
Nur ein Gerippe blieb von den früheren Stallungen des Hofs Himmelmann in Ergste nach dem nächtlichen Großbrand. © Reinhard Schmitz
Einst ein revolutionärer Hof: Großbrand vernichtet Stallungen an B236
Feuerwehr Schwerte
Die Halle für Wohnwagen blieb verschont. Doch die großen Stallungen des früheren Hofs Himmelmann in Ergste hat ein Großbrand vernichtet. Sie waren mit revolutionärer Technik ausgerüstet.
Hinter dem bald erntereifen Weizenfeld reckt sich der dunkle Siloturm des Harvestors in die Höhe, einer einst revolutionierenden Füttertechnik. Viel mehr verrät sich beim Vorbeifahren auf der Letmather Straße normalerweise nicht von dem früheren Hof Himmelmann, der sich in der Senke gegenüber der Justizvollzugsanstalt versteckt.
Am Donnerstag (14.7.) jedoch steigen dort immer wieder dunkle Rauchzeichen in den Himmel, die vom nächtlichen Großbrand künden. Regelmäßig müssen Feuerwehr-Fahrzeuge die schmale, bucklige Birkenallee herunterfahren, um erneut aufflackernde Glutnester in den komplett zerstörten ehemaligen Stallungen abzulöschen.
Nur ein wildes Gerippe ist von der ausgedehnten Halle geblieben. Reste vom Wellblechdach hängen an verkohlten Balken und durchgebogenen Eisenträgern. So verheerend muss die Gluthitze gewesen sein, als die Feuerwehr um kurz nach 2 Uhr zu dem Inferno gerufen wurde.
Am Boden sind ausgeglühte Reste von landwirtschaftlichen Anhängern und anderen Maschine auszumachen. Seitlich lagern ein paar Tanks und Mülltonnen. Über allem hängt noch am Mittag ein beißender Gestank von Rauch.

Ausgeglühte Gerippe von landwirtschaftlichen Anhängern stehen in den Resten der abgebrannten Halle. © Reinhard Schmitz
Schaumteppiche in der Ruine lassen erahnen, mit welchem Aufwand die Einsatzkräfte gegen die Flammen vorgehen mussten. In der Sommersonne wirken sie teilweise fast idyllisch – wie ein Rest von Gletscherschnee, den man auf einer Bergwanderung entdeckt. Daneben liegen noch ein paar Schläuche im Gras, die in der Nacht zurückgelassen wurden.
Die Einsatzkräfte konnten verhindern, dass die Flammen auf die umstehenden Bäume und eine weitere, halboffene Halle übergriffen. Nachbarn von der Justizvollzugsanstalt erzählen, dass sie wohl als Stellplatz für Campingmobile genutzt worden sei.
Eine Hälfte ist leer, in der anderen parken ein Wohnwagen-Anhänger und ein Transporter. Auch eine Art Werkstatt mit Hebebühne scheint es hier zu geben. Ob sie zuletzt noch benutzt wurde? Das Radio im Regal ist ein uralter Röhrenempfänger.

Ein Wohnwagenanhänger und ein Transporter standen in der halboffenen Halle gegenüber des Brandortes, die vom Feuer verschont blieb. © Reinhard Schmitz
Die Stange einer analogen Fernsehantenne ragt über dem weißen Bungalow im hinteren Teil des Geländes in den blauen Sommerhimmel. Einen ständig bewohnten Eindruck macht er nicht, obwohl auf der Terrasse vor der Haustür ein ovaler Plastiktisch und eine stabile Sitzbank bereitstehen.
Der „Harvestor“ fütterte die Bullen per Laufband automatisch
Von dem in die Jahre gekommenen Wohnhaus fällt der Blick auf die Rückseite des mächtigen Siloturms, auf dem noch die stolze Aufschrift „Harvestor“ prangt. Er muss aus der Aufbruchszeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammen, als der Bauernhof gebaut wurde.
„Der Bauer Walter Himmelmann wurde in den 50er-Jahren ausgesiedelt“, weiß das Ergster Ur-Gestein Bernhard Vickermann (88). Der Landwirt, übrigens einer der wenigen Stalingrad-Überlebenden, habe sein angestammtes Grundstück Auf dem Hilf/Mühlendamm für das Transportunternehmen Holzrichter verlassen.

Von der Terrasse des im hinteren Bereich des Geländes stehenden Bungalows fällt der Blick auf den hohen Siloturm des Harvestors, der in den 1950er-Jahren eine hochmoderne Technik aus den USA war. © Reinhard Schmitz
In der Senke unterhalb der Letmather Straße/B236 sei ein neuer Hof für die Bullenmast entstanden, berichtet Bernhard Vickermann weiter. Sein Wahrzeichen war der Harvestor, eine damals hochmoderne Technik aus Amerika. Von oben sei Gras (heute würde man Mais verwenden) eingeblasen worden. Das Futter wurde dann unten mittels einer Fräse entnommen und über ein Laufband direkt in die Tröge gefüllt.
Auf dem Himmelmannschen Feld sollte ein neuer Edeka entstehen
Nach dem Tod der Altbauern – so Bernhard Vickermann weiter – habe der ältere der beiden Söhne den Betrieb noch etliche Jahre im Nebenerwerb weiter bewirtschaftet. Heute seien die Ackerflächen an andere Berufskollegen verpachtet.
Eine davon, gegenüber der Einmündung Letmather Straße/Ruhrtalstraße gelegen, wurde unlängst noch Thema der Politik. Die CDU hatte vorgeschlagen, dort dem Edeka die Möglichkeit zum Bau eines zeitgemäßen, größeren Verkaufsmarkts zu geben. Letztlich scheiterte das Projekt „Himmelmannsches Feld“ aber.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
