Wo jetzt ein Gewerbegebiet steht, wurden zu Zeiten des Nationalsozialismus unzählige Menschen ausgebeutet und unterdrückt. Es war die Schwerter Außenstelle des Konzentrationslagers (KZ) Buchenwald.
Das konkrete Gebäude an der Ernst-Gremler-Straße Nummer 5, das vor acht Jahren für Schlagzeilen sorgte, war laut dem Spiegel vermutlich eine ehemalige Wasch-Baracke der Lageraufseher außerhalb der Werksmauer. Allerdings handelte es sich bei dem Gebäude um einen Neubau, der nach dem Krieg auf dem Fundament der ehemaligen Baracken errichtet wurde. 2015 waren dort Geflüchtete untergebracht.
Birgit Naujoks: „bedenklich und befremdlich“
In den Medien sorgte das dennoch für viel Aufsehen. Die Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW, Birgit Naujoks, fand die Entscheidung „bedenklich und befremdlich, mindestens jedoch unsensibel“. Und damit war sie nicht die einzige. Auch Nordrhein-Westfalens ehemalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und andere kritisierten die Pläne der Stadt.
Die Stadt Schwerte sah es gelassen und verfolgte ihre Pläne trotz des großen Medienechos. Der ehemalige Stadtsprecher Casten Morgenthal versicherte gegenüber dem Spiegel, dass in dem Häuschen nie Lagerhäftlinge untergebracht worden seien. Außerdem wurden die Baracken nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst abgerissen und die Neubauten auf deren Fundamenten schon für unterschiedliche Zwecke genutzt, darunter ein Künstleratelier. Zwischenzeitlich beheimatete das Gebäude sogar einen Waldorf-Kindergarten.
Auch der ehemalige Bürgermeister Heinrich Böckelühr teilte laut der Zeit die Auffassung, dass „70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nicht alle Gebäude tabu sein dürfen“. Er betonte damals, dass die Ruhrstadt ihre Vergangenheit beispielhaft aufgearbeitet und sogar eine Gedenkstätte errichtet habe.

Gebäude steht zum Verkauf
Wie es jetzt mit der umstrittenen Immobilie weitergeht, teilt Stadt-Pressesprecher Ingo Rous auf Anfrage der Redaktion mit. Nach deren Nutzung als Flüchtlingsunterkunft stand das Gebäude nämlich bislang leer. „Die Stadt Schwerte möchte die Immobilie nicht weiter unterhalten und diese daher verkaufen.“ Das Haus sei sanierungsbedürftig. Die Außenbereiche würden derzeit nicht regelmäßig gepflegt, da die Immobilie nicht genutzt werde.
Eine Sanierung oder Nutzung durch die Stadt, beispielsweise als Flüchtlingsunterkunft, sei für die Zukunft allerdings auch nicht mehr geplant. Erste Gespräche mit einem potenziellen Interessenten aus dem anliegenden Gewerbegebiet laufen derzeit, so Ingo Rous.
Das ursprüngliche Gebäude wurde in den 1920er- bis 1930er-Jahren für gewerbliche Nutzung erbaut und soll nun also bald wieder seinen früheren Zweck erfüllen. Der zweite Gebäudeteil wird bis heute durch den ERSC (Eisenbahnerrollhockeyclub Schwerte) als Vereinsheim- und Trainingsraum genutzt. „Bei den Verkaufsabsichten der Stadt wird darauf geachtet, dass der ERSC für einige Jahre weiterhin Nutzer bleiben kann“, sagt der Stadt-Pressesprecher.
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