
© Heiko Mühlbauer
Keine Chance: Club 95 wird wohl kein Wohnhaus mehr bleiben
Ehemaliges Bordell
Noch zu Jahresbeginn hatte der Besitzer des ehemaligen Bordells Club 95 angekündigt, die Immobilie wieder zu vermieten. Doch jetzt macht er einen Rückzieher, das Haus ist wohl bald Geschichte.
Die wenigen verbliebenen grünen Markisen an dem weißen Gebäude sehen mittlerweile eher traurig aus. Auch am Dach gibt es Lücken. Bis im vergangenen Jahr war das Gebäude, das jahrzehntelang den berüchtigten Club 95 beherbergte, privat vermietet. Nachdem der letzte Clubbetreiber die Segel gestrichen hatte, wurde das 110 Jahre alte Haus an eine elfköpfige Familie vermietet.
Doch die zog wieder aus. „Die Heizkosten seien einfach zu hoch“, räumte auch der Besitzer der Immobilie ein. Einfachverglasung und 100 Jahre alte Fachwerkmauern ließen sich nicht energieeffizient beheizen.
Es gab Interessenten für das ehemalige Bordell
Doch trotz dieser offensichtlichen Probleme gab es nach dem Bericht über das leerstehende Ex-Bordell durchaus Interessenten, die das Gebäude an der B236 mieten wollten. Doch ihnen musste der Besitzer jetzt absagen. „Ich habe noch einmal die Gebäudesubstanz überprüft und festgestellt, dass die seit dem Auszug deutlich schlechter geworden ist“, erklärte er im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Das Hauptproblem: Im Keller stehe Wasser. „Da ist vermutlich eine Leitung kaputt.“
In Hohlräumen könnten noch Wertgegenstände versteckt sein
„Wenn jemand tatsächlich das Haus trotz dieser Mängel mieten will und vielleicht selbst was investiert, ist das noch möglich“, so der Investor. Und er lockt ein wenig mit Schatzgräbermentalität. Es gebe noch etliche Hohlräume in den Wänden, in denen vielleicht einer der illustren Vormieter und Besitzer etwas versteckt hat. Wahrscheinlicher sei aber, dass er das Gebäude abreißen lasse und etwas Neues dahin baue. Zumindest wenn man eine Baugenehmigung bekommen könne.
1910 als Wohnhaus gebaut
Der Club 95 wurde 1910 als Wohnhaus gebaut. Erst in den 70er-Jahren begann die Rotlicht-Geschichte. Zuvor hatte hier der Tankstellenkönig Erhard Goldbach eine seiner Residenzen. Er wollte eigentlich direkt neben der Aral-Tankstelle eine Goldin-Tankstelle errichten, die Stadt erlaubte das nicht. Goldbach baute daraufhin das Haus als Villa für den Eigenbedarf um.
Verein namens Freizeit mietete das Gebäude
Als der Tankstellenkönig 1980 festgenommen wurde, ging das Grundstück in die Insolvenzmasse. In den 80ern mietete es ein eingetragener Verein namens Freizeit. Der als Zweck in seiner Satzung „die Pflege von Kontakten, Beziehungen und Begegnungen und Geselligkeit zwischen alleinstehenden Menschen und Familien ohne Anschluss“ festgelegt hatte. In Wirklichkeit handelte es sich aber um ein Bordell, das zwar nie offiziell erlaubt, aber bis 2017 von den Behörden geduldet wurde.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
