Dortmund könnte Schwerter Gymnasien retten
Streit um weiterführende Schulen
Bis 2017 sollte sich eines der Schwerter Gymnasien deutlich verkleinern. Eigentlich. Wenn Schwerte allerdings mit der Nachbarstadt Dortmund zusammen arbeitet, könnten beide Gymnasien in der aktuellen Größe weiter bestehen. Unterdessen gibt es auch neue Ideen für eine zweite Gesamtschule.

Womöglich können sowohl das Ruhrtal-Gymnasium (Bild) als auch Friedrich-Bährens-Gymnasium bestehen bleiben.
Erste Signale aus Dortmund lassen auf eine Beschulungsvereinbarung hoffen. Diese Botschaft brachte Schuldezernent Hans-Georg Winkler am Donnerstag nach einem Gespräch mit seiner Amtskollegin aus der Nachbarstadt mit. Denn nur wenn es Schwerte gelingt, so eine Vereinbarung mit einer Nachbarstadt zu schließen, können die beiden heimischen Gymnasien dauerhaft sechszügig bleiben.
Für dieses Jahr hat man eine Sondergenehmigung beantragt, 2017 hätte eines der beiden Gymnasien schrumpfen müssen. Denn bis zu den Anmeldungen für die Gymnasien im Februar werde es keine Vereinbarung geben, betonte Winkler gestern auf einer Pressekonferenz.
Hintergrund dieser neuen Sachlage ist eine Kehrtwende bei der Arnsberger Bezirksregierung. Was unsere Redaktion bereits vor einem Monat auf Anfrage erfuhr, teilte man jetzt auch der Stadt mit: Die Hausmeinung zum Thema Beschulungsvereinbarung habe sich geändert. Und zwar sei es jetzt auch Stärkungspaktkommunen mit defizitären Haushalten erlaubt, mit Nachbarstädten solche Vereinbarungen zu treffen. Gerd Bollermann, der Vorgänger der aktuellen Regierungspräsidentin Diana Ewert, hatte noch das Gegenteil erklärt.
Komplexe Berechnung der Schülerzahlen
Die Beschulungsvereinbarung ist nötig, weil die Stadt für die Gründung der neuen Gesamtschule nachweisen muss, wie viele Eingangsklassen, an welchen Schulformen man grundsätzlich brauche. Dafür dürfen aber nur Schwerter Schüler angerechnet werden. Verteilt man die auf zwei Gesamtschulen (die mindestens vier Eingangsklassen laut Gesetz haben müssen) und die beiden Gymnasien, bleiben für letztere nur noch insgesamt fünf Klassen übrig.
Wenn man aber eine Beschulungsvereinbarung mit einer anderen Stadt abgeschlossen hat, darf man auch deren Schüler als eigene anrechnen. Gleichzeitig ist man aber verpflichtet, die Fahrtkosten für diese Schüler zu übernehmen. Doch egal, wie die Verhandlungen ausgehen, der Rat muss vorsorglich in seiner Sitzung am 2. Dezember festlegen, welches Gymnasium zwei- und welches dreizügig wird.
Neuer Antrag für neue Gesamtschule
„Das verlangt die Bezirksregierung, sonst will sie die Genehmigung der neuen Gesamtschule versagen“, so Böckelühr. Und das obwohl für das kommende Schuljahr bereits eine Sondergenehmigung für insgesamt sechs Eingangsklassen an den beiden Gymnasien beantragt wurde. „Wir werden keinen Vorschlag unterbreiten, welche Schule das sein soll“, betonte Böckelühr.
Obwohl Schuldezernent Winkler den Antrag zur Gründung der Gesamtschule in Arnsberg bereits eingereicht hat, muss der Rat den Gründungsbeschluss wohl noch einmal fassen. Darauf drängt die Bezirksregierung, weil der erste Beschluss formale Fehler enthalte.
Die Stadt Iserlohn erteilte der Schwerter Anfrage nach einer Beschulungsvereinbarung übrigens direkt eine Absage. Weil man auch die Schüler aus Hennen für die geplante Gesamtschule am Seilersee brauche.
Neues Konzept für die zweite Gesamtschule
Drei Monate hat die Projektgruppe aus 23 Lehrern und Eltern unterdessen am pädagogischen Konzept der geplanten zweiten Gesamtschule gearbeitet. Am Mittwoch stellten sie die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Realschule am Bohlgarten vor. Durch Schwerpunktklassen, bilingualen Unterricht und ein Fach namens "Darstellen und Gestalten" soll die Schullandschaft von Schwerte ergänzt werden.
"Ich spüre ein Kribbeln in der Luft. Es entsteht etwas Neues“, sagte Jürgen Priggemeier, Schulleiter der Gesamtschule Schwerte und Mitglied der Projektgruppe. Die Gesamtschule II soll nach Eva Brinkhoff, Mitglied der Projektgruppe, eine ähnliche Grundstruktur wie die Gesamtschule Schwerte haben, sich aber durch Alleinstellungsmerkmale unterscheiden.
Ein großes Novum sind zum Beispiel die Schwerpunktklassen, in der Schüler je nach Klassenwahl eine Stunde Musik, Kunst, Sport oder Informatik mehr im Stundenplan haben. Dadurch sollen Schüler mit gleichen Interessen in der selben Klasse unterrichtet werden. Ebenfalls neu, zumindest in der Schwerter Schullandschaft, sind der bilinguale Unterricht und das Fach Darstellen und Gestalten.
Unsicherheitsfaktor Anmeldezahlen
Ein Unsicherheitsfaktor bestimmte zusätzlich die Diskussion. Wenn sich weniger als 100 Schwerter Schüler anmelden würden, wäre die Gesamtschule II nach einem Ratsbeschluss vom Tisch. Stattdessen würde die Gesamtschule Schwerte siebenzügig werden. Jürgen Priggemeier und Maria Büse-Dallman von der Bezirksregierung Arnsberg konnten aber das Publikum wieder beruhigen.
Einerseits würden Eltern ihre Kinder frühzeitig anmelden und bekämen eine zeitnahe Rückmeldung. So würden sie, selbst wenn es keine zweite Gesamtschule in Schwerte geben würde, genügend Zeit zur Anmeldung am Gymnasium oder an der Gesamtschule Schwerte haben. Andererseits habe die Befragung der Eltern ergeben, dass sich 240 Schüler zur Gesamtschule anmelden würden. „Bitte schenken sie uns ihr Vertrauen. Eine siebenzügige Gesamtschule wäre nicht gut für Schwerte“, so Priggemeier.