Schwerter Gymnasien zu voll für Dortmunder Schüler

Mehr Anmeldungen als im Vorjahr

Schwarz auf Weiß belegte die Stadt Schwerte am Montag, was am Freitag bereits durchgesickert war: Nach derzeitigem Stand der Anmeldezahlen zum Schuljahr 2017/18 werden zahlreiche Schüler aus dem Dortmunder Süden keinen Platz an ihrem Wunschgymnasium in Schwerte bekommen.

SCHWERTE

, 27.02.2017, 18:25 Uhr / Lesedauer: 2 min
Eltern und Kinder aus Holzen und vom Sommerberg protestierten am Montag an der Bushaltestelle an der Kreisstraße in Dortmund-Holzen für ihren „Herzenswunsch“, ein Schwerter Gymnasium besuchen zu dürfen. Dort steigen jeden Tag viele Schüler aus dem Dortmunder Süden in den Bus nach Schwerte.

Eltern und Kinder aus Holzen und vom Sommerberg protestierten am Montag an der Bushaltestelle an der Kreisstraße in Dortmund-Holzen für ihren „Herzenswunsch“, ein Schwerter Gymnasium besuchen zu dürfen. Dort steigen jeden Tag viele Schüler aus dem Dortmunder Süden in den Bus nach Schwerte.

Verwaltung und Schulleiter waren gleichermaßen überrascht von dem großen Andrang aus Schwerte auf die beiden Gymnasien. „Es gab in diesem Schuljahr rund 40 Anmeldungen mehr von Schwerter Schülerinnen und Schülern als im Vorjahr“, so Schuldezernent Hans-Georg Winkler am Montag bei einem Pressegespräch, an dem auch Bürgermeister Heinrich Böckelühr teilnahm. „Das freut uns“, so der Bürgermeister, „zeigt es doch, dass unsere Gymnasien einen guten Ruf haben und gut ausgestattet sind.“

Am Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) wurden 125 Kinder angemeldet, darunter 12 Dortmunder (davon 6 Geschwisterkinder). Am Ruhrtal-Gymnasium (RTG) meldeten 80 Eltern ihre Kinder an: darunter 22 aus Dortmund (11 Geschwisterkinder). Im Gegensatz zu Iserlohner Schülern, die aufgrund einer Beschulungsvereinbarung mit der Stadt Iserlohn aufzunehmen sind, haben die Dortmunder keinen Anspruch darauf, aufgenommen zu werden.

Das Problem hat eine Vorgeschichte:

Die Bezirksregierung Arnsberg hatte einst ihre Genehmigung zur Gründung einer zweiten Gesamtschule daran geknüpft, dass der Rat die Zügigkeit der Gymnasien auf insgesamt fünf Züge festlegt. Das geschah am 22. Februar 2016. Für das Schuljahr 2016/17 hatte die Bezirksregierung einmalig eine dritte Eingangsklasse am FBG genehmigt.

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Für weitere Eingangsklassen an den Gymnasien hätte die Stadt Schwerte eine Beschulungsvereinbarung mit Dortmund schließen müssen. Die kam aber nicht zustande, da die Dortmunder sie an den Zugang zu Schwerter Gesamtschulen knüpfen wollten, was dem politischen Willen in Schwerte widerspricht. „Mit der Vorgabe der Bezirksregierung wurde uns ein politisches Korsett aufgelegt, unter dem jetzt die Schüler im Dortmunder Süden zu leiden haben“, so Böckelühr.

"Kapazitäten zweier Gymnasien in Schwerte künstlich beschnitten"

Früher, als es noch keine Vorgaben zur Zügigkeit gab, habe man flexibel auf die Anmeldezahlen reagieren und entsprechend Klassen bilden können. So sieht es auch Markus Steube, Vorsitzender der Schulpflegschaft Ruhrtal-Gymnasium: „Da werden die Kapazitäten zweier Gymnasien in Schwerte künstlich beschnitten, obwohl sich jahrelang durch die Anmeldezahlen manifestiert, dass die Eltern aus Schwerte und Dortmund diese Schulen bevorzugen.“

Allein für die Schwerter und Iserlohner Kinder würden die fünf gymnasialen Eingangsklassen reichen. Sollte die Bezirksregierung wieder die dritte Eingangsklasse am FBG genehmigen und das FBG Schüler an das RTG abgeben, würde es rechnerisch sogar für die Dortmunder Geschwisterkinder reichen. Es blieben aber dennoch 17 Dortmunder außen vor.

Bürgermeister: Im Gleichklang mit Stadt Dortmund vor Bezirksregierung auftreten

Bürgermeister Heinrich Böckelühr möchte sich am liebsten von dem Arnsberger Korsett befreien, sagte er gestern. Er strebt eine dauerhafte und verlässliche Lösung für die Dortmunder Familien an. Das geht aber nur, wenn die Bezirksregierung auf die Festlegung der Zügigkeit verzichtet.

Böckelühr hat der Stadt Dortmund Montag bereits signalisiert, kurzfristig für Gespräche bereit zu stehen, „um im Gleichklang gegenüber der Bezirksregierung aufzutreten.“ Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund hat angekündigt, sich Dienstag  dazu zu äußern. Ob er auch dafür ist, dass Dortmunder in Schwerte unterrichtet werden, ist noch ungewiss.

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Ruhe dagegen im Umfeld der Gesamtschulen. „Eine Punktlandung“, kommentierte Hans-Georg Winkler deren Anmeldezahlen. An der Theodor-Fleitmann-Schule werden alle angemeldeten 102 Kinder aufgenommen, ebenso in der Gesamtschule Gänsewinkel (110 Kinder).

Anmeldungen für Schuljahr 2017/18
- Friedrich-Bährens-Gymnasium: 125 Anmeldungen, davon 108 aus Schwerte, 5 aus Iserlohn, 12 aus Dortmund (davon 6 Geschwisterkinder)
- Ruhrtal-Gymnasium: 80 Anmeldungen, davon 54 aus Schwerte, 4 aus Iserlohn, 22 aus Dortmund (davon 11 Geschwisterkinder)
- Gesamtschule Gänsewinkel: 110 Anmeldungen, davon 101 aus Schwerte, 7 aus Holzwickede, 1 aus Iserlohn, 1 aus Dortmund
- Theodor-Fleitmann-Gesamtschule: 102 Anmeldungen, davon 102 aus Schwerte, keine auswärtigen Aufnahmewünsche.
- 4 Schwerter Schülerinnen und Schüler wurden an auswärtigen Schulen angemeldet.
- 11 Schwerter Schülerinnen und Schüler wurden noch an keiner Schule angemeldet.

 

Unsere Redakteurin Annette Theobald-Block kommentiert das Thema:

Verständnis für die eigenen Bürger

Die Bewohner des Dortmunder Südens sind eng mit der Ruhrstadt verbunden, sozial und emotional. Viele, die dort wohnen, besuchten einst selbst Schwerter Schulen, das hat Tradition. Es gibt pädagogische, soziale und geografische Gründe, warum das auch weiter möglich sein sollte.

Die Schwerter Verwaltung hat sich bereit erklärt, gemeinsam mit der Stadt Dortmund nach einer Lösung für die betroffenen Familien zu suchen, damit sie dauerhaft eine gesicherte Perspektive – auch für Geschwisterkinder – erhalten. Jetzt ist Dortmund am Zug und muss beweisen, dass auch dort auf die Wünsche der eigenen Bürger gehört wird.