Schwerter Krankenhaus beruhigt Krebs-Patienten
Nach Medikamenten-Pfusch
Nachdem ein Apotheker aus Bottrop in großem Stil Krebsmittel gestreckt haben soll, ist die Verunsicherung bei Patienten groß. Viele Apotheken, die solche Medikamente herstellen, gibt es nicht, kreisweit sind es weniger als eine Hand voll. Dazu gehört auch das Schwerter Marienkrankenhaus.

Hans-Werner Spieker leitet die Apotheke im Marienkrankenhaus. Sie ist eine von drei Apotheken, die im Kreis Unna das Krebsmittel herstellen, welches ein Bottroper Apotheker gepanscht haben soll. In Schwerte braucht man sich aber keine Sorgen zu machen.
Medikamente für Krebspatienten werden in drei Klinik-Apotheken im Kreis Unna hergestellt: im St.-Marien-Hospital in Lünen, im Evangelischen Krankenhaus in Unna und im Schwerter Marienkrankenhaus. Birgit Kalle von der Pressestelle des Kreises Unna sagt, es gebe im Kreis Unna keine öffentliche Apotheke, die Medikamente für Krebspatienten herstelle.
Denn für die Herstellung der besagten Medikamente müssten bestimmte Anforderungen erfüllt werden, wie beispielsweise die Schaffung von Reinräumen. Nur in solchen Laboren ist eine Herstellung überhaupt möglich. Das bestätigt das Marienkrankenhaus. „Die reinraumtechnischen Anlagen erfordern hohe Investitionen, die nicht allen Apotheken zugemutet werden können“, sagt Hans-Werner Spieker, Leiter der Apotheke im Marienkrankenhaus.
Amtsapotheker können alle Vorgänge einsehen
Im Bottroper Fall scheint sich ein Pharmazeut ein Krebsmittel ausgesucht zu haben, das besonders hohe Profite versprach. Spieker erklärt: „Die Immuntherapeutika, die im Rahmen der Tumortherapie eingesetzt werden, sind teurer als herkömmliche Zytostatika.“ So könnte sich der Betrug aus Sicht des beschuldigten Apothekers also gerade bei einem solchen Mittel eher angeboten haben.
Dass so etwas nicht passiert, dafür sorgen die Amtsapotheker. Denn für die Aufsicht der Apotheken im Kreis Unna ist die Amtsapotheke des Kreises zuständig. Amtsapotheker können jederzeit die Dokumentation der Vorgänge in einer Apotheke einsehen und eine Inspektion in den Betrieben durchführen.
Gestreckte Medikamente schlagen nicht richtig an
Eine Kontrolle der Arbeit der Apotheker erfolgt außerdem durch das Vier-Augen-Prinzip und eine lückenlose Dokumentation. So wird nicht nur auf die Hygiene und Herstellung geachtet, sondern auch auf die Bücher der Apotheke.
„Abrechnungstechnisch würde eine Diskrepanz zwischen Einkauf und Abrechnung von Immuntherapeutika dem pharmazeutischen Hersteller und den Krankenkassen auffallen“, sagt Spieker. Sollte – wie anscheinend in Bottrop geschehen – ein Medikament gestreckt werden, schlage dieses wahrscheinlich nicht richtig an.
Dr. Michael Glaßmeyer, ärztlicher Direktor des Rochus-Hospitals in Castrop-Rauxel, sieht das Problem bei den Krankenkassen. Diese schreiben niedergelassenen Onkologen vor, von welchen Apotheken sie Medikamente beziehen sollen.
Krankenhäuser können sich die Apotheke aussuchen
Bei der Ausschreibung bekomme der günstigste Apotheker den Zuschlag. Das könnte für Apotheker einen Anreiz sein, Medikamente zu strecken. Detlev Schnitker, Sprecher des Marienkrankenhauses, bezweifelt das, schließlich gebe es nicht viele Apotheken, die das Medikament herstellen und somit auch kaum Spielraum beim Preis.
Ein Apotheker aus Bottrop soll Krebsmedikamente beim Mischen zu niedrig dosiert und so an Wirkstoffen gespart haben, um sich selbst zu bereichern. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Essen. Betroffen sein sollen Infusionen zur Krebsimmuntherapie, die individuell dosiert werden müssen. Der finanzielle Schaden, der den Krankenkassen dadurch entstanden ist, liegt bei 2,5 Millionen Euro.
Für das Marienkrankenhaus gilt die Vereinbarung ohnehin nicht, denn Krankenhäuser können sich ihre Apotheke aussuchen. „Die Apotheke des Marienkrankenhauses liefert Tumortherapeutika ausschließlich für die Behandlung von Patienten des Marienkrankenhauses“, erklärt Spieker. Wirklich beunruhigt scheinen Patienten und Kunden der Apotheke nicht zu sein, zumindest habe sich bisher kein Kunde besorgt geäußert.