
Rund 28 Tonnen unversteuerten Tabaks stellten die Ermittler im Lager sicher. © ZFA Essen
Tabak für 28 Millionen Zigaretten: Illegale Fabrik in Iserlohn ausgehoben
Zollfahnder in Iserlohn
Eine illegale Zigarettenfabrik hat die Zollfahndung in Iserlohn beschlagnahmt. Sie war in einer ehemaligen Großmarkthalle eingerichtet. Die Metro hatte sich erst 2021 von dem Objekt zurückgezogen.
In der einen Halle ein Tabakberg, der sich fast bis zur Decke auftürmte. In einer anderen Abteilung 20.000 Zigarettenstangen mit gefälschten Aufdrucken klingender Marken wie „Marlboro“, aber ohne echte Steuerbanderolen.
Ein Stück weiter ein riesiges Lager, in dem sich fertige Ware kartonweise zum Weitertransport stapelte: Eine komplett eingerichtete illegale Zigarettenfabrik haben Zollfahndung und Polizei in Iserlohn-Dröschede ausgehoben.
13 Tatverdächtige wurden in Haft genommen
Der Steuerschaden geht den Angaben der Behörden zufolge in die Millionenhöhe. 13 Tatverdächtige wurden in Haft genommen, wie der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli, mitteilt. Es handele sich um Männer im mittleren Alter, die aus verschiedenen Nationen Osteuropas stammten.

Hergestellt wurden in der illegalen Fabrik Fälschungen bekannter Zigarettenmarken. © ZFA Essen
Der Zufall hatte die Behörden auf die Spur der Fabrik gebracht, die in einem früheren Metro-Großmarkt eingerichtet worden war. Nach einem fälschlichen Brandalarm waren Kräfte von Feuerwehr und Polizei bei einer Nachschau in dem Gebäude auf eine große Menge Tabak und Zigaretten gestoßen. Umgehend informierten sie das zuständige Zollfahndungsamt Essen, das die Staatsanwaltschaft Hagen mit einschaltete.
Zollfahnder aus Essen haben das Objekt durchsucht
In den früheren Abendstunden des vergangenen Donnerstags (30.6.). durchsuchten dann die Essener Zollfahnder das Gewerbeobjekt. Den Angaben zufolge stellten sie dabei 28 Tonnen unversteuerten Feinschnitttabak, rund 20.000 Stangen illegal produzierter Zigaretten, weitere geschätzt 5 Kubikmeter lose Zigaretten sowie Produktions- und Verpackungsstraßen sicher.

Ein Lager für die fertig produzierten und verpackten Stangen illegaler Zigaretten namhafter Marken gab es in der Fabrik auch. © ZFA Essen
Die Ermittlungen wurden am nächsten Tag fortgesetzt. Eine Zählung ergab, dass mindestens 5.714.000 Zigaretten illegal produziert worden waren, was einen Steuerschaden von 982.625,15 Euro ergab. Auf weitere 2.138.753,50 Euro wurde der Steuerschaden durch den bereitgestellten Tabakvorrat berechnet.
„Aus dem sichergestellten Feinschnitt hätten erfahrungsgemäß etwa 28 Millionen Stück gefälschte, unversteuerte Zigaretten hergestellt werden können“, rechnet Heike Sennewald, Pressesprecherin des Zollfahndungsamtes Essen, vor.
Die Metro hatte ihren Markt dort erst im April 2021 geschlossen
Die rund 100 beteiligten Einsatzkräfte – darunter auch das Technische Hilfswerk Iserlohn und die Polizei des Märkischen Kreises – stellten bei ihrer Erkundung der Örtlichkeiten fest, dass der ehemalige Großmarkt in verschiedene Produktions- und Lagerbereiche aufgeteilt worden war. So gab es einen Produktionsteil mit einer Maschine zur Zigaretten-Herstellung, einen Bereich zur Tabak-Trocknung und -Zerkleinerung, ein Tabak- und ein Vormateriallager sowie ein Lager für die fertige Ware. Außerdem wurde eine Art Wohntrakt vorgefunden, der mit Aufenthaltsraum, Küche, Bädern und Schlafräumen ausgestattet war.

Ein komplette Fabrik zur illegalen Herstellung von Zigaretten entdeckten die Fahnder in der ehemaligen Metro-Halle in Iserlohn-Dröschede. © ZFA Essen
Das komplette Gelände wurde von den Fahndern sichergestellt. Die gehen jetzt unter anderem auf die Suche nach den Hintermännern der Festgenommenen. Offen ist außerdem beispielsweise noch die Frage, wie lange die illegale Fabrik schon betrieben worden ist. Die Metro hatte sich erst im April 2021 von dem Objekt zurückgezogen und ihren Großmarkt dort geschlossen. Zu klären sind auch noch die Vertriebswege, auf denen die illegalen Zigaretten zu den Kunden gebracht werden sollten. „Es gibt offensichtlich einen Markt“, sagt Oberstaatsanwalt Dr. Pauli.
Auf den werden die Millionen Zigaretten jetzt aber nicht mehr kommen. Wie alle Zigaretten werden sie letztlich verbrannt. Aber nicht von Rauchern, sondern in einer Entsorgungsanlage.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
