
© St. Marien Schwerte
Elsbeth Bihler geht in Rente: Sie hat sich „Denkmäler zuhauf gesetzt“
Gemeindereferentin in St. Marien
Nach 38 Jahren als Gemeindereferentin geht „Elli“ Bihler in Rente. Ihr Wirken in St. Marien scheint unermesslich. Die Gemeinde kann sich trotz Corona auf persönliche Weise verabschieden.
Dass die große Verabschiedungsfeier nun ausfallen muss, findet Elsbeth Bihler (65) überhaupt nicht schlimm: „Da bin ich nicht so der Typ für“, sagt die 65-Jährige mit Blick auf ihren am 1. März beginnenden Ruhestand. „Nur ein Rudelsingen, das hätte ich mir gewünscht.“
Der Pfarrgemeinde St. Marien allerdings ist es ein großes Anliegen, ihre Gemeindereferentin nach 38 Dienstjahren gebührend in den Ruhestand zu verabschieden. Die „rauschende Party“, die dafür geplant war, ist zwar noch nicht abgesagt, sondern zunächst nur auf den Sommer verschoben.
Um den Gemeindemitgliedern aber dennoch schon jetzt die Möglichkeit zu geben, ihrer „Elli“, wie sie gemeinhin genannt wird, persönliche Wünsche mit auf den Weg zu geben, wurde im Internet ein digitales Gästebuch eingerichtet.
Auch wenn die bescheidene Gemeindereferentin diese Beschreibung gewiss als viel zu hoch gegriffen zurückweisen würde, so hat sie sich in den Augen ihrer Weggefährten „zuhauf Denkmäler gesetzt“, wie es in einem Pressetext der Gemeinde heißt. Viele Projekte und Einrichtungen in Schwerte werden auch künftig untrennbar mit ihrem Namen verbunden sein.
„Ich hab da so eine Idee...“
Der Reitverein Sonnenregen und die seit fast 30 Jahren stattfindenden Reiterferien, die Gespräche am Feuer in Wandhofen, das traditionelle Heiligabend-Singen im Krankenhaus, 70 Familienwochenende in Hardehausen – mit vielen solcher Projekte hat sie auch das soziale und gesellschaftliche Leben in Schwerte überhaupt mitgeprägt.
Der längst verstorbene Pfarrer Hans-Heinz Riepe, dessen charismatisches Wirken die Gemeinde bis heute prägt und der später ein enger Freund Bihlers wurde, soll bisweilen mit den Augen gerollt haben, wenn seine junge Mitarbeiterin sagte: „Ich hab da so eine Idee...“.

Im Zuge ihrer fast vier Jahrzehnte währenden Tätigkeit brachte Elsbeth Bihler immer wieder neue Ideen in das Gemeindeleben ein. © St. Marien Schwerte
Für die Umsetzung ihrer Ideen holte sie stets viele Ehrenamtliche mit ins Boot. „Vor ihnen habe ich großen Respekt. Die mussten ja neben Beruf und Familie das machen, das was ich als Beruf machen durfte“, sagt Elsbeth Bihler. Die Gemeinde würdigt sie als „eine Menschenfängerin im christlichen Sinne, eine sehr erfolgreiche sogar“.
Über 40 Lehrbücher geschrieben
1989 entwickelte sie für den Kommunionunterricht ein neues Konzept, das schnell deutschlandweit unter dem Begriff „Schwerter Modell“ oder auch „Bihler-Methode“ bekannt wurde.
Mehr als 40 Lehrbücher hat sie geschrieben und Priester und Lehrer im ganzen deutschsprachigen Raum fortgebildet. Zudem hat das „Schwerter Liederbuch“ über Jahrzehnte in immer neuen Auflagen in vielen Gemeinden seinen Platz gefunden.

Gut gelaunt mit einem strahlenden Gesicht: So kennen die Gemeindemitglieder Elsbeth Bihler. Ende Februar wird sie ihren Schreibtisch im Gemeindebüro räumen. © St. Marien Schwerte
Eines ihrer letzten Projekte ist die FamilienKirche in Villigst. In St. Thomas-Morus hat sie, wieder zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus der Gemeinde, die Kirche um- und ausrüsten lassen für große und kleine Gottesdienstbesucher. Bibelgarten, Spielplatz, Labyrinth, all das ist durch Corona erst einmal aufgeschoben, aber nicht aufgehoben worden.
„Ich war nie der Typ für ein geregeltes Leben“
Nach ihrem Abitur hatte die gebürtige Karlsruherin, die in Neuss aufgewachsen ist, zunächst ein Lehramtsstudium für Deutsch und Musik und in Bottrop ihr Referendariat absolviert. „Mit 23 Jahren war ich dann fertig und dachte mir: Das kann‘s noch nicht gewesen sein. Außerdem war ich nie der Typ für ein geregeltes Leben, sondern eher freischaffende Künstlerin.“
Also absolvierte sie noch ein weiteres Studium der Religionspädagogik und trat schließlich zum 1. März 1983 ihren Dienst in der Schwerter Gemeinde an. „Ich habe damals geschaut, was für Möglichkeiten es gibt – damals gab es ja noch nicht so viele Frauen in der katholischen Kirche. Aber in diesem Beruf konnte ich meine Fähigkeiten am besten einbringen.“
Im Rückblick auf ihr langjähriges Berufsleben empfindet sie vor allem eine große Dankbarkeit: „Ich fühle mich mehr beschenkt, als dass ich das Gefühl habe, etwas geschenkt zu haben.“ Auch nach ihrer Verabschiedung wird sie ehrenamtlich weiter in der Gemeinde mitwirken und „meinen Glauben ins Leben stellen“.