thomas Morus statt.
„Wir sind in der ersten Sommerferienwoche ganztags an der Kirche, in der zweiten halbtags bei Holtschmidt“, erklärt Elli Bihler. Deshalb seien elf Ponys und Voltigierpferde am Sonntag (25.6.) vorübergehend auf die Weiden in Villigst umgezogen.

Viel Programm
In der Kirche St. Thomas Morus gibt es Küchen, Bastelräume sowie Rückzugsorte für Kinder und Betreuer. Rundherum ist viel Platz für die Vierbeiner und zum Toben. „Seit Corona haben wir auch Pavillons draußen, das gibt uns mehr Freiraum“, erklärt Elli Bihler.
An mehreren Stellen hängen Übersichtspläne, mit denen beispielsweise die Reit- und Voltigierstunden, geführte Ausritte, das Basteln sowie die Theaterproben organisiert werden. Auch „lästigere“ Aufgaben wie das Abäppeln, also die Weiden von den Hinterlassenschaften der Pferde und Ponys zu befreien, sowie der Spüldienst sind gerecht verteilt.

„Hier lernt einer vom anderen und keiner lernt aus“, sagt Elli Bihler. Und das gelte nicht nur für die Kinder. „Wir Erwachsenen lernen zum Beispiel, Dinge an die jugendlichen Betreuer abzugeben. Die wiederum lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und sich zu organisieren – Stichwort: Zeitmanagement.“
Die Betreuer sind mindestens 13 Jahre alt – und finden sich meist ganz von allein. „Teilnehmer werden Betreuer, die bringen dann irgendwann ihre eigenen Kinder mit und so sehen wir viele immer wieder.“ Einige Ehemalige kommen auch diesmal unter Woche zu Besuch, andere erst zur Theateraufführung am Samstag (1.7.).

Zweite Woche bei Holtschmidt
Denn die ist nicht nur für die Familien der teilnehmenden Kinder gedacht: Alle Interessierten sind um 14.30 Uhr auf dem Vorplatz der Kirche St. Thomas Morus willkommen. Gezeigt wird ein Stück über den Heiligen Franziskus, das die Kinder im Laufe der Woche vorbereiten – inklusive Kulissengestaltung und Musik.
Die Theateraufführung bildet den Abschluss der ersten Reiterferien-Woche. Ab dem 3. Juli (Montag) geht es dann bei Bauer Holtschmidt weiter – mit 60 Kindern, darunter 20 geflüchtete, und 30 Betreuern.
Die 31. „Musischen Reiterferien“ sind im Übrigen auch schon fest eingeplant. Nach den Weihnachtsferien, im Januar 2024, startet die Anmeldung. Und dann heißt es schnell sein: „Wir haben meistens mehr Anmeldungen als wir annehmen können“, sagt Elli Bihler.

- Die „Musischen Reiterferien“ gibt es seit 1993. Organisiert werden sie von der Sonnenregen gGmbH. Unterstützer sind beispielsweise die Pfarrei St. Marien, das Marienkrankenhaus und die Lions.
- Die diesjährige Theateraufführung der „Musischen Reiterferien“ findet auf dem Vorplatz der Kirche St. Thomas Morus, Schröders Gasse 3, statt. Beginn ist um 14.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
- Die Anmeldung für die Reiterferien 2024 startet im Januar. Weitere Informationen gibt es auf der Website: www.sonnenregen-schwerte.de
- Die Sonnenregen gGmbH ist eine christlich orientierte gemeinnützige Gesellschaft für Reiten, Musik und ganzheitliches Leben. Sie unterstützt die Arbeit der Pfarrei St. Marien in Schwerte.
- Sonnenregen-Geschäftsführerinnen und gleichzeitig -Gesellschafterinnen sind Doro Wolfgart und Elli Bihler. Weitere Gesellschafterinnen sind Hanna Zander, Anne Peis und Michaela Labudda. Darüber hinaus gibt es Reitlehrerinnen und Reitlehrer sowie weitere Helferinnen und Helfer.
- Die Pferde und Ponys der Sonnenregen gGmbH sind auf dem Hof Holtschmidt in Ergste untergebracht, wo sich Bauer Dietmar Holtschmidt um deren Verpflegung sowie die Instandhaltung von Ställen, Weiden, Paddoks und Reithalle kümmert.
- Auf dem Hof findet wöchentlicher Reitunterricht in verschiedenen Altersgruppen statt.
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