Kaum Sprit und kein Rost: Achim Wagner liebt sein Auto – die Industrie nicht

© Heiko Mühlbauer

Kaum Sprit und kein Rost: Achim Wagner liebt sein Auto – die Industrie nicht

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Ein Dieselpreis von über 2 Euro kann Achim Wagner nicht schrecken. Sein Auto verbraucht 3 Liter auf 100 Kilometer. Ein technisches Wunderwerk, an dem der Hersteller aber schnell die Lust verlor.

Schwerte, Rheinen

, 03.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein eher hohes Röhren und Knattern erklingt, wenn Achim Wagner aus Iserlohn-Rheinen seinen Audi anlässt. Langsam taucht das Fahrzeug aus der Garage auf. „Normalerweise lasse ich den Wagen immer einfach runter rollen, dafür brauche ich den Motor nicht anzumachen“, sagt er und steigt aus.

Denn bei diesem Auto geht es nicht um Rekorde, sondern ums Spritsparen. Der Wagen ist nämlich ein besonderes Fahrzeug. Denn der Audi A2, den der Kaufmann aus Rheinen seit 2005 fährt, hat mittlerweile 380.000 Kilometer auf dem Tacho und verbraucht nach wie vor nur rund drei Liter Diesel auf 100 Kilometer.

Prämiertes Design: Für den A2 erhielt Audi auch Auszeichnungen.

Prämiertes Design: Für den A2 erhielt Audi auch Auszeichnungen. © Björn Althoff (A)

Der A2 1.2 TDI war neben dem VW-Lupo das erste echte Drei-Liter-Fahrzeug auf dem deutschen Markt. Gebaut wurde das Fahrzeug von 2001 bis 2005, 64450-mal rollte die Spritsparversion des Audis A2 in Neckarsulm vom Band. Und 2034 der Drei-Liter-Fahrzeuge sind in Deutschland heute noch zugelassen. Eines davon steht in Rheinen.

Waren die einzigen, die zwei Exemplare hatten

Dabei besaßen die Wagners einst sogar zwei der kleinen Limousinen. Denn direkt im ersten Produktionsjahr hatte man einen A2 gekauft. 2005 dann das Exemplar, das heute noch fährt. „Wir waren vermutlich die einzigen, die zwei von denen hatten“, erzählt Achim Wagner. Und auch nach über 20 Jahren ist er ganz begeistert von dem Fahrzeug. „Alleine wie viele Ingenieursstunden da drin stecken.“

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Bei dem kleinen Fahrzeug hatten die Techniker von Audi vor allem Sparsamkeit im Blick. Der cw-Wert, also die „Windschlüpfrigkeit“, war für damalige Verhältnisse mit 0,25 sehr gut. Und auch die Aluminiumkarosserie war damals wegweisend.

45 PS Grundleistung, auf 61 PS umschaltbar

„Das Herzstück des Audi A2 ist aber der Motor“, schwärmt Wagner. 1,2 Liter mit drei Zylindern und 45 PS. Das hört sich zunächst wenig an, muss aber in Relation zum geringen Gewicht von 855 kg gesehen werden. Außerdem gibt es einen Knopf, mit dem man die PS-Zahl kurzfristig auf 61 erhöhen kann. Zum Beispiel beim Anfahren. Fast 170 km/h schafft der Wagen, der von der Länge zwar zu den Kleinwagen zählt, im Innenraum aber reichlich Platz bietet.

380.000 Kilometer ist der Audi A2 bereits gelaufen. Und immer noch schafft Achim Wagner es, den Verbrauch auf 3 Liter Diesel pro 100 Kilometer zu begrenzen.

380.000 Kilometer ist der Audi A2 bereits gelaufen. Und immer noch schafft Achim Wagner es, den Verbrauch auf 3 Liter Diesel pro 100 Kilometer zu begrenzen. © Heiko Mühlbauer

Das liegt vor allem daran, dass der Fußraum für die Rückbank tiefer ist, als vorne. Man sitzt dadurch aufrecht. Und überhaupt, der Motor nimmt wenig Platz weg, die Batterie befindet sich unter dem Kofferraum. Öl und Kühlwasser werden nicht durch öffnen der Motorhaube geprüft und nachgefüllt, sondern indem man die Audi-Ringe wegklappt. Wer an den Motor will, muss die Haube einfach wie einen Deckel abnehmen.

Felgen aus Aluminium-Magnesium-Legierung

Die ist genau so leicht wie die Reifen. Die Felgen bestehen aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung und die Reifen selbst haben eine Größe von 145/80 R14. „Meine Kollegen nennen die immer Trennscheiben“, sagt Wagner schmunzelnd. Doch neue Winterreifen für das Modell sind nicht mehr auf dem Markt, hier musste Wagner schon auf breitere umstellen. Die Genehmigung dafür? „Da musste ich schon nach Süddeutschland zum TÜV.“

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Auch die Grüne Umweltplakette für den Wagen, der aufgrund seines Alters über keinen Rußpartikelfilter verfügt, war nur über den TÜV in Bamberg erhältlich. Und Original-Ersatzteile gibt es auch nicht mehr.

Bei Gebrauchtwagenkunden wieder beliebt

Dabei erlebt das Drei-Liter-Auto schon seit einiger Zeit eine Renaissance: Seit 2015 stiegen die Preise für gut erhaltene Exemplare auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Für einen wenig gefahrenen A2 1.2 TDI zahlt man auf Gebrauchtwagenportalen auch heute noch fast den Neupreis. Und der lag schon damals bei stolzen 20.000 Euro. „Eine Anschaffung, die sich aber rentiert hat“, meint Wagner.

So sieht der Motor des A2 aus: Jeder Quadratzentimeter im Motorblock ist ausgenutzt.

So sieht der Motor des A2 aus: Jeder Quadratzentimeter im Motorblock ist ausgenutzt. © Heiko Mühlbauer

„Ich verbrauche kaum Bremsbeläge“

Denn trotz des hohen Alters verbraucht der kleine Audi nach wie vor nur 3 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Und das, ohne auf der Autobahn komplett zu schleichen. „Sicherleich, vorausschauend müsste man fahren“, erläutert Achim Wagner. Bremsbelege verbrauche er kaum.

Im Innenraum ist der kleine Audi dann aber eine Begegnung mit den 80er-Jahren: Viel Plastik, kein Bildschirm oder ähnliches und ein klassisches Autoradio, allerdings schon mit CD-Player.

Kunden wollten größere Autos

Dass Audi dieses Fahrzeug nicht weitergebaut hat, lag auch an den Kunden. Die wollten lieber große Fahrzeuge, oder auch günstigere Autos. Die Mercedes A-Klasse, die als Konkurrent des kleinen Audis galt, lief deutlich besser.

Lange versuchte man noch, den A2 zum Elektrofahrzeug umzurüsten. 2013 gab Audi diese Versuche auf: Man wolle sich künftig stärker auf die großen Baureihen konzentrieren.

Getriebe und Motor auch im Lupo genutzt

Bei VW nutzte man das Getriebe und den Motor für ein eigenes 3-Liter-Modell, den Lupo, doch auch dessen Produktion wurde 2005 eingestellt. Für Achim Wagner bleibt also nur noch eines: Er muss seinen A2 pflegen. Denn ein ähnliches Fahrzeug ist auf dem Markt derzeit nicht verfügbar.

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