Ignaz Roob fühlt sich am Golfplatz in Syburg ausgesperrt.

© Susanne Riese

Golfplatz Syburg bleibt wohl gesperrte Zone – trotz altem Wegerecht

rnStreitfall Golfplatz

In einem der schönsten Naherholungsgebiete Dortmunds am Golfplatz Syburg sind weite Teile durch einen Elektrozaun abgesperrt, obwohl ein Wegerecht existiert. Eine Lösung ist schwierig.

Syburg

, 15.01.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ignaz Roob (77) ist kein Golfer, aber er kennt die 18-Loch-Anlage in Dortmund-Syburg sehr genau. Zehn Jahre lang hat er ganz in der Nähe gewohnt und ist fast täglich dort spazieren gegangen. Im Winter zog er mit Langlaufski über die weitläufigen Hügel oder ging mit seinen Kindern dort Schlittenfahren.

Heute wohnt Ignaz Roob in Dortmund-Benninghofen, die Natur rund um Wannebachtal und Reichsmark zieht ihn aber immer noch regelmäßig Richtung Golfplatz. Doch das Vergnügen ist getrübt.

Über dem „Sonnenweg des Südens“ hängen seit einiger Zeit dunkle Wolken. Nachdem Wildschweine das gepflegte Grün des Golfplatzes wiederholt durchgepflügt hatten, ist das Gelände nun in Teilen durch einen Elektrozaun gesichert.

Der aber stoppt nicht nur die Wildtiere, sondern hindert auch Fußgänger wie Ignaz Roob daran, den Platz zu überqueren, so wie es Jahrzehntelang üblich war und wie es auch ein eingetragenes Wegerecht vorsieht.

Spaziergänger fühlen sich ausgesperrt

Die Fronten sind verhärtet. Hundebesitzer, Jogger, Spaziergänger und Bewohner von Wannebachtal und Reichsmark fordern ein Querungsrecht, der Golfclub möchte den Platz lieber von Nicht-Mitgliedern freihalten. Der kilometerlange Zaun hat Tatsachen geschaffen, mit denen sich Dortmunder wie Ignaz Roob oder Ulrich Beckmann nicht abfinden wollen.

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„Hier wurde ein großer Bereich einfach zugemacht“, sagt Ignaz Roob. Inzwischen sind neben dem Zaun an einigen Stellen gesicherte Gatter und Wildgitter installiert worden. „Die alten Wege bleiben unbegehbar“, stellt Ignaz Roob fest. Genau diese Bereiche aber hätten einen Naherholungswert für die Allgemeinheit.

Spaziergänger sind gezwungen, sich auf einem schmalen Brombeer-berankten Streifen am Zaun entlang zu hangeln oder müssen das Gelände weiträumig umrunden.

Ein Umgehen des Golfplatzes ist mittlerweile auch schwierig, weil auf dem benachbarten Grundstück ein Stacheldrahtzaun gezogen wurde.

Ein Umgehen des Golfplatzes ist mittlerweile auch schwierig, weil auf dem benachbarten Grundstück ein Stacheldrahtzaun gezogen wurde. © Susanne Riese

Ein vom Liegenschaftsamt Dortmund gemeinsam mit Vertretern der Bezirksvertretung (BV) Hörde und des Golfclubs erarbeiteter Kompromiss soll nun helfen. Danach wird der Zaun so versetzt, dass die Menschen bequem am Außenrand der Anlage entlanggehen können. Eine Überquerung des Platzes ist weiterhin nicht vorgesehen. Das sei einfach zu gefährlich, sagt Club-Präsidentin Andrea Marx. „Der Umweg beträgt nur 200 Meter.“

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Trotzdem haben Bürgerinnen und Bürger des Wannebachtals für die Öffnung des Weges eine Unterschriftenaktion gestartet.

In ihrem Schreiben an die Bezirksvertretung Hörde heißt es: „Das Wannebachtal war schon über den oben genannten Weg mit der Wittbräucker Straße verbunden, als das Gelände noch vom Gut Reichsmark landwirtschaftlich genutzt worden ist. (...) Als auf dem Gelände östlich der Irminsulstraße Ende der sechziger Jahre ein Golfplatz errichtet werden sollte, ist unseren Großeltern und Eltern zuvor von der Stadt Dortmund das weitere Nutzungsrecht mit einem schriftlichen Eintrag zugesagt worden.“

Bewohner des Wannebachtals fordern freien Durchgang

Der Golfclub sei verpflichtet, das vertraglich vereinbarte Wegerecht wiederherzustellen. Gleichzeitig richten die Wanne-Bewohner einen Appell an die Stadt Dortmund, einen Durchgang zu schaffen und den historischen Weg auch im nicht verpachteten Bereichen freizuhalten.

An mehreren Stellen wurden schwere befahrbare Wildgitter errichtet. Zum Teil liegen sie in bislang offenen Bereichen.

An mehreren Stellen wurden schwere befahrbare Wildgitter errichtet. Zum Teil liegen sie in bislang offenen Bereichen. © Susanne Riese

„Wir haben den Eindruck, dass der Golfclub die Wildschweine als willkommenen Anlass für das Aussperren von spielstörenden Fußgängern benutzt hat. Daher erwarten wir, dass der Zaun wenigstens durch einen treppenartigen Überstieg oder ein Wildgitter wieder geöffnet wird.“ Auch, damit Spaziergänger nicht vor dem versperrten Zugang zum Wannebachtal stranden. „Umwege durch den angrenzenden Wald passen nicht zu unserem Verständnis von Vertragstreue.“

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Eine einvernehmliche Lösung ist offenbar noch weit entfernt. Derweil hat der Golfclub an mehreren Stellen Wildschutzgitter angebracht. „Diese wurden so platziert, dass offenkundig eine vollständige Umzäunung des gesamten Platzes bevorsteht“, fürchtet Ulrich Beckmann.

Dergleichen wurde nicht mit der BV abgestimmt. Für die Wildtiere würde das zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen. Der Golfplatz nehme grob geschätzt etwa 70 Prozent des gesamten Landschaftsschutzgebietes ein, so Beckmann. „In dieser Größenordnung dürfte ein Wildtiere aussperrender Elektrozaun absolut nicht tragbar sein.“

Das sagt der BUND zum Zaun

Thomas Quittek, Sprecher des BUND Dortmund, hält die Umzäunung dagegen für vertretbar. Er sagt: „Aus der Sicht des Naturschutzes bestehen keine grundsätzlichen Bedenken gegen den Elektrozaun, solange er für bodenlebende Tiere durchlässig ist.“

In diesem Bereich an der Irminsulstraße soll der Zaun noch ergänzt werden. Das Wildschutzgitter liegt bereits.

In diesem Bereich an der Irminsulstraße soll der Zaun noch ergänzt werden. Das Wildschutzgitter liegt bereits. © Susanne Riese

Eine komplette Umzäunung des Platzes sei nicht geplant, sagt indes Andrea Marx. Es würde lediglich an einigen Übergängen noch Zaun ergänzt und an der Reichsmarkstraße eine Eingrenzung durch einen Wildzaun ersetzt. Die Maßnahme habe viel gebracht, es gebe keine massiven Schäden mehr. „Jetzt wird nur noch etwas nachgebessert.“

Erholungssuchende und Anwohner sind dennoch empört, dass ein seit mindestens 100 Jahren gültiges Recht einfach aufgegeben werden soll. „Damit würde die Stadt zugunsten einer privilegierten Elite auf vertragliche Rechte verzichten“, monieren sie.

Andere Golfclubs hätten keine Probleme im Umgang mit Wanderern und Spaziergängern, deren Wege über ihre Plätze führen, merkt Ignaz Roob an. Andrea Marx hingegen kann Beispiele von Anlagen nennen, die ebenfalls mit einem Wildzaun umgeben sind. „In Fröndenberg beispielsweise ist das überhaupt kein Problem.“

Die Club-Präsidentin plädiert dafür, miteinander im Gespräch zu bleiben. „Dann lernt man die Sichtweise der anderen kennen. Das weckt gegenseitiges Verständnis.“