So geht es einer syrischen Familie in Schwerte
Aus Aleppo geflohen
„Danke an alle, die es ermöglicht haben, dass wir in Deutschland bleiben dürfen.“ - Die sechsköpfige Familie Aljendi aus Syrien ist dankbar. Sie musste aus Aleppo fliehen, gelangte schließlich nach Schwerte. Uns haben sie erzählt, wie wohl sie sich hier fühlen und welche Zukunftspläne sie haben.

Familie Aljendi ist in Schwerte angekommen. Von links nach rechts: Mohamad, Ahmad, Mahmoudi, Abdulhadi, Imad und Fatima Aljendi mit dem Brief, in dem die Familie sich bedankt.
Wir haben die Familie in ihrer Wohnung besucht. Es ist das zweite Treffen seit einer Begegnung in der Flüchtlingsunterkunft an der Wasserstraße im Januar 2016.
Die syrische Familie aus Aleppo, wo ihr Haus zerstört und ihr ganzer Besitz vernichtet worden war, kam über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute nach Deutschland. Rund drei Monate dauerte die Flucht, die die Eltern mit ihren vier Jungs überwiegend zu Fuß bewältigten. Sie landeten zunächst in Herford und wurden dann nach Schwerte geschickt.
Hilfe von emsigen Paten
Mohamad: „In Westhofen wurde uns sehr geholfen, besonders von den ehrenamtlichen Helfern. Opa Werner hat uns immer geholfen, egal ob bei Tag oder Nacht. Dafür sind wir auch sehr dankbar.“ Opa Werner, das ist der emeritierte Mathematik-Professor Werner Sperling, der emsige Pate, der mit seinen arabischen Sprachkenntnissen schnell Zugang zu den Aljendis fand und bald schon das Talent der Jungs erkannte.
Vor einem halben Jahr konnte die Familie die Flüchtlingsunterkunft in Westhofen verlassen und lebt jetzt in einer eigenen Wohnung. Die vier Jungs zwischen 11 und 16 Jahren teilen sich ein Zimmer. Neben dem Elternschlafzimmer gibt es noch Wohnzimmer und Küche. Irgendwann würden sie gern in eine größere Wohnung ziehen, berichtet Mutter Fatima, damit die Jungs ein bisschen mehr Platz zum Spielen und für die Hausaufgaben haben.
Alle Jungs gehen gern zur Schule: Mohamad besucht das Berufskolleg in Unna, wo er in einem Jahr seinen Abschluss machen will. Er will zur Bundeswehr. Auch Ahmad, der 13-Jährige Realschüler, will Soldat werden – oder Polizist oder Lehrer. Mahmoud geht in die 5. Klasse der Gesamtschule und hat ebenso wie der achtjährige Abdulhadi, der zur Reichshofschule geht, noch keine Berufswünsche.
Bleiberecht für die Familie
Derzeit sind auch die Eltern Fatima und Imad Schüler. Sie besuchen täglich einen Deutschkurs, und die Söhne achten darauf, dass sie ihre Hausaufgaben machen. Die Verkäuferin und der Elektrotechniker hoffen auf Arbeit. Eine wichtige Hürde ist dabei genommen: Alle haben den Flüchtlingsausweis in Unna erhalten. Mohamad schreibt: „Das war eine große Freude. Jetzt sind wir richtig angekommen und wollen auch in Deutschland bleiben. Wir sind stolz auf unsere Papiere und hoffen, dass noch viele Flüchtlinge bald ihre Ausweise erhalten.“
In die Freude über das Bleiberecht in der neuen Heimat mischt sich die Sorge um die zurückgelassenen Familienmitglieder. Mohamad berichtet: „Zu meinem Onkel in Aleppo haben wir derzeit gar keinen Kontakt. Wir wissen nichts.“ Fatimas hübsche Augen blicken traurig, wenn sie von ihrer Mutter erzählt: „Sie ist ganz allein in der Türkei. Es klappt nicht, sie hierher zu holen.“
Die Eltern von Imad sind vor dem Krieg in ihrem Heimatland in den Libanon geflüchtet, leben dort in einem Lager. Um ihre Enkel in Deutschland müssen sie sich keine Sorgen machen. „Die gehen ihren Weg“, ist Werner Sperling ganz sicher.
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