In eine Seenplatte verwandelt hatte das Wasser der Ruhr die Kleingartenanlage Amsel und das benachbarte Gelände des Hundevereins.

In eine Seenplatte verwandelt hatte das Wasser der Ruhr die Kleingartenanlage Amsel und das benachbarte Gelände des Hundevereins. © Reinhard Schmitz

Katastrophen-Juli 2021: Elsebad säuft ab und die Ruhrauen werden zur Seenplatte

rnHochwasser-Rückblick

Im Elsebad kann man wieder schwimmen, am Ruhrufer spazieren gehen und die „Amsel“-Gärtner züchten ihr Gemüse. Danach sah es vor einem Jahr nicht aus, als Starkregen auch Schwerte flutete.

Schwerte

, 14.07.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Ruhrbrücke in Villigst schien unter den Füßen zu erzittern. Nur noch gut eine Handbreit Platz blieb unter ihren Trägern und bis zum Wasserspiegel der extrem angestiegenen Ruhr.

Die reißenden Fluten trieben Äste, Autoreifen und anderen Unrat mit sich, die sie irgendwo auf dem Weg vom Sauerland nach Schwerte weggerissen hatten. Vom Ruhrtalradweg, der den Fluss begleitet, war keine Spur mehr.

Die kompletten Ruhrwiesen hatten sich in eine riesige Seenplatte verwandelt, nachdem am 14. Juli 2021 der sintflutartige Regen eingesetzt hatte.

Erst am Abend gingen die Einsätze Schlag auf Schlag los

Dass eine solche Katastrophe über die Stadt und die Region hereinbrechen sollte, danach hatte es rotz Warnungen der Wetterdienste lange Zeit gar nicht ausgesehen.

Nicht einen einzigen Einsatz konnte die Feuerwehr noch am Mittag des Katastrophentages entspannt vermelden. Ab dem späten Nachmittag ging es für die Einsatzkräfte dann auf einmal los. Sintflutartiger Regen ließ die Pegel der Ruhr in atemberaubendem Tempo anschwellen.

Fast die gesamten Auen nahm die Ruhr an der Brücke in Villigst ein. Vom parallel verlaufenden Ruhrtalradweg war keine Spur mehr zu sehen.

Fast die gesamten Auen nahm die Ruhr an der Brücke in Villigst ein. Vom parallel verlaufenden Ruhrtalradweg war keine Spur mehr zu sehen. © Reinhard Schmitz

„Sowas habe ich noch nie erlebt“, sagte der erfahrene Leiter der Schwerter Feuerwehr, Wilhelm Müller. Bauern mussten eiligst informiert werden, um ihre Rinderherden aus den Uferauen in Sicherheit zu bringen. Keller waren auszupumpen und Straßen freizumachen.

Unter der Eisenbahnunterführung an der Dorfstraße in Geisecke war eine Autofahrerin mit ihrem Pkw in den tiefen Wassermassen steckengeblieben, die sich dort angesammelt hatten. Und wer in der Altstadt wohnte, durfte sein Auto ausnahmsweise auf dem höhergelegenen Markt in Sicherheit bringen.

Am schlimmsten betroffen war in der Stadt das Elsebad

Die Laubenpieper von der Kleingartenanlage „Amsel“ waren Überschwemmungen gewohnt. Aber die größte Katastrophe traf diesmal das Elsebad. Der Elsebach trat dermaßen über seine Ufer, dass er nicht nur die Liegewiesen und den Parkplatz überschwemmte.

Die schmutzig-braune Flut schwappte auch in das Schwimmbecken und vor allem in den Technikkeller und die unterirdische Kammer mit den Umwälzpumpen. Die im selben Wirtschaftsgebäude beheimateten Helfer der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) erlitten ebenfalls schwere Schäden.

Unter der Eisenbahn-Unterführung an der Geisecker Dorfstraße war ein Pkw in den Wassermassen steckengeblieben. Nachdem die Feuerwehr die Stelle trockengelegt hatte, konnten Helfer ihn wegschieben.

Unter der Eisenbahn-Unterführung an der Geisecker Dorfstraße war ein Pkw in den Wassermassen steckengeblieben. Nachdem die Feuerwehr die Stelle trockengelegt hatte, konnten Helfer ihn wegschieben. © Reinhard Schmitz

Bereits am nächsten Morgen zeigte sich, wie tief das Elsebad in der Bevölkerung verwurzelt ist. Mit Schüppen und anderem Gerät kamen Freiwillige heran, um die Schlammschichten von Gras, Wegen und Gebäuden zu beseitigen, bevor sie antrocknen konnten.

Während dieser Arbeiten machte sich in der Stadt der nächste Schock breit. Das Stauwehr der Wasserwerke Westfalen in Wickede-Echthausen, so hieß es, drohe durch den Druck der Fluten zu brechen und müsse geöffnet werden. Doch die dadurch verursachte Welle ließ den Pegel der Ruhr glücklicherweise nur noch geringfügig ansteigen.

Helfer bemühten sich, den Parkplatz des Elsebads von der schmierigen Schlammschicht zu befreien, die die Flut mitgebracht hatte.

Helfer bemühten sich, den Parkplatz des Elsebads von der schmierigen Schlammschicht zu befreien, die die Flut mitgebracht hatte. © Reinhard Schmitz

Saison im Elsebad war zu Ende

Die Saison im Elsebad, wegen der Corona-Krise ohnehin erst mit deutlicher Verspätung gestartet, war schlagartig zu Ende. Die lange von der Stadt geplante Familien-Olympiade konnte dann zwar stattfinden, jedoch ohne Benutzung des Schwimmbeckens.

Selbst das beliebte Hundeschwimmen zum Saisonausklang musste ausfallen. Aber die Spendenbereitschaft war groß, um das Bürgerbad zu retten.

Komplett abgesoffen war der Technikkeller des Elsebads mit den Pumpen.

Komplett abgesoffen war der Technikkeller des Elsebads mit den Pumpen. © Reinhard Schmitz

Die Schäden in der Ruhrstadt, so schlimm sie auch waren, zeigten sich im Vergleich zu anderen Orten aber noch als überschaubar. Man musste gar nicht mal bis ins völlig zerstörte Ahrtal blicken, wo freiwillige Helfer vom Roten Kreuz Schwerte bei den Aufräumarbeiten halfen.

Schon in der Nachbarstadt Hagen hatten die Fluten schwerste Zerstörungen angerichtet. In der Innenstadt ging eine ganze Einkaufsgalerie unter, in Hohenlimburg soffen Straßenzüge und Bahngleise ab. Und auch im benachbarten Bahnhof Letmathe waren die Schäden so groß, dass Transporte für die dortige Industrie teilweise auf dem Gleisanschluss der Schwerter Profile auf Lkw umgeladen wurden.

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