Wellenbad, Linneweber, Blumenhain Sterben die Ausflugslokale in Schwerte aus?

Wellenbad, Linneweber, Blumenhain: Sterben die Ausflugslokale aus?
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Ende September schließt der Gutshof Wellenbad in Geisecke seine Pforten. Besitzer Lars Weinhold begründete dies mit der Schwierigkeit, Personal für den Hotel- und Restaurantbetrieb zu bekommen. Auch die Familie Wassermann, der der Landgasthof Linneweber auf dem Bürenbruch gehört, erklärte kürzlich, man finde in der aktuellen Situation nur schwer Interessenten für die Gastronomie.

Am Hotel und Restaurant Blumenhain im Schwerter Norden tut sich ebenfalls seit langem nichts. Sind Ausflugslokale besonders von der Krise in der Gastronomie betroffen?

Auf Pandemie folgt Inflation

„Gefühlt ist es im Außenbereich noch etwas herausfordernder als in der Innenstadt“, sagt der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes NRW (Dehoga), Thorsten Hellwig. Im Fall von Schwerte liegen alle drei Restaurants fernab der City.

Viele Probleme hätten sich auch durch Corona verstärkt, so Hellwig. Denn der Arbeitskräftemangel sei vor der Pandemie auch schon spürbar gewesen. Doch durch die Pandemie mitsamt den Beschränkungen und Auflagen sei plötzlich die Arbeit in der Gastronomie, die jahrzehntelang als sicherer Arbeitsplatz galt, gefährdet gewesen.

„Und als die Pandemie vorbei war, konnten wir nicht durchstarten und die Corona-Folgen ‚abtragen‘, weil die nächste Krise kam“, erklärt Thorsten Hellwig. Mit der Inflation hatten die Gastwirte dann noch einmal zu kämpfen. Das wirke sich auch auf das Interesse von möglichen Nachfolgern aus.

Trotz allem ist der Arbeitskräftemangel zwar spürbar, aber in Zahlen betrachtet nicht so drastisch. Ende 2022 arbeiteten in NRW knapp 400.000 Beschäftigte in der Gastronomie-Branche. 2019, im Jahr vor der Pandemie, waren es gerade einmal 10.000 mehr. „Allerdings gab es schon vor Corona nicht genügend Nachwuchs. Und während Corona wurde weniger eingestellt und ausgebildet. Auch das ist ein Punkt, der nun zum Problem wird, da uns zweieinhalb Jahre Knowhow fehlen.“

Weiter 7 Prozent Umsatzsteuer

„Die Krise ist noch nicht überwunden, wir stecken noch mittendrin“, sagt Fachmann Thorsten Hellwig. Das könne man auch an der Anzahl der Betriebe absehen. Um 15,8 Prozent ging die Zahl der Unternehmen in der Gastronomie allein in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 zurück. Überdurchschnittlich betroffen seien Schankbetriebe und Diskotheken. Doch das Problem gehe quer durch die Branche.

Der Hotel- und Gaststättenverband fordert deshalb, man müsse zumindest die Mehrwertsteuer auf Speisen weiterhin bei 7 Prozent belassen. Seit dem 1. Juli 2020 beträgt die Umsatzsteuer für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen nur 7 statt 19 Prozent – ausgenommen sind Getränke. Derzeit ist die Umsatzsteuersenkung befristet bis Ende 2023.

Landgasthaus Linneweber in Schwerte
Seit Ende 2016 ist das Landgasthaus Linneweber auf dem Bürenbruch geschlossen. © Reinhard Schmitz

Für den Gutshof Wellenbad in Geisecke wird das nichts mehr bringen. Inhaber Lars Weinhold hat Grundstück und Immobilie verkauft. Der neue Nutzer stammt nicht aus der Gastronomie, wie Weinhold im Gespräch verriet. Er strebe eine schulische Nutzung an.

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