
Mit der 1. Polizeihauptkommissarin Sonja Wundrock (51) leitet zum ersten Mal eine Frau die Polizeiwache in Schwerte. © Reinhard Schmitz
Sonja Wundrock (51) aus Kamen ist die neue Chefin der Schwerter Polizeiwache
Polizeiwache Schwerte
Sonja Wundrock hat eine Männerdomäne geknackt. Sie ist die neue Chefin der Polizeiwache Schwerte. Die Stadt sicherte ihr gleich zu Beginn Mitsprache zu, falls die Politik flächendeckend Tempo 30 ansinnt.
Eine Schleichstadt mit großflächiger Tempo-30-Bremse und eine rasche Polizeipräsenz vor Ort – das passt nicht zusammen. Diese Sorgen wurden bei der Vorstellung der neuen Leiterin der Polizeiwache Schwerte, der 1. Polizeihauptkommissarin Sonja Wundrock (51), laut.
Noch ist die Schwerter Station dank ihrer räumlich zentralen Lage die Vorzeigestadt im Kreis Unna, wenn es um die Einsatz-Reaktionszeit geht – die entscheidenden Minuten zwischen dem Auflaufen eines Alarms und dem Eintreffen am Einsatzort.
Tempo-30-Zonen bremsen Blaulicht-Fahrten
„Es ist unser Anspruch, möglichst schnell den Bürgern zu helfen, insbesondere in kritischen Situationen“, betonte Torsten Juds, Abteilungsleiter Polizei bei der Kreispolizeibehörde Unna. Doch dabei werden die Streifenwagen ausgebremst in Kommunen, die nach dem Lärmaktionsplan des Landes NRW auch Hauptzufahrtsstraßen in Tempo-30-Strecken umgewandelt haben.
Das Problem: Bei sogenannten Sonderrechtsfahrten – also mit Blaulicht und Martinshorn – begeben sich die Beamten selbst in Gefahr, sobald sie auf mehr als das Doppelte der zulässigen Geschwindigkeit beschleunigen. Wenn dann etwas passiert, könne es als grobe Fahrlässigkeit und rücksichtsloses Handeln gewertet werden, so Torsten Juds.

Die neue Leiterin der Polizeiwache Schwerte, 1. Polizeihauptkommissarin Sonja Wundrock (M.), begrüßten (v.l.) der Leitende Polizeidirektor Torsten Juds (Abteilungsleiter Polizei), Landrat und Kreis-Polizeichef Mario Löhr, Bürgermeister Dimitrios Axourgos sowie der städtische Ordnungsdezernent Niklas Luhmann. © Reinhard Schmitz
Auch in Schwerte könnte es soweit kommen. Mann wisse von Bestrebungen in Teilen von Politik und Vereinen, „Tempo 30 und 20 flächendeckend einzuführen“, berichtete Bürgermeister Dimitrios Axourgos. „Wir haben noch keinen Antrag“, sagte der Rathauschef. Aber er könne der Polizei zusichern, in diesem Fall ihre Stellungnahme einzuholen.
Darum bat auch der Polizeichef des Kreises, Landrat Mario Löhr, der noch auf eine weitere Folge hinwies: In anderen Städten brachten neue Tempolimits die Busse der VKU derart aus dem Takt, dass sie ihre Fahrplanzeiten nicht mehr einhalten konnten.
„Frauenpower“ an der Spitze von Polizei und Ordnungsamt
Nicht nur beim Thema Verkehr ist das Zusammenspiel von Polizei und Stadtverwaltung gefragt. „Wir pflegen eine enge Ordnungspartnerschaft“, erklärte Dimitrios Axourgos mit Blick auf seinen eigenen Kommunalen Ordnungsdienst, der seit dreieinhalb Jahren auf Streife sei.
Der neuen Wachenleiterin der Polizei bot er an: „Wir sind eine Stadt, die kurze Dienstwege pflegt.“ Und außerdem – so ergänzte der städtische Ordnungsdezernent Niklas Luhmann – gebe es hier „Frauenpower“. Denn auch das Ordnungsamt im Rathaus stehe unter der Leitung einer Frau.
Bei Sonja Wundrock lief die Stadt mit ihrem Wunsch nach weiterhin guter Zusammenarbeit wie mit ihrem Vorgänger Andreas Valeri offene Türen ein.
„Mir liegen Netzwerke zu anderen Behörden am Herzen“, erklärte Sonja Wundrock. Ihre Wache an der Hagener Straße, ausschließlich für Schwerte zuständig, gibt ihr dabei besondere Möglichkeiten: Es ist die einzige im Kreis Unna, bei der die Leitung autark mit den Kommunen kommunizieren kann.
Die neue Polizeichefin kommt aus Kamen und kennt Schwerte schon
Wie wichtig Teamarbeit ist, hat die 51-jährige Kamenerin schon bei den verschiedensten Führungsaufgaben erfahren, die sie in ihrer langen Polizeikarriere übernommen hat. Bevor sie 2007 zur heimatlichen Kreispolizeibehörde Unna kam, war sie bei der Hundertschaft Fußballstadien auf der „Rheinschiene“ (für Aufgaben rund um die damalige Bundeshauptstadt Bonn) und nach dem Studium acht Jahre lang bei der Autobahnpolizei am Kamener Kreuz im Einsatz.
Danach war sie unter anderem tätig in der Leitstelle, als Gleichstellungsbeauftragte und im Verwaltungsgeschäft der Direktion Zentrale Aufgaben, wo sie hinter die Kulissen der Polizeiarbeit blicken konnte.
Schwerte kennt die begeisterte Triathletin, die sich auch im Sport gern vernetzt, schon von seiner Schokoladenseite. Mit dem Mountainbike war sie oft im Ruhrtal unterwegs. Jetzt muss Sonja Wundrock auch die weniger schönen Seiten in den Blick nehmen. „Ziel ist es, die Zahl der Verkehrsunfälle weiterhin auf niedrigem Niveau zu halten“, erklärte sie. Bei Diebstahl und Straßenraub sei die Aufklärungsquote schon verbessert worden.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
