Immobilien
Gut Steinhausen versteigert: Neuer Eigentümer hat Wurzeln in Schwerte
Das ehemalige Rittergut Steinhausen hat einen neuen Besitzer: Versteigert wurde es am Donnerstag im Dortmunder FZW. Das hat der neue Besitzer nun mit der alten Wasserburg vor.
Eigentlich ist der große Saal des Freizeitzentrums West (FZW) neben dem Dortmunder U für laute Konzerte bekannt. Am Donnerstagmorgen (11.8.) herrscht hier aber Stille. Rund 30 Menschen sitzen allein oder in kleinen Gruppen im Saal, auf der Bühne eine große Leinwand und drei Justizbedienstete hinter einer Plexiglasscheibe. Auf der Leinwand in großen Lettern: Amtsgericht Dortmund Zwangsversteigerung.
Nach dem Aufruf lange kein Gebot
Unter den Hammer kommt das Rittergut Steinhausen, 600.000 Euro Verkehrswert hat ein Gutachter ermittelt. Wer hier mitbieten will, muss den Besitz von mindesten 60.000 Euro nachweisen. Doch nach dem Aufruf um 10.49 Uhr herrscht zunächst einmal Stille im Raum. Kein Angebot wird abgegeben, alle warten ab. „Das ist üblich“, sagt Peter Jürgens. Der Dortmunder gehört zu den Gläubigern.
Das Rittergut an der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Schwerte hat eine bewegte Vergangenheit. Erstmals im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt, gegen 1700 nach einem Krieg neuerbaut, lebten hier einst die Herren von Blankenagel, die verwandtschaftliche Verbindungen bis in russische Adelskreise hatten. Der letzte Besitzer des Ritterguts war weder adelig noch vermögend, aber auf seine Art bemerkenswert.
Bei der Zwangsversteigerung von Gut Steinhausen waren nur rund 30 Menschen im großen Saal des FZW anwesend. © Heiko Mühlbauer
Zweimal stand das Rittergut in Flammen
Zweimal stand das Rittergut, als es in seinem Besitz war, in Flammen, einmal landete der Besitzer deswegen auch vor Gericht. Als er im vergangenen Jahr hochverschuldet starb, gab es nach den Unterlagen der Versteigerung keine Erben. Die Gläubiger beantragten die Zwangsversteigerung, auch wenn sie wenig Hoffnung hatten, ihr Geld wieder zu bekommen. Denn im Grundbuch waren Verbindlichkeiten von einer Million Euro aufgelistet.
Vom Herrenhaus und der Mauer der ehemaligen Wasserburg stehen nur noch Überreste. Verhältnismäßig gut in Schuss ist das ehemalige Gesindehaus, das im Jahr 2000 zu einem Einfamilienhaus umgebaut wurde. Der Gutachter bezweifelt, dass der Umbau damals legal vonstatten ging.
Vier Mieter gibt es auf dem Grundstück
Der Wert liegt auch in der Fläche der Immobilie: 36.617 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Genutzt wird es laut Gutachten von vier Mietern. Neben den Bewohnern des Einfamilienhauses sind das zwei Autowerkstätten und ein Hundeverein.
Kein leichtverkäufliches Objekt, möchte man meinen, dennoch habe es im Vorfeld Anfragen gegeben, sagt Gläubiger Peter Jürgens. Wie viele von diesen Interessenten auch ernsthafte Absichten haben, könne er natürlich schlecht einschätzen.
300.000 Euro als erstes Gebot
Bis 11.05 Uhr müssen die Gläubiger warten, bis das erste Gebot abgegeben wird. Ein Dortmunder Immobilienunternehmer bietet 300.000 Euro. Ob die Summe ausreicht, entscheiden die Gläubiger, denn die müssen ihre Zustimmung geben, wenn das Gebot nicht 70 Prozent des Verkehrswertes beträgt.
Danach herrscht wieder Stille im Saal: Kurz vor Schluss tritt der Dortmunder noch einmal nach vorn und erhöht auf 350.000 Euro. Um 11.21 Uhr ist alles vorbei. Die Gläubiger stimmen zu und die Rechtspflegerin erteilt den Zuschlag.
Käufer will das Gebäude erhalten und wieder schön machen
Doch was will der Käufer mit dem Grundstück machen? Der Mann betreibt eine Immobilienfirma im Dortmunder Kreuzviertel. Aufgewachsen ist er aber in Schwerte-Ergste. „Wir haben schon einige Fachwerkhäuser renoviert und seit 30 Jahren Erfahrung im Immobiliengeschäft“, sagt er.
Das Gut Steinhausen kam am Donnerstag (11.8.) unter den Hammer. © Schaper
Und selbstverständlich wolle er das Gebäude gerne erhalten und wieder schön machen. Und vielleicht wolle er es auch als Familiensitz nutzen. Wie hoch er den Renovierungsbedarf einschätze, dazu will sich der Mann nicht äußern.
Im Besitz ist auch das ehemalige Hotel Sunshine
In der Dortmunder Immobilienszene ist der Käufer kein Unbekannter: Sowohl das ehemalige Hotel Sunshine an der Syburg, das jetzt Biedermeier heißt, als auch die Immobilie der Kevin-Großkreuz-Kneipe Schmackes gehören zu seinem Portfolio.
Pläne, wie man Gut Steinhausen umbauen kann, gab es in der Vergangenheit viele. So wollte der verstorbene Ex-Besitzer hier eine Reitanlage etablieren. Das scheiterte damals am Denkmalschutz. Danach ging das Herrenhaus in Flammen auf.
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