Schuldzuweisungen im Streit um Schulanmeldungen

Schwerter Gymnasien

Im Streit um die Kinder aus dem Dortmunder Süden, die an den Schwerter Gymnasien keinen Platz gefunden haben, haben sich Verwaltungen und Politiker am Dienstag in gegenseitigen Schuldzuweisungen geübt: Im Mittelpunkt steht eine abgelehnte Schulvereinbarung. Bürgermeister Böckelühr wandte sich unterdessen mit einem Appell an die NRW-Schulministerin.

SCHWERTE

, 28.02.2017, 17:25 Uhr / Lesedauer: 2 min
Schon immer haben Schüler aus dem Dortmunder Süden beispielsweise das Ruhrtal-Gymnasium besucht. Für das kommende Schuljahr wurden aus Kapazitätsgründen deren Anmeldungen abgelehnt.

Schon immer haben Schüler aus dem Dortmunder Süden beispielsweise das Ruhrtal-Gymnasium besucht. Für das kommende Schuljahr wurden aus Kapazitätsgründen deren Anmeldungen abgelehnt.

Für Geschwisterkinder werde man eine Lösung an Schwerter Schulen finden, verkündete Dortmunds Schuldezernentin Daniela Schneckenburger am Dienstag. Für die restlichen Dortmunder Kinder, die ein Schwerter Gymnasium besuchen wollen, gebe es ausreichend Plätze in Dortmund. Bei der Stadt Schwerte wollte dies niemand kommentieren.

Bürgermeister Heinrich Böckelühr appellierte derweil an NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann: Sie solle auf die Bezirksregierung einwirken, damit die sieben Eingangsklassen für die Schwerter Gymnasien genehmigt werden.

Mehr Anmeldungen als erwartet, zu viele für Dortmunder Schüler

Deutlich höher als erwartet fielen die Anmeldungen für das Ruhrtal-Gymnasium (RTG) und das Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) in diesem Jahr aus. Es gab 41 Schwerter Kinder mehr, als sich im vorigen Jahr für den Besuch eines der Schwerter Gymnasien interessiert hatten. 125 Kinder wollen im kommenden Schuljahr auf das FBG, 80 meldeten sich auf dem RTG an.

34 Kinder kommen davon aus Dortmund. „Deren Aufnahme ist jedoch nur möglich, wenn durch die Schulaufsichtsbehörde die Bezirksregierung in Arnsberg eine Siebenzügigkeit der Schwerter Gymnasien genehmigen würde“, betonte Bürgermeister Heinrich Böckelühr.

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Abgelehnte Schulvereinbarung wird zum Streitpunkt

Ansonsten betonte Böckelühr in einer Presseerklärung noch einmal, dass es ja die Stadt Dortmund sei, die eine Schulvereinbarung für die Gymnasien abgelehnt habe. Die Stadt Dortmund müsse eindeutig ihre Interessenlage formulieren, ob Schülerinnen und Schüler aus dem Süden der Nachbarstadt auch weiter wie bisher problemlos Schwerter Schulen besuchen sollen, so Böckelühr.

Die Dortmunder Dezernentin Schneckenburger sieht das genau andersrum, die Stadt Schwerte habe die Vereinbarung, die selbstverständlich für alle Schulformen gelte, nicht abschließen wollen.

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Vereinbarung mit Dortmund scheiterte an Gesamtschulen

Entstanden ist das Problem im Zusammenhang mit der Gründung der zweiten Gesamtschule, der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule, die im August 2016 ihren Betrieb aufgenommen hat. Als Genehmigungsvoraussetzung mussten die beiden Gymnasien auf die bisherigen acht Züge verzichten und insgesamt mit fünf auskommen.

Eine Beschulungsvereinbarung, um dem FBG eine Dreizügigkeit zu sichern, kam nur mit Iserlohn zustande. Dortmund wollte auch die Gesamtschulen in eine Beschulungsvereinbarung einbeziehen, was aber von der Stadt Schwerte abgelehnt wurde. „Weil dann möglicherweise Schwerter Kinder im Losverfahren zugunsten von Dortmunder Schülern an den Gesamtschulen hätten abgelehnt werden müssen“, so Böckelühr.

CDU kritiert Gründung der Gesamtschule und sieht sich durch Anmeldezahlen bestätigt

Harsche Kritik an dem Gründungsbeschluss für die Gesamtschule gab es vonseiten der CDU. „Die geringeren Kapazitäten an den Gymnasien sind der Preis, den wir nun für die zweite Gesamtschule zahlen müssen“, so Fraktionsvorsitzender Marco Kordt. Davor habe die CDU stets gewarnt. „Für uns ist der Elternwunsch maßgeblich, und der ging schon immer in Richtung der beiden Gymnasien.“

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Die Anmeldezahlen belegten seine These. An den beiden Gesamtschulen gebe es gerade einmal einen einzigen Anmeldewunsch aus Dortmund. „Ideologische Motive haben aber zum Ausbau der Gesamtschulkapazitäten geführt, was nun die betroffenen Eltern und ihre Kinder ausbaden müssen“, so Kordt. Er siedelt die Schuld für das Scheitern der Beschulungsvereinbarung ausschließlich in Dortmund an. Besonders die SPD der Nachbarstadt habe sich gesperrt, so Kordt.

SPD fordert nachhaltigen Einsatz für Schwerter Gymnasien

Bei der SPD sieht man das anders. „Es freut uns sehr, dass auch der Bürgermeister und der Erste Beigeordnete nun erkennen, was notwendig ist“, so Fraktionsvorsitzende Angelika Schröder. „Dies hätte längst zum Wohle unserer Gymnasien und der südlich der Stadtgrenze wohnenden Kinder geschehen können.“

Das habe die SPD immer gefordert, sei aber von der Verwaltung sowie von CDU und Grünen im Rat abgelehnt worden. „Nicht nur Politiker dürfen beharrlich agieren, auch die Verwaltung hätte sich ,keinen Zacken aus der Krone‘ gebrochen, wenn sie beharrlich für unsere Gymnasien eingestanden wäre“, so Schröder.

Die Anmeldezahlen im Überblick:

Friedrich-Bährens-Gymnasium
• 125 Anmeldungen
• 108 aus Schwerte
• 5 aus Iserlohn
• 12 aus Dortmund (inkl. 6 Geschwisterkinder)

Ruhrtalgymnasium
• 80 Anmeldungen
• 54 aus Schwerte
• 4 aus Iserlohn
• 22 aus Dortmund (inkl. 11 Geschwisterkinder)

Gesamtschule Gänsewinkel
• 110 Anmeldungen
• 101 aus Schwerte
• 7 aus Holzwickede
• 1 aus Iserlohn
• 1 aus Dortmund

Theodor-Fleitmann-Gesamtschule
• 102 Anmeldungen
• 102 aus Schwerte

Die Anmeldungen von 11 Schülerinnen und Schülern aus Schwerte fehlen in der Aufstellung noch.